Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
er Sebylls Blick einzufangen und näherte sich der Gryposfrau.
»Sie sollten es erfahren«, ließ er das sonnenblonde Geschöpf wissen. Er erntete einen missmutigen Blick ihrerseits.
»Ich lass mir vieles Gefallen, aber das ist zu viel des Guten«, knurrte er ärgerlich und spornte sein Tier an. Er zwang es dicht an die Seite des Grauen von Sebyll, nahm im vollen Lauf todesmutig deren Zügel und nötigte beide Tiere zu einem abrupten Halt. Die zum Stillstand gezwungenen Tiere blähten schnaufend ihre Nüstern, während ihre Reiter sich ein grimmiges, stummes Duell der Blicke lieferten.
»Wir sind bald am Ziel und es wird Zeit einiges zu klären«, merkte der Regent eine Weile später an. Diesmal wich Sebyll seinen Blicken aus. Störrisch sah sie in eine andere Richtung.
»Hört zu, Belothar! Wir beide …«
»Dies hat nichts mit uns zu tun«, unterbrach er sie verärgert.
Die blonde Frau holte tief Luft. Sie zwang sich zu einem Lächeln als sie beobachtete wie der Rest der Reitertruppe anhielt und wendete. Unverzagt schaute sie ihn daher in seine dunkelblauen treuen Augen.
»Dennoch! Ich weiß, dass ihr nicht glücklich mit der Situation seid.«
»Was für eine Situation?«, fragte er, obwohl er ahnte, worauf sie anspielte. Er wagte nicht, das Schicksal herauszufordern, was wieder einmal missverstanden wurde.
»Entweder seid ihr tatsächlich dumm oder ihr seid schlichtweg ein Feigling.« Das Flammenross unter ihr spürte ihren wachsenden Zorn und tänzelte unruhig. Sanft strich sie ihm beruhigend den Hals. »Ruhig, mein Junge. Der dumme Belothar macht dir nichts.«
Lauthals lachte der Regent auf. »Entzückend, dass das Pferd von diesem schmeichelnden Humor ebenso profitiert.«
»Belothar, ihr seid tollpatschiger als ein Knabe, der ins Mannesalter kommt und doch … es war wunderbar mit euch. Wobei. Den Mut mir zu folgen besitzt ihr nicht. Wenn ihr ihn also eines Tages finden solltet, sagt mir Bescheid.« Mit Schalk in ihren Augen streckte sie ihm ihre Hand als Angebot des Friedens entgegen.
Sollte es ein Angebot für eine weitere Liebesnacht werden oder war es mehr als nur das? Dafür jedoch musste er erst einmal sein Herz ordnen, soviel war ihm klar. Zu oft war er von den weiblichen Wesen verwirrt worden und nach der letzten Nacht mehr den je. Selbst jetzt verwirrte sie ihn. Vermutlich war er diesem blonden Geschöpf nicht gewachsen, gestand er sich ein.
Inzwischen war der Reitertrupp neugierig zu ihnen herangeprescht
»Was hat es mit der Verzögerung auf sich«, gab Jeamy, die als vordere heranritt von sich. Abwechselnd fasste sie Sebyll und Belothar ins Auge. »Wenn euch die Nacht zu kurz war, dann verschwindet dort drüben hinter der Baumgruppe. Erledigt, was zu erledigen ist, und schließt euch wieder an. « Die Hüter Kommandantin atmete tief durch, angesichts der zerknitterten Gesichter des zurückgebliebenen Pärchens. Doch sie war mit ihrer Standpauke nicht fertig. »So ist es, ich werde nicht umsonst hinter meinem Rücken Spielverderber genannt.« Sie fing sogleich die Blicke ihrer Kameraden ein, die augenblicklich mal gen Himmel, mal gen den Boden sahen. »Also was ist? Vor uns liegt eine Aufgabe und der Weg dorthin wird mit Aufenthalten wie diesem nicht kürzer.
»Ihr habt natürlich recht«, gab Belothar von sich. »Wir sollten allerdings eine kurze Rast einlegen. Ich habe Wichtiges zu berichten, bevor wir Ithnamena erreichen. Es bedarf keinen Aufschub mehr.«
Wieder fing er sich einen missgünstigen Blick Sebylls ein. Er achtete nicht darauf und stieg von seinem Pferd.
* * *
»Nachdem Sebyll und ich, wie vorgesehen, sich auf die Suche nach dem Magier gemacht hatten, stießen wir in Thelerm auf Deirdre«, begann Belothar, als sich alle versammelt hatten.
»Nicht sie war jener, den wir suchten, sondern ihr Bruder. Er hielt sich nicht in Thelerm auf. Also reisten wir, bevor wir uns zum Tempel Karmastes aufmachten, in den Mooswald. Dort standen Ruinen aus grauer Vorzeit. Einst von Elfen errichtet, wurden sie vergessen. Ich kannte durchaus andere Ruinen, die sich in dem düsteren Forst befanden. Ich kannte nur zu gut sowohl den Schrecken als auch die Wunder, die sie bargen. Jedoch diese Ruine, die wir betraten, war weitaus bedrückender. Tief darunter durchzogen sich Gänge bis weit in die Wälder des Mooswaldes hinein.«
Belothar holte tief Luft, bevor er fortfuhr.
»In einem seltsamen grau-grünem diffusem Schein glommen die Tunnel der Katakomben. Feuerschalen, die jemand entzündet haben
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