Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
den derzeitigen Inselkönig aufzulehnen. Und wenn all seine Ränke schließlich von Erfolg gekrönt wären – so erhoffte es sich Megas jedenfalls –, dann würde er der neu ernannte Herrscher des Inselreichs sein.
Aber noch bevor sein Plan in Erfüllung gehen konnte, erlitt Prinz Megas einen herben Rückschlag. Denn eines seiner Schiffe mit einem Laderaum voller Schmiedewaren wurde von der königlichen Flotte vor der Küste Ho`Tobas entdeckt, wodurch die Unterstützung der Rebellen durch die Insel Ho’Neb offenkundig wurde. Megas’ Vater, der Inselherr von Ho’Neb, konnte glaubhaft versichern, nichts von einer Beteiligung seiner Flotte am Handel mit den Feinden des Inselkönigs gewusst zu haben. Auch Megas wies jegliche Schuld von sich und schob die Verantwortung seinen Flottenkapitänen zu. Da man den Sohn eines Inselherrn nicht einfach ohne konkrete Beweise verdächtigen konnte, unterzog man zunächst die Kapitäne der einzelnen Schiffe einer genauen Befragung. Als dabei jedoch nichts herauskam, wurden vor allem auf Betreiben des Beraters des Königs, Abak Belchaim, bei dem Kommandeur der Flotte, Joshua Tabuk, die Mittel der Befragung etwas verschärft. Vier Tage lang wurde er von den königlichen Folterknechten gequält, um die Beteiligung des Prinzen Megas an den verräterischen Waffengeschäften aufzudecken, aber der Kommandeur verriet nichts. Sein Schweigen machte aus ihm einen Krüppel.
Freilich stärkte Megas sein Durchhaltevermögen ein wenig, indem er Josh mitteilen ließ, dass das Leben seiner Tochter in großer Gefahr sei, falls er sich zu einem Geständnis hinreißen ließe. Josh Tabuks Tochter war ebenso hübsch wie naiv und wurde, ohne es zu wissen, zu einem Druckmittel gegen ihren Vater.
Megas lächelte wieder in seiner gewohnt selbstsicheren Art, denn er wusste, dass Kapitän Tabuk aus Angst um seine Tochter ihm gegenüber stets loyal sein würde. Und außerdem hatte Megas damals in der jungen Tabuk zusätzlich noch eine hingebungsvolle Gespielin gefunden, denn ironischerweise hatte sie ausgerechnet ihn zum Ziel ihrer leidenschaftlichen Liebe erwählt.
Megas konnte letztendlich nichts mit Sicherheit nachgewiesen werden, trotzdem waren die Indizien, die auf seine Beteiligung an dem Waffenschmuggel hinwiesen, so zahlreich, dass er zwar nicht wegen Hochverrats angeklagt wurde, jedoch trotzdem aus dem Inselreich verbannt werden sollte. Abak, der erste Berater des Königs, bot Megas an, stattdessen im weit entfernten Fendland einen wichtigen Auftrag zu übernehmen, dessen Lohn seine Begnadigung durch den König sein sollte.
So verschlug es Megas also nach Seewaith in die Kriegerschule Ecorim. Dort beschränkte sich seine Tätigkeit vorläufig darauf, zu beobachten und gelegentlich dem Berater des Königs Meldung zu machen. Auch hierbei war ihm Josh von Nutzen, der Megas’ Nachrichten im Hafen von Seewaith in Empfang nahm und zuverlässig mit dem Schiff nach Tilet weiterleitete. Da dieser Weg aber auf Dauer zu zeitaufwendig schien, war Abak Belchaim auf die Idee mit den Brieftauben gekommen. Somit musste sich Megas zusätzlich auch noch mit der Aufzucht von vier Taubenküken herumschlagen, und das, ohne dabei in der Schule Ecorim Verdacht zu erregen. Da er aber, bis auf die durchaus willkommene Möglichkeit, seine Kampffertigkeiten zu verbessern, während seines endlosen Aufenthalts dort kaum eine Beschäftigung hatte, begann ihm die Sorge für seine fliegenden Boten nach einiger Zeit durchaus Freude zu bereiten. Schließlich gab es kaum einen Vogel, der lange Strecken mit solcher Geschwindigkeit zurücklegen konnte, wie die kleinen Brieftauben. Megas bewunderte nichts mehr als die vollkommene Beherrschung einer Fälligkeit; und es gab kein Tier, das den schnellen und dauerhaften Flug weiter perfektioniert hatte als diese unscheinbaren Botenvögel. So tat es ihm fast leid, als er seine geflügelten Gefährten, sobald sie alt genug waren, in enge Käfige sperren musste, um sie mit dem Schiff nach Tilet zu schicken. In der Kriegerschule gab es niemanden, mit dem er außerhalb der Übungsstunden Umgang hatte. Natürlich war diese Zurückhaltung mehr als angebracht, denn schließlich wusste er, dass er alle dort früher oder später verraten musste. Freundschaftliche Kontakte wären da nur hinderlich, um nicht zu sagen gefährlich. So wurde ihm die Zeit sehr lang ohne seine Tauben, und er war mehr als erleichtert, als eines der Tiere aus Tilet zurückkehrte mit der Anweisung, seinen Auftrag endlich
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