Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Niemandem war geholfen, wenn man in Trübsinn verfiel und keinem tat es weh, ob des wenigen Frohsinns.
In das Spiel einsteigend, rächte sie sich beidhändig für die Wasserattacke. Sofort bekam sie die Antwort in Form eines Zwicken ins Gesäß.
Irgendwann war die Hälfte des Wasser mehr außerhalb der steinernen Wanne zu finden. Zwei hinzugerufenen Bedienstete schleppten zusätzlich, weiteres dampfendes Nass heran. Celena presste unwillkürlich heftig die Lippen zusammen. Hitze flammte in ihrem Gesicht auf. Ihr Gegenüber biss sich spitzbübisch auf die Lippe. Sein Zeh begann in einer Region herumzustreifen, die Celena beinahe dazu veranlasste aufzustöhnen. Dem Diener, der in diesem Moment ein Tablett mit Wein und Käse abstellte, blieb das Unterwasserspiel verborgen. Vielleicht ignorierte er es vornehm. Seine Miene blieb zumindest unbewegt.
Mochte es sein wie es war. Lutek gefiel die lustvoll angehauchte Plänkelei in dem großzügig bemessenen Steinbottich.
»Nicht«, entfuhr es Celena, da er sich nach einer Weile anschickte, aus dem Wasser aufzusteigen. Die schaumig gewordene Seife perlte hin zum Bauchnabel. Seine Hände ergreifend, zog sie den Rotschopf zu sich hin. Willig schmiegte er sich rücklings dicht an sie. Sein Körper presste er gegen ihren straffen Bauch und den wohlgeformten Brüsten. Ein leises genussfreudiges Raunen klang aus seiner Kehle. Dort, gegen die Brust der Tousard gelehnte, verfiel Lutek in einen sanften Dämmerzustand der Geborgenheit. Einzig sein regelmäßige Atem drang an Celenas Ohr.
Das Pochen ihres Herzens, welches Lutek so ohne jedweden Zweifel in die junge Adelige setzte, bebte hin zu seinem eigenen.
»Nun haben wir unsere unbestreitbaren Fakten«, flüsterte Lutek vor sich hin.
»Wie ist das gemeint?«
»Erinnerst du dich an unser Gespräch?«
Celenas Blick schweifte über die Schultern des Geliebten hinab, an den von Muskel strotzenden Brustkorb vorbei, in das Kräuseln der Wasseroberfläche. »Ein wenig!«
»Wie kann ich glauben, wenn ich weiß? Wozu ist mein Glaube gut?«, zweifelte Lutek.
»Einmal hatte mein Lehrer zu mir gesagt«, begann Celena mit kratzig, leicht rauchiger Stimme. Angestrengt suchte sie nach den Worten des Alten Mannes. »Er sagte, Glaube und Wissen seien keine Gegensätze. Glaube bedeute vielmehr Liebe und Vertrauen. Zusammen heißt es: Treue.«
»Und wie kann ich ihr treu sein, wenn ich die Wahrheit kenne? Ergibt das einen Sinn für dich?«
»Glaubst du, dass ich dich liebe?« Celena fiel es schwer schwülstig daherzureden, auch wenn ihre Worte aus ihrem Herzen kamen. Sie seufzte auf. »Glaubst du, dass meine Liebe treu ist?«
»Und du? Glaubst du an die meine?«
Statt zu antworten, ergriff Celena die Hand des Geliebten. Ihre Finger fuhren zwischen die seinen. Mit sanfter Gewalt drückte sie zu.
»Es liegt alles in den Händen des Göttlichen«, orakelte Lutek, da er ihrer beider ineinander verschränkter Finger betrachtete.
* * *
Immer, wenn sie Thelerm einen Besuch abstatteten, war der Gang zum Markt ein Muss.
An den Ständen ging es wie eh und je hoch her. Marktschreier mühten sich, das vielstimmige Gemurmel der willigen Geldausgeber zu übertreffen. Selbst die Landbevölkerung hatte diesmal nicht an sich halten können, alle Ersparnisse zusammen zuraffen. Kreuz und quer pflügten die Bauern trotz der winterlichen Kälte durch die Menge der Städter. Beständig wurde geschubst und gedrängelt, geschrien und geflucht.
So mancher würde entweder mit einem schmerzenden Zeh oder einer geplünderten Geldbörse heimkehren. Gerade solche Tage war, trotz des martialischen Aufmarsches der Stadtwache, die hohe Zeit der Langfinger. Dummerweise hatte einmal mehr einer der Geldbörsenmarodeure versucht, Celena das Gold aus den Taschen zu fingern. Es war ausgerechnet ein alter Bekannter. Diesmal blieb es jedoch nicht bei einigen verrenkten Fingern. Statt der ersehnten Münzen brachte es dem Lump ein sauber gebrochenes Handgelenk ein
»Such dir einen anderen Beruf!«, keifte Celena dem sich unter wüsten Flüchen trollenden Dieb hinterher.
»Ich stelle wieder einmal fest, dass ich von großen Glück sprechen kann, euch in meiner Nähe zu wissen«, bemerkte Kelthran. In seiner Stimme hörte man eine leichte Andeutung von Anzüglichkeit. Noch immer auf ein Stelldichein hoffend. »Vielleicht können wir die Nähe mit weniger schmerzhafter Sportlichkeit in einem weitläufigen Bett fortführen.«
»Noch ein Wort und ihr habt anstatt eines Knochenbruchs eine
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