Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
weiß einen Dreck davon, weil es ihnen von dem Schöpferhaus verboten wurde zu forschen um Erkenntnisse zu gewinnen. Und wenn sie es erfahren und anderen mitteilen könnten, so würde das unser Gefüge erschüttern. Selbst die Dämonen fliehen aus ihrer Heimat, weil es in der Welt der Lebenden weitaus sicherer ist, als in den Traumlanden. In den Tiefen und an den Grenzen Paneras ist der Sog stärker, besonders in den Tiefen. Paneras war als blühende Welt gedacht, aber es wurde zur Hölle unsere eigenen Träume.«
„Aber wir kämpften gegen Untote«, bemerkte Belothar, der aufmerksam zugehört hatte
»Ein Nebeneffekt, wenn der Strudel, der Strom in seinem Lauf gestört wurde. Wenn wir eine unbedeutende Ader aufschneiden, dann sprudelt Blut daraus hervor, der Organismus lebt trotzdem weiter. Das System funktioniert also weiterhin. Habt ihr vergessen, dass mein Bruder und ich Studien anstellten? So kamen wir erst darauf. Wir fanden weitaus mehr heraus: Wir könnten den Strudel stoppen, indem wir den Fluss endgültig unterbrechen ... und somit die Anderen von ihrer Quelle abschneiden.«
»Das wäre doch genauso Irrsinn. Dann erleben wir dasselbe«, warf Belothar ein. »Vielleicht sogar Tausendfach schlimmer.«
Deirdre nickte. »So ist es, aber es gibt eine andere Möglichkeit. Wir lenken den Strom um.«
»Umlenken?« Das Vorstellungsvermögen Belothars war überfordert.
»Ja. In ein neues Jenseits. Gewalt und Krieg vermögen wir nicht abzustellen, aber wir müssen einen Weg finden, den verdorbenen Kreaturen ihre Nahrung vorzuenthalten.«
Wenn das, was Deirdre erzählte, wahr sein sollte, dann hatte der San-Hüter Orden ein gewaltiges Problem an der Hand. Niemals konnten sie dem Herr werden. Vielleicht war dies der Grund dafür, dass sie nie wirklich versucht hatten einen anderen Weg zu suchen, als den, den sie kannten. Gerade da Belothar der Mut sank, trat Deirdre an ihn heran, griff nach seiner Hand und drückte sie. Diese kleine warme Hand, die seine viel größere umfassten, erfüllten ihn mit Ruhe.
»Blödsinn!«, sagte er nach einer Weile. »Ihr habt das euch ausgedacht.«
Statt jedoch auf die Herausforderung einzugehen, zwinkerte Deirdre einmal, dann ein zweites Mal.
»Wisst ihr. Es gibt eine dritte Möglichkeit. Es ist jener Weg, den die San-Hüter anfangs beschritten hatten, ihn jedoch vergaßen. Eure Waffe, Belothar. Sie ist eine von Vieren.«
»Vier Waffen? Ich hörte davon. Lutek hat einmal eine Geschichte erzählt, in der vier Waffen vorkam. Ein Märchen.«
»Märchen. Geschichten. Legenden. Sucht euch aus, welches die Wahrheit ist. Eure Waffe ist ein Seelenfänger. Ein Überbleibsel aus der hohen Zeit der Drachen und Elfen. Sie bindet die Seelen derer, die davon erschlagen werden.« Ein versonnenes Lächeln umspielte Deirdres Lippen.
Dieser zarte Bogen aus warmen Rot schlug Belothar in seinen Bann, dass er nicht mehr zu atmen wagte. Warum nur zogen ihn die Lippen der Magierin an? Warum faszinierte ihn die Bräune ihrer Haut, die feinen Härchen auf derselben, die nussbraunen Augen.
»Kampfesstahl, im feurigem Atem eines Drachen geschmiedet«, fuhr sie fort. »Das zweite seiner Art. Es ist ein Geschenk, Belothar. Ein Geschenk eurer Mutter.«
Ehe Belothar nur einen Gedanken an diese Worte verschwenden konnte, schmiegte sich Deirdres weicher Mund auf seinen. Zart und süß war der Kuss, der die Endlosigkeit in sich zu vereinen schien. Überfahren davon regte der Jungkönig keinen Muskel. Da die Liebkosung nicht aufhören wollte, legte er zaghaft seine freie Hand auf ihre Wange und zog die Blutmagierin sanft an sich heran. Gelöst und bereit dazu kostete er das Aroma der fremden Lippen und sog den ätherischen Dunst, der von ihre aufstieg, tief in sich auf.
* * *
Kelthran huschte aus dem Spalt der Tür. Bevor er seine Mission wahrnahm, warf er einen kurzen Blick zu dem am Boden liegenden Körper. Nur um sich zu vergewissern, dass er dem Jüngling nicht all seinen Lebenswillen beraubt hatte. Schlank, stattlich und ausdauernd war dieser. Das hitzige Ringen hatte Spaß gemacht und wäre er in gehobener Position, er würde den nach liebestoller Bezeugung gierenden, regelmäßig zu sich rufen. Der Brustkorb des Burschen hebte und senkte sich leicht. Er atmete tatsächlich. Kelthran nickte. Eine Leiche wäre zu viel des Guten gewesen. Er löste den Blick endgültig von dem Burschen und sah auf den Gang hinaus. Niemand anderes war zu sehen. Der Korridor war leer und finster. Mit ein paar lautlosen Schritten
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