Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
runzelte er die Stirn. »Ich bin nicht gläubig«, purzelten die Worte ohne Umschweife aus seinem Mund.
Deirdre antwortete nicht sofort, sondern setzte sich mit einer schon entnervenden Entspanntheit auf die Lagerstatt. Sie strich mit der Handfläche über die samtige Oberfläche der Überdecke und blickte ins Leere. »Seltsam!« sprach sie leise. »Trotz all eures Widerstandes glaubt ihr an Celena, oder irre ich?« »Was? Nein! Das ist etwas anderes. Moment, ihr macht gerade einen Witz, richtig?« Er eilte neben das Bett. »Die beiden liegen gerade darunter und bekommen sich vor Lachen nicht ein. In Ordnung. Kommt hervor. Seine Majestät vergibt euch gnädig euren Scherz.«
Niemand kam unter dem Bett hervor.
»Also, wer seid ihr, Belothar?«
»Wer ich bin? Ein Bastardprinz der König wurde und Käse liebt«, witzelte er.
Deirdres Züge wurden härter. »Es gibt derer vier von göttlichem Ursprung. Drei kennt ihr beim Namen. Nur wisst ihr nichts von euch.«“
Die Worte kaum begreifend, entglitten Belothar die Gesichtszüge bis zum Boden hinab.
* * *
Zu gerne hätte Celena die Wärme des Bades gemeinsam mit dem Geliebten genossen. Er hatte sich mit jenem Buch zurückgezogen, dessen unheilschwangerer Titel ihn begeisterte. Einsichtig ließ sie Lutek alleine. Es gab eine Zeit, in der er ähnlich darüber nachsinnen musste. Sie erinnerte sich allzu gut an den Vorfall mit Malaine.
»Er wird schon zu mir kommen«, blubberte sie halb abgetaucht ins Wasser. Seitdem sie sich auf ihre halsbrecherische und verzweifelte Suchmission begeben hatte, war viel geschehen. Fruchtlos sann sie über den Sinn so manch aufkommender Frage nach.
Weshalb hatte Lutek diese prophetischen Worte ausgesprochen, welche sie veranlasste, sich an den halb verbrannten Foliant zu erinnern.
Mehr noch stellte sich die Frage, aus welchem Grunde der göttliche Schöpfer nicht hatte eingreifen wollen, als Ithnamena brannte. Es war es nicht allein das Zutun dieser widerwärtigen Kreaturen von den Anderen oder den Hütern. Wollte er nicht oder konnte er nicht. Celena hoffte inbrünstig auf Letzteres.
Das sanfte Umsäuseln des warmen Wassers war wohltuend. Nicht allein das es sie entspannte, es sorgte erstaunlicherweise dafür, einen freien Geist zu bekommen, sinnierte sie. Müde von all diesen Strapazen und um die letzten Geschehen aus ihren Gedanken zu bannen, schloss sie die Augen. Das Wasser lockte und so tauchte sie verspielt, tiefer in den Trog rutschend, den Kopf gänzlich hinein. Dieses flüssige Element umspülte sanft ihre Ohren und ließ sie Geräusche hören, die sie sonst nie zu hören bekam. Über all diesen gewahr sie dumpf ihren eigenen Herzschlag. Sie lächelte in sich hinein. Er war ruhig und gleichmäßig. Beruhigte sie gleichermaßen, bis er anfing, heftiger zu schlagen. Der Grund dafür war mangelnder Atem. Prustend und zwinkernd erschien ihre Haupt wieder.
Über ihr ragte, in verkehrter Richtung, Luteks Gesicht. Es schien unsicher, verstört und doch voll fester Überzeugung.
»Hast du ...?«, vermochte Celena heftig einatmend zufragen, bevor sie unterbrochen wurde. Ein samtener Kuss Lutek verschloss ihre Lippen.
»Ist es noch warm?«, erkundigte er sich nachhinein nach der Temperatur des Wassers, in welchem sich Celenas Körper rekelte.
»Natürlich! Wir könnten jedoch auch nach Frischem rufen lassen.«
Mit verschmitztem Ausdruck befreite sich Lutek aus seinen Kleidern. Obschon sie die Wohlgestalt des Rotschopfes nur zu gut kannte, stockte Celena der Atem. Aus begierigen Augen belauerte sie, wie zunächst die vollen Schenkel, folgend der rötliche Flaum mit der Männlichkeit dazwischen und schlussendlich der muskulöse flache Bauch im warmen Nass versanken.
»Eine gute Idee«, formulierten die sinnlichen Lippen, deren Regung in Celena den Spross des Begehrens aufkeimen ließ. Abermals tauchte sie ab . Diesmal allerdings, um ihre sichtlich glühenden Wangen zu verbergen. Lange hielt sie es mangels Atem nicht aus. Ihr Auftauchen und ihre wohl dümmlich entschuldigende Miene reizte Lutek zu einem mädchenhaften Kichern. Verschmitzt dreinschauend spritze er plötzlich eine Wasserfontäne in Celenas Augen.
»Lass das«, herrschte sie ihn halbherzig an.
»Warum?«, grinste der Frechdachs ihr gegenüber.
Wenn sie ehrlich zu sich war, ließ diese Verspieltheit sie zumindest für einen kurzen Zeitraum vergessen, was so drückend auf ihrer Seele lag. Schließlich mussten die Gedanken nicht ständig auf das Ende der Welt gerichtet sein.
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