Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Gefährtin mit einem dankbaren Blick.
»Dein Wasser wird kalt«, wisperte er mit belegter Stimme.
* * *
Jemand musste ihm ein Mittel in seinen Lieblingskäse verabreicht haben. Oder es war ihr vieldeutiger Blick im Saal, welchen ihn dazu bewog, Sebyll in ihren Gemach aufzusuchen. Mit freundlichen Worten hatte er sie auf ihr vergangenes Gespräch hingewiesen. Wahrscheinlich war es ein hirnrissiger Anfall von Anhänglichkeit, erneut zu versuchen die blonde Schönheit für sich zu gewinnen. Wieder hatte sie ihm an den Kopf geworfen, er sei nicht erwachsen genug. Unreif war das Wort, das sie benutzte, welches sich wie ein prophetischer Nachhall in seine Gehirnwindungen festkrallte. Nicht zuletzt fing es wie ein Samenkorn des Zweifels an, in ihm zu wurzeln. Er fragte sich tatsächlich, ob er denn überhaupt zu einer Beziehung fähig sei.
Letztendlich hatte Sebyll, ihn den König unter wütenden Fauchgeräuschen aus ihren Räumen hinausgeschmissen.
Wie konnte er so dumm sein zu glauben, sie wäre die Frau an seiner Seite. Anhänglichkeit. Wie kam er überhaupt auf solch ein Wortungetüm? Hatte er zu oft mit Lord Monearl und anderen Adligen gesprochen, bevor er sich mit Celena Tousard auf diese irrsinnige Reise begeben hatte? Unwirsch schüttelte Belothar sein Haupt.
Verdammter Adel. Sie waren zum Teil grau melierte und alsbald mit Stützkrücken bestückte aufbegehrende, raffgierige Wesen. Diese grauenhafte Selbstdarsteller mit eingebauten Machtallüren, die Vetternwirtschaft und Korruption mit Anstand, Ehre und Werten verwechselten. Sie gingen ihm allesamt geradezu nachträglich auf seine Kronjuwelen. Er war schon deshalb Celena dafür dankbar, das sie ihn durch halb Hadaiman geschleift hatte. Denn dort draußen hatte er im Gegensatz zu diesem Palast Ruhe vor diesen schleimigen Parasiten. Abgesehen von den Dienern, die beständig um einen herumwuselten und jeden Krumen den er fallen ließ, aufsammelten. Wenigstens gab es einen Rückzugsort an diesem protzigen Ort, der sich Palast nannte.
Glücklich darüber seufzte Belothar leise auf.
Denn genau auf diesem Ruhepol thronte er, der Regent Hadaimans und grübelte unbekümmert vor sich hin. Seine Gedanken sprangen unmittelbar zu sein aus den Fugen geratenes Leben.
Innerlich war er seiner einzig wahren Freundin dankbar. Wie gern hätte er sich so manche Illusion bewahrt, hätte Celena ihn nicht auf die Wahrheit hingewiesen und sie ihm aufgezeigt.
Zu tief mit sich selbst beschäftig, vernahm Belothar nicht das verursachende Geräusch eines Eindringlings in seine Gemächer. Selbst die Bewegung des Türknaufs seines gehüteten Ruheörtchens nahm er im ersten Augenblick nicht wahr. Erst als Deirdre im Rahmen stand, eine Braue anhob, sich artig aber kichernd wegdrehte, wurde ihm bewusst das er nicht mehr alleine war.
»Oh nein! Nein, nein, nein«, empörte sich Belothar mit rot werdenden Gesicht. Augenblicklich erhob er sich von dem stilvoll angelegten Thron des heimlichen Gemachs, raffte die Leinenhose hoch und stolperte fluchend in sein Schlafgemach hinein.
»Nicht einmal dort hat man seine Ruhe.« Wütend deutete er mit zittrigen Fingern in Richtung seines vorigen Sitzplatzes. »Was ... was wollt ihr?«, sprach er jedoch sofort in sanfteren Ton. Es war seltsam genug, dass gerade Deirdre ihn aufsuchte.
»Wer seid ihr?«, fragte die Zauberin frei heraus.
»Großartig, wieder jemand der mir mit diesem Frage-Antwort-Spielchen den letzten Nerv töten möchte.«, entgegnete Belothar, wobei er ein leises Knurren nicht unterdrücken konnte. »Deshalb seid ihr hier hereingeschlichen, nur um mich das zu fragen.« Ungläubig rollte er mit den Augen. Dieses pseudoreligiöse Gefasel ging ihm gehörig gegen den Strich. Er brauchte keinen Glauben und keine fadenscheinige Religion, um den Feind zu bekämpfen. Und was hatte er schon zu sehen bekommen? Den göttlichen Schöpfer oder fürwahr jemand, der sich dafür ausgab? Magie hatte so manchen in die Irre geführt. Als hätte Deirdre seine Gedanken erraten, legte sie den Finger in die offene Wunde. »Ihr glaubt also an rein gar nichts?« »Sollte ich? Diese vorgegebene Religion brauche ich nicht. Nur weil man es von mir erwartet, sage ich, dass ich daran glaube. Mir hat noch kein göttliches Wesen die Hand aufgelegt. Ich hatte bisher keinerlei Visionen«, bläffte er verächtlich. »Das ist etwas für Träumer. Ich brauche Beweise, keine Hinweise.«
»Davon hatte ich nichts erwähnt. Ich sprach von echtem Glauben.«
Irritiert
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