Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
zynisch und tadelnd. »Wieso mischen sich stets unwürdige, kleine Magier, wie ihr es seid, in Dinge ein, die sie nichts angehen? Nichtsdestotrotz, mein Angebot, das ich dir seinerseits machte, steht noch! Und doch … mir sagt eine Stimme, dass ihr es erneut ausschlagen werdet. Zu dumm!« Ihr Lächeln entblößte tadellos weiße Zähne und überspielte die Düsternis, die sie umgab.
»Wer seid ihr?« entfuhr es Belothar, während er misstrauisch die verbliebenen Niederträchtigen beobachtete, die plötzlich völlig untätig dastanden.
»Ihr fragt, wer ich bin? Was seid ihr ein ungläubiger Narr«, bellte sie den Jungkönig an. »Ein Narr, der nicht auf sein Herz hört. Seinem wahren Herz!« Mit diesen Worten zeigte sie mit krümmenden Fingern auf ihn, als wollte sie in seinen schlagenden Lebensmuskel hineinbohren. Doch sie schloss die Finger zu einer Faust. Unsichtbar vor allem ergriff sie dessen Herz, das augenblicklich zu rasen begann. Gleich darauf durchzuckte Belothar unglaublichen Pein. Er ließ das Schwert fallen und griff sich an die Brust. Seine Rippen schrien vor Schmerzen. Er vermochte kaum zu atmen. Ihm war als ob sein Herz zerquetscht wurde. Die Knie begannen zu zittern. Sein Gesicht bekam eine bleiche Farbe. Gepeinigt sackte er keuchend zu Boden.
»Ihr seid nichts weiter als ein großer Knabe, dem man zum Spielen eine Krone auf sein Haupt setzte.«
Ihre Worte klangen dumpf in einem verachtenden Ton an seine Ohren. »Vermutlich sollte ich mich dafür bedanken«, knurrte sie weiter.
In diesem Augenblick ließ der Druck auf seinen Lebensmuskel nach. Benommen richtete sich Belothar wieder auf. Verständnislos blinzelte er die derart mächtige Frau an.
»Und nun verlasst diesen Ort. Achtet nicht weiter auf mich noch die meinen. Vor allem dreht euch nicht wieder um«, raunte die Frau und trat einen Schritt zurück. »Ihr jedoch«, fügte sie hinzu und deutete diesmal auf Merthed. »Dafür, dass ich sie entkommen lasse, bleibt ihr als mein Faustpfand.«
»Merthed!« Besorgt schritt Deirdre ein, doch ihr Bruder winkte ab.
»Nein« wehrte er ab. »Es ist nun an dir, Schwester. Geht!«
Belothar, der sich inzwischen erholt hatte, blieb vor der Frau stehen, während die anderen beiden sich dem Eingang zuwendeten.
»Wer seid ihr?« wiederholte er mutig seine Frage.
»Ihr scheint weiterhin nicht auf euer Herz zu hören? Dummer Junge. Ich bin eure Mutter«, hauchte sie verführerisch näherkommend.
»Nein.« Belothar schüttelte den Kopf. »Nein, meine Mutter ist tot!«
»Wie ein blinder Narr lauft ihr weiterhin vor dem davon, was euer Schicksal ist«, lachte sie schallend auf. »Ihr stolpert durch euer Land, nie ernsthaft bei der Sache und nie sich wirklich bewusst was Wahrheit ist.«
»Ihr seid es nicht«, beharrte Belothar.
Sanft legte die Frau ihren Finger auf seine Lippen und versiegelte den Mund. »Seid still! Mein Sohn öffnet eure Arme, aber nie zu weit. Nacud hatte sie gänzlich geschlossen und sein Herz erkaltete. Er ist ein Mann, der bekam was er verdiente. Doch euer Schicksal wartet auf euch. Denn einige kämpfen, einige fliehen und jene nehmen an, was ist.«
Belothar schob sich endgültig an ihr vorbei, den Blick nicht von ihr abwendend. Deirdre sah zurück, in ihrer Hand hielt sie den Beutel Mertheds.
»Geht mit dem König, letzte der Nilrem. Er wird euch brauchen«, bemerkte die weißhaarige Frau, während sie sich Merthed zuwandte, ihn am Arm nahm und mit den ihren und dem Magier in einem weißen Licht verschwand. Gleichwohl magisch entschwanden die imaginären Bilder.
Wie gebannt starrten die unfreiwilligen Zuschauer fasziniert auf die Stelle. Dunkelheit, die derweil eingekehrt war und schemenhafte Bäume waren mittlerweile dahinter zu erkennen.
Ein lautes Seufzen, von Belothar ausgehend störte die Ruhe.
»Besser hätte ich es nicht erzählen können«, meinte er. »Das war es was berichtet werden musste. Danach sind wir aufgebrochen, um uns mit euch an Karmastes Grab zu treffen. Den Rest kennt ihr.«
In seinem Gesicht breitete sich ein quälender Ausdruck aus. Unbeholfen gestikulierte er mit den Händen, während er zu Sebyll hinüberschielte.
Celena beobachtete betrübt den jungen König. Sie fühlte sich eigenartigerweise in diesem Moment schäbig.
Unwissentlich über jenes Ereignis was er ihnen gerade aufgezeigt hatte, hatte sie ihn immer wieder gescholten. Das Schlimmste, sie nutzte es aus, das dieser Mann sie liebte. Obwohl sie ihn immer wieder wegstieß, sie konnte nicht umhin zu erkennen,
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