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Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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stand er vor der Tür, die kurz zuvor bewacht war. Geschwind zückte der Elf den Schüsselbund, den er dem Jüngling entwendet hatte. Nach zwei Fehlversuchen mit dem falschen Schlossöffner hatte er endlich Zugang zu Cerciles Räumlichkeiten. Die Tändelei hatte dem Schöpfer sei Dank nicht zu lange gedauert. Andernfalls hätte ihn nun eine wutschnaubende Furie empfangen, die mit einer holden Maid leicht zu verwechseln gewesen wäre.
Kelthran hatte die Tochter des verstorbenen Generals gesehen. So biestig und eiskalt sie sein mochte, allzu gerne hätte er bei ihr das Eis zum schmelzen gebracht. Er seufzte. Dies herauszufinden würde wohl nie der Fall sein. Zu schade. Nun, er sollte sich darauf konzentrieren, sein Ziel zu erreichen.
Mit einem Schups stieß er die Tür endgültig auf und trat in den Raum. Die Kammer war leer wie sie voll war. Wo also konnte in den schrankgewordenen Ungetümen oder den zahllosen Truhen das Gesuchte sein?
Den Kopf leicht auf die Brust gesenkt, lehnte sich Kelthran gegen den massiven Schreibtisch. Er konnte schlecht alles durchsuchen. Soviel Zeit dürfte ihm nicht geblieben sein. Die Besitzerin könnte sich jederzeit aufmachen, um ihr Domizil aufzusuchen.
Für einen Augenblick der Schwäche gedachte der heimliche Besucher daran, sich bar jedweder Kleidung auf der großzügigen Lagerstatt zu präsentieren. Gewissermaßen als Geschenk für das etwas biedere Burgfräulein. Sie war sicherlich eins dieser harten Gehäuse, die zu Knacken einiges an Überzeugungskunst bedurfte.
Der Elf blinzelte diese Gedanken hinfort. Die soeben genossenen Wonnen hatten seine Lenden ein wenig beansprucht. Trotzdem regte sich in ihm ein Verlangen nach mehr, hatte er doch lange Zeit den körperlichen Genüssen entsagen müssen. Mit einem leisen Anflug von Wut auf sich selbst ließ Kelthran seine Hand auf die Tischplatte niederfahren. Eine kleine verborgene Schublade am Schreibtisch schob sich auf.
»Bruder Zufall, ich danke dir«, zischte Kelthran und lächelte. Er griff in die geheime Lade und entriss dieser eine Schriftrolle mit osgosainischen Siegel. Erstaunt lüpfte er eine Braue in die Höhe. »Osgosai? Das könnte eine spannende Lektüre sein«, murmelte er zu sich selbst. Und tatsächlich, was er darin las, da er das Siegel brach, verschlug ihm die Sprache. »Bei den Dämonen der Unterwelt ... wie kann das sein? Das ist nicht möglich!«, flüsterte er.
»Nicht möglich?«, fragte eine frauliche Stimme mit schwerem osgosainischen Akzent von der Türe her. »Das kommt ganz darauf an wie man es sieht, mein elfischer Freund.«
Das hinterhältige Grinsen der Frau sagte alles und Kelthran kannte dieses nur zu gut.  

    * * *  

    Kein Laut war zu hören. Kein winziger Strahl Licht zeigte sich. Dieser Raum war von allem was Leben bedeutete hermetisch abgeriegelt. Es brachte den Insassen dazu, sich von jeglichen Zeitgefühl zu lösen.
Metallisch quietschend wurde irgendwann die schwere Tür aufgerissen.
Augenblicklich kniff er die Lider zusammen, da die von draußen hereinflutende Helligkeit ihn blendete. Er blinzelte einige Male, bis sich seine Augen daran gewöhnt hatten. Die Frau, die ihn überrascht hatte, kam herein. Er erkannte ihre Gestalt, die sich als Schattenriss abzeichnete.
»Ihr habt euch den falschen Gegner ausgesucht, flüsternder Bruder«, raunte die Stimme der Frau mit dem schwerem Akzent des an seine Heimat angrenzenden Osgosais.
»Das kommt ganz darauf an«, gab er trotzig wider.
»Worauf denn, Spitzohr?«
Kelthran lächelte anzüglich. »Ich bin gespannt auf eure Verhörkünste.«
»Vielleicht sollte ich euch dahin gehend nicht enttäuschen. Wobei ich zugeben muss, dass ich weitaus effektivere Wege habe, etwas zu erfahren.«
Sein Lächeln wurde zu einem verächtlichen Grinsen. »Ich habe durchaus viel gesehen und erlebt.«
»Solches mit Sicherheit nicht«, sprach sie und Kelthran überkam eine Pein, die unvorstellbarer nicht hätte sein können. Es war nicht, wie von ihm erwartet, sein Körper der gemartert aufschrie, sondern sein Geist. Bilder flogen an ihm vorbei. Sie schienen fern und milchig verschwommen, dann wurden sie zunehmend klarer. Sie wurden zu Visionen derer, die er gekannt hatte und denen er eine gewisse Sympathie entgegenbrachte, verzerrten sich in höllischem Lodern. Hätten ihn diese Bilder nur erschrecken sollen, er hätte lauthals gelacht. Doch, was dieses Weib in ihm hervorrief, war nicht die Ausgeburt irgendeines Perversen, sondern was denen geschehen sollte, die er

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