Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
würde die meiste Zeit durch die Gassen Thelerms umherstreifen. Ob sie jemals wieder den alten Thorgrim wiedersehen würde bezweifelte sie. Sie hoffte inbrünstig, dass sein Charakter irgendwann die Oberhand gewann. Sie vermisste seine gute Laune, die er sich stets selbst verabreichte auch wenn es lediglich Arm in Arm mit einem Bierfass war. Dass sich solche finstersten Zeiten im Leben des Steineklopfers zeigen würde, fand sie ungerecht. Es war unfair und dem Hirngespinst eines allwaltenden Weltenautors zu verdanken. Sei es der göttliche Schöpfer selbst oder jemand anderer.
Ein dumpfes, dröhnendes Gongen in ihrem Schädel, holte Celena aus ihrer Gedankenwelt heraus.
»Ihr wisst wahrlich nicht, was euch entgeht, meine Liebe«, hallten Kelthrans letzten Worte seines Redeschwall in ihren Ohren, während sie böse dreinblickend auf das herabhängende Kochutensil starrte. Ein Schwall von Flüchen entfuhr daraufhin der Kriegerin, der in einem wortreichen Gezeter mit dem Standbesitzer endete. Den Pfannenverkäufer hinter sich lassend, warf sie diesem eine letzte Beleidigung an den Kopf.
Kopfreibend wandte Celena sich an den Meuchelmörder, der ihrer Erinnerung nach etwas gesagt hatte.
»Was weiß ich nicht?« hakte sie daher nach.
»Ich sagte: Ihr wisst nicht was euch entgeht«, entgegnete Kelthran mit spitzfindigem Lächeln.
„Wollt ihr damit sagen, Lutek ist nicht imstande mich zufrieden zustellen?«
»Bei Meiner Treu, nicht in Tausend Jahren würde ich ihm unterstellen, er wäre langweilig. Ist er es?«
Gerade wünschte sich Celena, sie hätte dem wütenden Drängens des Händlers nachgegeben, die leicht eingedellte Ware zu kaufen. Damit hätte sie auf das Haupt des Elfen eindreschen können.
»Ich erinnere mich gesagt zu haben, dass euch das nichts angeht«, blaffte sie Kelthran an..
Des Elfen Gesicht blieb unbewegt. »Mir schien, dass ihr daran interessiert seid, darüber zu reden.«
Seltsamerweise musste sie Kelthran recht geben. Es hatte ihm sicherlich nicht zu interessieren, doch war sie dankbar, sich ihm anvertrauen zu können. Das war es wohl, was der Elf im Sinne hatte. Abgesehen davon, dass er im Hinterkopf vermutlich daran dachte, sie selbst allzu gerne zu verführen.
»Ich …«, zierte sich die junge Tousard.
»Was?«
»Ich ... ich bin mir nicht sicher, ob ich mit ihm mithalten kann.«
»Nun, dann fällt der langweilige Part womöglich an euch.«
Celena wirbelte herum und stapfte drei Schritte zum Stand zurück. Ehe sie diesen erreichen konnte, stand Kelthran vor ihr.
»Nicht so schnell! Ich meinte dies nicht ernst. Ich wette, dass ihr eine Offenbarung darin seid«, versuchte Kelthran zu beschwichtigen.
Sich auf die Lippen beißend, ließ Celena langsam ihre Wut verrauchen.
* * *
Das kalte Wetter hinderte die Besucher des Marktes nicht daran, ihren Wünschen durch Drängeln an den Ständen, näherzukommen.
Unweigerlich wurde Celenas Gruppe weitergeschupst, bis sie bei einem Händler stoppten. Der Blick der Kriegerin verlor sich sogleich in ein goldenes Kleinod, das sie verführerisch anblinzelte. Sofort überkam sie eine Vorstellung zu was es Nutze sein konnte. Von den Gedanken angezogen, überlegte sie es zu erwerben. Hin und her gerissen von dem verlangen es zu besitzen, wanderten ihre Augen immer wider zu dem begehrten Objekt. Mit Schrecken gewahr sie eine Hand, deren feinen Glieder zielsicher nach dem Stück griffen. Kurz darauf hielt ihr dieselbige das Schmuckstück vor die Nase.
»Ich kann für euch einen guten Preis aushandeln«, ertönte eine wohlbekannte Stimme. Mit düsterer Ahnung sah sie in das haarlose bleiche Gesicht Tacios, der neben dem Händler aufgetaucht war.
Der Meister der flüsternden Brüder, dessen Augen fordernd herüber starrten, drückte ihr das kleine Ding in die Hand. Eine Goldmünze forderte der Händler, nachdem Tacio sich kurz leise mit ihm unterhalten hatte.
Celena zahlte, ließ dabei Tacio allerdings nicht aus den Augen.
»Kommt sobald als möglich zum üblichen Ort. Es sei denn, euch interessiert nicht, was ich euch zu sagen habe.«
Der Assassinenmeister verschwand wie er gekommen war, lautlos und ungeachtet von allen, die über kein flinkes Auge verfügten. Celena bemerkte indes den verachtenden Zug in Kelthrans Mimik. Sie ging nicht darauf ein, denn die Unstimmigkeiten zwischen Kelthran und seinem einstigen Meister waren ihr durchaus bekannt. Den Grund selbst kannte sie nicht. Mochten es persönliche Zwistigkeiten sein oder schlichte Rivalitätsgebaren.
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