Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
dass es nützlich gewesen war. Mittels ihres Wunsches brachte sie ihm zu dieser Verpflichtung, die ihm zuwider schien. Dabei war es ihm ohnehin nicht leicht gefallen, die Hüter mit anderen Augen zu sehen. Dann musste er von Jeamy erfahren, welches Monster Nacud in Wirklichkeit war. Belothar hatte weitaus früher mehr Dinge erfahren müssen. Diese Frau hatte Nacud erwähnt und Belothar wusste daher, das er lebte. Und sie erwähnte etwas, was ihm ahnungsträchtig einen Stich ins Herz getrieben hatte.
»Sie, diese Frau …«, sprach sie ihn an. »Ist sie wirklich eure Mutter?«
Der Jungkönig schüttelte vehement sein Haupt. »Unmöglich«, meinte er. Wer ihn jedoch kannte, sah ihm die Befangenheit an, die ihn von Anfang an eingepflanzt wurde. Ein stets wachsender Zweifel an allem woran er bisher glaubte.
»Ich kann euch beruhigen. Sie … ist es nicht!«, behauptete Deirdre in zweifelsfreien Ton. Erstaunt sah der König die Magierin von der Seite an. Seine Statur straffte sich erleichtert über die Aussage. Es schien, als ob ihm eine schwere Last abgenommen wurde.
»Ich war …« Deirdre suchte nach den richtigen Worten, bevor sie fortfuhr, »Ich war zugegen, als ihr geboren wurdet, Belothar. Ich war es ebenfalls, die euch auf Burg Rotstein brachte«, verkündigte sie augenzwinkernd mit jugendhaften Antlitz. Fröhlich zuckten die dünnen Brauen über ihre Augen.
Belothars Kinn blieb überrascht in der Luft hängen und offenbarte seine wohlbehütete Mundhöhle. Erst nach mehrmaligen ungläubigen Blinzeln seiner Augenlider schloss sich sein Mund. »Habe ich das gerade richtig verstanden?«, nuschelte er in taumelnder Verständnislosigkeit.
Deirdre lächelte. »Was glaubt ihr, wie alt ich bin?«, warf sie mit provokativen Blick die Frage in die Runde derer, die sie ebenso verständnislos anblickten wie ihr Monarch.
»Wie alt seid ihr?«, plätscherten die Worte unaufgefordert aus dem Mund Belothars. Sofort fing er sich einen nicht gerade sanften Tritt Celenas in seiner Seite ein.
»Nun, ich würde sagen, dass ich es von meinem Alter her durchaus mit Terzios …« Deirdre zeigte auf den Altersvorstand der Gruppe, welcher schalkhaft aufgrinste. »... aufnehmen kann.«
Erstauntes Raunen wurde laut, bis man sich der anderen Wichtigkeit zuwandte. Schwarzfels. Abgesehen von einigen Mutmaßungen kam nicht viel bei dem folgenden Gespräch herum. Celena erläuterte ihren Plan. Mit Ausnahme der Möglichkeit mit der Tür in die Hallen dieser Festung einzufallen, hatte keiner der Anwesenden einen passenderen Vorschlag. Man fasste daher diese Idee fürs Erste ins Auge.
Obwohl es Nacht war, befand Jeamy, das es Zeit wurde, weiterzureiten. Bevor sich Celena Feuerwind zuwandte, trat sie an Belothar heran und legte ihm freundschaftlich die Hand auf seine Schulter.
»Alles in Ordnung? Ihr seht angeschlagen aus«, fragte sie in Sorge.
»Oh ja, wie ein Hund«, kommentierte der Angesprochene kurz angebunden.
»Eher wie ein geprügelter Hund.«
»Seht ihr nicht dieses welpenhafte Antlitz. Wieso erkennt keiner diese treuen Hundeaugen?«
Ein Winseln ertönte neben ihren Beinen, ausgestoßen von dem verwuschelten Kläffer, der ihnen starrköpfig folgte. Belothar warf dem Tier einen missmutigen Blick zu.
»Ich werde nicht aus einem Napf mit ihm fressen. Ich will meinen eigenen.«
Ein leises Lachen schüttelte Celena. »Soweit ich weiß, frisst er aus keinem Napf.«
»Wunderbar!« Damit trat Belothar zu seinem Feuerross, schwang sich hinauf und schnalzte mit der Zunge. Das Pferd missdeutete den Ton und stürmte augenblicklich los. Wie ein am Zügel befestigtes Tuch flatterte Belothar kurzweilig hinter dem Tier her, bevor er endlich Halt fand und das Ross in den Griff bekam. Sebyll blickte schmunzelnd hinter ihm her, während sie ihren Grauen erklomm.
»Ist zwischen euch beiden alles in Ordnung«, erkundigte sich Celena bei ihr. Die Gefragte zuckte mit den Schultern.
Nach einer kurzen Pause des Sinnens sah sie mit gütigem Blick zu der Kriegerin hinab. »Er ist nicht bereit für mich«, sagte sie feststellend. »Wer weiß, vielleicht eines Tages! Sein Herz ist zu verwirrt.« Sie zwinkerte. »Es sind zu viele Frauen hier, die ihn auf die Probe stellen!«
* * *
In dem lang gezogenen Tal unter ihnen breitete sich die Küstenstadt Ithnamena aus. Der Zugang zu dieser Stadt befand sich auf dem Hauptweg an der Küste entlang. Rechts der Stadt, weit dahinter sah man die beeindruckende Festung Schwarzfels herausragen. Dicke Mauern, verbunden mit
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