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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Ungetüms auf aus dem schäumenden Meer. Ein Haupt mit einem Gesicht gänzlich aus tiefrotem Stein. Darin war eine einzige Öffnung zu erkennen, ein Auge, erstarrt wie das steinerne Gesicht, aber voll lebendiger Grausamkeit. Dieses Auge kam immer näher. Der Hass sammelte sich darin wie in einem Becken, wogte und schwoll an. Und dann brach der Schmerz über ihn herein. Unbarmherzig, erdrückend, unerträglich. Er wollte schreien, nur noch schreien. Es musste doch wenigstens ein Laut aus seiner Kehle zu pressen sein …
    Megas erwachte mit einem lauten Schrei und fuhr hoch. Gleich darauf zwangen ihn die Schmerzen in Rumpf und Kopf stöhnend auf seine Matratze zurück. Das Bett schwankte seltsam, und überhaupt schien der ganze Raum, in dem er sich befand, in Bewegung zu sein. Es war ein rhythmisches Knarren zu hören, und in etwas größeren Abständen wurde der Raum von Stößen erschüttert, begleitet von einem klatschenden Geräusch. Sein Kopf fühlte sich an wie ein Sack voller Scherben und war auch ungefähr so nützlich. Es dauerte lange, bis er das, was er sah und hörte, zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen konnte.
    Er war auf einem Schiff! Genau wie es nach seinem Fluchtplan vorgesehen war. Es hatte in einer kleinen Bucht östlich von Seewaiths Hafen warten sollen, bis er mit den Assassinen nach Erledigung ihres Auftrags an Bord kam. Soweit schien alles, wie es sein sollte, und doch lag er hier mit schmerzenden Gliedmaßen wie nach einer brutalen Kneipenprügelei. Megas massierte seine Schläfen und schloss dabei die Augen, um sich besser konzentrieren zu können.
    Bei den Göttern, jetzt fiel es ihm wieder ein, es war alles misslungen! Dabei hatte er es so perfekt vorbereitet. Jahrelanges Planen, und wofür? Die Assassinen waren zu früh gekommen, damit hatte die ganze Misere angefangen. Arden mit diesem Schwert … Der Erinnerungsfaden riss wieder ab, und Megas fluchte über die Unzulänglichkeit seines Gehirns. Was kam dann, warum war sein Plan gescheitert?
    Wie ein Schwall eiskalten Wassers überfielen ihn mit einem Mal die Bilder jener Nacht. Und überall war Artons Gesicht, seine blutigen, erstarrten Züge und das eine durchdringende Auge. Ihn fröstelte, und er zog die kratzige Wolldecke seines Bettes bis zum Kinn. Alles stand ihm jetzt wieder klar vor Augen, was aber nicht bedeutete, dass er eine Erklärung für das Geschehene gehabt hätte. Megas ertappte sich dabei, wie er zu zittern begann. Er konnte sich noch so oft einreden, dass es nur der Kälte wegen war, er wusste es besser. Angewidert von seiner eigenen Schwäche, schlug er die Decke wieder zurück und hob behutsam seinen Oberkörper an. Die Schmerzen legten einen Schleier über seine Augen, sodass er sich mit den Ellbogen abstützen musste, um nicht ohnmächtig zurückzusinken. Schließlich gelang es ihm unter größter Willensanstrengung, seinen Oberkörper in eine senkrechte Position zu zwingen und seine Beine über den Matratzenrand zu hieven. Vorsichtig unterzog er seinen Leib einer genaueren Untersuchung, wobei er keine äußerlich erkennbaren Wunden feststellen konnte. Trotzdem fühlte er sich, als wäre er von einem Pferd durch ein Schotterfeld geschleift worden, also mussten doch Zeichen einer Verletzung zu finden sein. Aber es waren nicht einmal blaue Flecken oder Blutergüsse auf seiner Haut zu erkennen, daher – so folgerte er – mussten die Schmerzen, was auch immer ihre Ursache sein mochte, von innen kommen.
    Megas zwang sich, mit dem Selbstmitleid aufzuhören. Er spuckte verächtlich aus. Was war nur aus ihm geworden? Ein zitternder, lamentierender Feigling, der keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Er musste herausfinden, was während seiner Ohnmacht geschehen war.
    »Hallo?«, rief er so laut, wie es die Schmerzen zuließen. »Hallo, hört mich jemand?« Megas lauschte auf eine Antwort, doch außer dem rhythmischen Knarren des Schiffsrumpfs war nichts zu vernehmen. »Verdammt, sitzt ihr auf euren Ohren?«, schrie er lauter, als für seine strapazierten Eingeweide gut war. Endlich wurde die Tür zu seiner Kabine aufgestoßen, und eine gebeugte Gestalt mit einer Öllampe kam in einem eigenartig watschelnden Gang herein.
    »Ehrwürdiger Prinz, Ihr seid erwacht!«, ertönte eine samtweiche, volle Stimme, die so gar nicht zu der missgestalteten Figur, die nun vor Megas stand, zu passen schien. »Ich freue mich, dass Ihr wohlauf seid.«
    »Lass die Heuchelei, Josh«, erwiderte Megas ungehalten. »Sag mir lieber, was

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