Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
musste, leuchteten mit ihrem rötlichen Schein in Abständen die Gänge entlang. Der Geruch von muffigen, abgestandenen Bösen, der diesem Ort ein Hauch von Verfall bescherte, konnte man all zu deutlich riechen.
Wir wanderten durch Untiefen aus Stein und Moos von silbrigen Gardinen aus Spinnennetzen verhangen. Jederzeit bereit auf Riesenspinnen und anderes Höhlengetier zu treffen. Stattdessen stolperten wir alle paar Schritte auf verweste Körper. Dunst von Boshaftigkeit und Fäulnis welchen die Körper verströmten, deutete von verfaulten Leichen der "Anderen". Sie waren kaum mehr als das zu erkennen, was sie einmal waren. Und unsereins fragte sich, was passiert war. «
Belothar stockte in seiner Erzählung. Wie seine Zuhörer hob er erschrocken den Kopf an, denn aus dem Nichts heraus, zeigte sich jene Szene, die er gerade beschrieben hatte. Nicht nur das, er sah Deirdre, Sebyll und sich in dem düster scheinenden Tunnel stehen.
Die alte Magierin neben ihm lächelte verschmitzt, während von nun ab die imaginären Doppelgänger weitersprachen. »Nicht die Frage was passierte sollte gestellt werden, sondern warum geschah es«, sprach Deirdre mit leiser Stimme.
Ein Tor in einer größeren Halle erweckte ihre Aufmerksamkeit. Mit wachsendem Interesse schritt sie darauf zu und begutachtete es.
»Warum sie getötet wurden, ist doch ersichtlich«, bemerkte Belothar. »Töten bevor man selbst getötet wird. Und hier hat offensichtlich jemand in ein Nest gestochen. Sie überrascht und vernichtet.«
»Das erscheint ein wenig zu einfach, angesichts der Leichen.«
Der Tonfall, in welcher die Magierin sprach, missfiel Belothar. »Oh richtig, ich vergaß! Wir San-Hüter nutzen hin und wieder eine andere Vorgehensweise. Wir laden die Feinde zum Tee ein und diskutieren in gemütlicher Runde über eine Einigung. Egal was dabei herauskommt, erschlagen wir sie hinterrücks. Allerdings wird es selten angewendet.«
»So ist es! Wobei, etwas weniger Sarkasmus wäre angebracht«, erwiderte Deidre mit unveränderter Stimmlage. Ihre Konzentration lag weiterhin auf dem der versperrten Tür. Ein paar Lidschläge vergingen, bis sie ihre Hand sachte auf das Schloss legte und eine Formel vor sich hinmurmelte. Geräuschlos schwang die Tür auf.
»Also doch! Magisch versiegelt«stellte sie zufrieden fest.
»Natürlich«, tönte es entnervt aus der Halle dahinter. »Und zwar von mir, um solche Störungen zu … Deirdre? Was bei allen Göttern hat dich hierher verschlagen?«
Ein groß gewachsener Mann älteren Alters, sah aus der Mitte des Raums zu dem hereinplatzenden Trio. Spärlich graues Haar zierte den Kopf. Unter der hohen Stirn wölbten sich dichte Augenbrauen. Zwei kleine von Geisteswitz blitzende listige Augen starrten argwöhnisch Belothar an.
»Ihr«, zischte er das Wort lang gezogen heraus und deutete auf den Jungkönig. »Ihr und euresgleichen … verschwindet von diesem Ort oder ich mache euch Beine.«
Der Mann, ein Magier, trug nicht wie gewohnt eine Robe oder Tunika. Er war in einer abgenutzten, leichten Lederrüstung gekleidet und fuchtelte statt eines Stabes mit einem Schwert vor Belothars Nase herum. Kleine blau gefärbte Blitze, ausgehend von der Hand des Magiers, umzogen die Klinge. Beschwichtigend trat Deirdre dazwischen.
»Merthed lass ab. Es ist alles in Ordnung.«
«Nichts dergleichen ist in Ordnung. Da seht euch an, was solche von seiner Sorte anrichten.« Er deutete auf zwei mannshohe Statuen, die mit einem steinernen Rahmen verbunden waren. »San-Hüter. Alles, was nur andeutungsweise von Dunkelheit und verdorbener Boshaftigkeit anhaftet, zerstören sie.« Seine Augen sprühten vor Zorn und wurden zu schmalen Schlitzen.
»Wer einstmals diese Entscheidung traf, hatte offensichtlich einen Grund, dass es zerstört wurde«, rechtfertigte Belothar die Tat des Unbekannten. »Die Anhaftung von Bösem ist zu verspüren, allerdings verstehe ich nicht gänzlich weshalb man es vernichtete.«
»Wahrlich hatte derjenige einen guten Grund. Es ist einst ein Tor gewesen. Nicht irgendein Portal. Nein! Es war ein Artefakt, ein Durchgang in andere Welten. Ich frage mich, war es Dummheit oder gar Gerissenheit?«
»Ich hörte von solchen Relikten. Jemand hatte sie einmal erwähnt«, murmelte der Jungkönig überrascht und starrte die Überreste an.
»Wer war dieser Jemand?« hakte Deirdre nach, während sie sich den Bruchstücken des ehemaligen Portals näherte. Neugierig in die Hocke gehend, nahm sie eine Scherbe an sich.
»Oh, nein! Ihr
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