Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Freunde nannte. Das hier war kein Blick in kommende Ereignisse, sondern aus dem tiefsten Tiefen seiner eigenen aufgewühlte Abartigkeiten, die umzusetzen er gezwungen werden sollte. Jemanden zu töten wäre gnadenvoll gewesen, es machte ihm nichts aus. Dies hier war schlimmer.
»Ein kleiner Vorgeschmack von dem was ihr werdet, mein elfischer Freund. Und genau das werdet ihr gezwungen sein zu tun. Es sei denn, ihr verratet mir was ich wissen will.«
Die Frau kam einen Schritt näher und Kelthran erkannte an ihr die schwarze, von einem goldenen Symbol verzierte Rüstung.
Kapitel 11
Der weiße König war in Bedrängnis als der Springer vorrückte. Gespannt wartete sie auf den nächsten Zug. Vorausgesetzt der Gegner begriff, wer der Reiter war, der das Ende des Spiels ankündigte.
So der Feind seine nächsten Schritte wohlbedachte, würde das Spiel nicht vorbei sein. Ob er es denn tat oder kopflos zum Gegenschlag ausholte, lag ganz bei ihm.
Karmaste betrachtete eingehend die Spielfiguren. Seltsam.
Die Bauern wurden stets zuerst gezogen. Sie opferten sich unwissend, da sie dazu dienten, das Spiel zu eröffnen oder zu fallen, um die anderen zu schützen. Hier aber war bisher keiner der Soldaten gefallen, obwohl das Spiel weit fortgeschritten war.
»Ihr hattet nicht auf mich gehört. Der Ritus kam zu keiner Zeit infrage. Glücklicherweise wusstet ihr nicht, dass es nicht funktionierte. Zu eurem Glück«, maßregelte Karmaste den hinter ihr stehenden.
Nacuds Stimme klang kratzig. »Und deren Leben habt ihr nicht gefährdet?«
»Im Gegensatz zu euch, weiß ich wozu sie in der Lage sind. Ihr seid nur darauf aus, die Menschen daran zu erinnern, dass die Hüter eine Aufgabe haben. Ihr erweist euch als weniger nützlich, als ich dachte.«
Zugegeben war dies eine Lüge. Nacuds Eigensinnigkeit, welche er mit Pflichtbewusstsein verwechselte, wollte nicht einsehen, dass der Orden sich eines Tages abwandte. Genau diese Eigensinnigkeit war bisher für sie nützlich. Unwissend erzeugte er Feinde, die sich gegen die Tousard verschworen. Sie selbst sah diese Kriegerin als einen Feind an und sie sah sich nicht im Unrecht. Verräterin nannte der Göttliche sie. Es war umgekehrt. Er hatte sie verraten.
»Und ihr wisst sicherlich«, fügte Karmaste nach einer Weile hinzu. »Man trennt sich all zu gerne von Unnützen.« Wieder schwieg sie kurz, als warte sie auf Antwort des hinter ihm stehenden. Nacud aber ließ kein Ton verlauten.
»Wenn sich der nächste Schritt als Fehlschlag herausstellen sollte, dann tötet sie.«
Sie konnte vor ihrem inneren Auge sehen, wie sich Nacuds Stirn fragend und irritiert in Falten legte.
»Ich soll …?«
»Macht es einfach. Widersetzt ihr euch erneut, so werde ich bedauern, euer Leben gerettet zu haben.«
Mit der Spitze einer weißen Strähne ihres Haars spielend, schenkte Karmaste ihre Aufmerksamkeit erneut dem Spielbrett vor sich. Sie konnte sich beim besten Willen nicht konzentrieren. Sie war Ihr Feind. Was sie wollte würde diese Tousard nicht begreifen.
Nacud hatte sich entfernt. Daher griff Karmaste zu einem auf dem Tisch liegenden Würfel, der neben dem besagtes Schachbrett seinen Platz gefunden hatte. Sie hielt ihn vor sich und wartete darauf, dass sich ihr Partner meldete. Während sie wartete, konnte sie nicht umhin einzugestehen, dass ihr Plan nicht neu war. Es war die Vision eines alten Themas. Sie schmunzelte. So vorhersehbar und doch undurchsichtig.
Eins ergab das andere, so wie jede Münze, jedes Schmuckstück zwei Seiten hatte. Ein Teilziel hatte sie erreicht. Sie würde auch das andere erreichen. Letztlich war jede Partie anders, das verfolgte Ziel aber stets das Gleiche.
* * *
»Über was denkt ihr nach, Belothar?«, fragte Deirdre ohne sich ihm zuzuwenden.
»Nichts«, log der Gefragte.
»Bindet einem anderen diesen Bären auf.«
Sollte er ihr aufzählen was ihm alles durch das Hirn ging. Wie wäre es mit seiner mitleiderregende Lebensgeschichte, welche die Blutmagierin sicherlich bald einzulullen vermochte.
»Nun?«
»Wie sollen wir diesen Sog aufhalten?«
»Macht euch keinen Kopf darum. Darüber nachzudenken bleibt Zeit genug. Ihr solltet euch auf das Naheliegende konzentrieren«, murmelte sie schlaftrunken.
»Das wäre? Ich habe es. Meinen Heißhunger nach Käse stillen, der immer im ungünstigsten Moment über mich kommt. Oder, ich könnte kochen. Das setzt uns sicherlich für mehrere Tage matt.«
»Das wäre eine Idee.« Deirdre richtete sich urplötzlich
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