Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
geschehen ist!«
»Nun«, begann sein Gegenüber zögernd, »wo soll ich am besten anfangen? Ihr wart nahe an Xelos’ Feuer gestanden, und es braucht immer lange, um von dort wieder zurückzukehren.«
»Lange? Wie lange?«, fragte Megas erstaunt.
»Wir sind noch zwei Tagesreisen von Tilet entfernt.«
»Zwei Tagesreisen?« Megas war völlig entgeistert. »Ich war drei Tage besinnungslos?«
»Beinahe vier, um genau zu sein«, in der samtigen Stimme lag scheinbar echtes Mitgefühl, »und mehr als die Hälfte davon war nicht klar, ob Ihr je wieder Cits Licht erblicken würdet.«
»Bei den Göttern«, entfuhr es Megas. »Ich war schwerer verwundet, als ich dachte.«
»Ihr habt recht«, bestätigte Josh, wobei er die Öllampe etwas höher hielt, sodass der Lichtschein auf sein entstelltes Gesicht fiel. Es schien seltsam falsch zusammengesetzt zu sein, denn die Nase krümmte sich in einem unnatürlichen Winkel nach rechts, der linke Mundwinkel war nicht mehr richtig zu erkennen, sondern löste sich in einem ausgefransten Narbengeflecht auf, beide Ohrmuscheln fehlten, und das ganze Gesicht bedeckte ein Mosaik aus vernarbten Schnitt- und Brandwunden. Nur die Augen des Mannes waren unversehrt.
»Es handelte sich wohl um sehr ernste Verletzungen, die Euch zugefügt wurden, nur eigenartigerweise konnte unser Schiffsarzt keine Wunden feststellen. Wir nahmen daher an, dass Ihr vergiftet wurdet.«
»Vergiftet!« Megas lachte kurz auf, was ihm aber sogleich einen schmerzhaften Stich durch den Magen jagte. »Ja, vielleicht kann man das so sagen«, fuhr er mit zusammengebissenen Zähnen fort, »doch es ist auch gleichgültig. Viel wichtiger ist, was mit den Assassinen und Arton geschehen ist.«
Josh versuchte ein Lächeln, das sich allerdings nur auf seinen rechten Mundwinkel erstreckte und daher sein Gesicht in absonderlicher Weise verzerrte. »Wie abgesprochen, warteten wir in der Bucht östlich von Seewaith auf Eure Ankunft. Natürlich rechneten wir damit, dass der Anführer der Meuchler Euch begleiten würde, da er Euch den geheimen Fluchtweg unter der Stadtmauer hindurch und an den Torwachen vorbei weisen musste. Außerdem war ja verabredet, dass er die zweite Hälfte des Blutgeldes erhalten sollte, wenn der Auftrag abgeschlossen wäre. Für eine unangenehme Überraschung aber sorgte das Auftauchen einer Gruppe von nicht weniger als dreißig Bewaffneten, sodass wir zunächst schon befürchteten, entdeckt worden zu sein. Offensichtlich handelte es sich aber nur um eine Eskorte für die stark dezimierte Einheit der Assassinen. Gedeckt von ihren waffenstarrenden Komplizen, betraten die fünf einzigen Überlebenden des Überfalls auf die Kriegerschule unser Schiff und luden Euren leblosen Körper an Deck ab. Sie tischten mir einige verworrene Schauergeschichten auf und beschwerten sich bitterlich darüber, dass sie so viele Leute eingebüßt hätten, so als sei ihre Unfähigkeit unsere Schuld. Danach besaßen sie sogar noch die Dreistigkeit, den Rest ihrer Bezahlung einzufordern, obwohl sie Euch mehr tot denn lebendig zurückgebracht hatten. Sie behaupteten, dass Ihr, mein Prinz, ihnen entscheidende Informationen über die Gefährlichkeit des Anschlagsziels vorenthalten hättet und auch nicht Eurer Aufgabe nachgekommen wäret, alle Erenors im Park zu versammeln, wo sie leicht zu überwältigen gewesen wären. Dadurch – so sagten sie – wart Ihr für den katastrophalen Verlauf des Unternehmens hauptverantwortlich, und eine volle Entlohnung für die wenigen Überlebenden sei nur recht und billig.«
»Diese verdammten … die haben die Frechheit, mir die Schuld zu geben?« Megas schäumte vor Wut. »Und sie wollten für ihre Unverschämtheit auch noch bezahlt werden?«
»So ist es, mein Prinz«, antwortete Josh und zog entschuldigend den Kopf zwischen die Schultern. »Wahrscheinlich kamen sie deshalb mit solch zahlreicher Unterstützung, weil sie befürchteten, wir könnten ihre freche Forderung zum Anlass nehmen, sie einfach zu beseitigen. Angesichts ihrer Übermacht blieb mir jedoch keine Wahl, als ihnen das Geld auszuhändigen.«
»Das ist nicht zu fassen!« Im Zorn wollte Megas aufspringen, doch die Schmerzen in seinem Unterleib belehrten ihn eines Besseren. »Sie haben ja nicht einmal ihre Arbeit zu Ende gebracht! ›Alle Erenors sollen sterben‹, so lautete ihr Auftrag. Arden wurde, soweit ich erkennen konnte, nicht einmal ein Haar gekrümmt, und Arton war zu dem Zeitpunkt, als ich die Besinnung verlor, ebenfalls
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