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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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auf seinen Herrscherstuhl und wies mit der Hand zu dem Abgrund am Fuße der Treppe. Lutek blickte in die angegeben Richtung. Er gewahr über dem schwarzen Rand hinweg einen Berggipfel, der weit aus dem grünlich schimmernden Dämmerlicht des Jenseits hinausragte. Es war das Bild in seiner Vision, welches er öfter träumte.
In diesem Traum stand er am Rande eines Berges, sprang und fiel.
Mit dieser Gewissheit erhob er sich leicht zitternd.
»Spring! Es ist der Sprung des Glaubens. Jetzt spring!«
Die Hand, die auf der Thronlehne aufkam, entfesselte eine Welle von Licht.
Zaudernd lief Lutek auf die Treppe zu. Je näher er der untersten Stufe kam, um so schneller begann er, zu atmen. Sein Herz klopfte rasant in seiner Brust. Einen Augenblick überkam ihm der Gedanke stehen zu bleiben, doch sein Ziel war Celena. Er setzte eine Fuß vor dem anderen und steuerte auf den Abgrund zu. Das Bild seiner Geliebten manifestierte sich in seinem Inneren. Zu ihr, nur zu ihr wollte er in diesem Augenblick. Vergessen war die Angst. Er lief schneller und schneller auf den Rand zu, bis er rannte. Er rannte, als ob es um sein Leben ging, näherte sich dem Abgrund, schloss die Augen und … sprang.
»So soll es sein. Ich leistete ein Eid«, murmelte der göttliche Schöpfer tonlos hoch oben sitzend auf seine Thron, während Lutek von der Dunkelheit verschlungen wurde.  

    * * *  

    Er fühlte die Leere um sich und spürte, wie er fiel. Plötzlich ein leichter Ruck, seine Beine setzten auf festen Untergrund auf. Erstaunt öffnete er die Augen und sah sich im Thronsaal stehen. Ihm gegenüber stand seine dunkelhaarige Geliebte. Celena. Der Frau, welcher er sein Herz geschenkt hatte. Ohne weiter zu überlegen, schloss er sie mit all seiner Trunkenheit der Liebe in seine Arme. Sie erwiderte mit ihrer hingebungsvoller Leidenschaft die heftige Umarmung.
Thotodin erhob sich erneut von seinem Sitz und trat auf die beiden zu, die sich weiterhin in den Armen hielten. Er berührte jeden von ihnen an der Schulter.
»Das Gift der Boshaftigkeit in euch wird weichen und ihr werdet aus seinem Schatten treten«, erklang die Bassstimme des Hünen mit der silberglänzenden Rüstung. »Euer Leben wird ein anderes werden. Es wird nicht das sein, das andere führen, denn ihr werdet stetig in Rastlosigkeit auf Wanderschaft sein. Nirgends werdet ihr ein Heim besitzen, denn euer wahres Zuhause ist das, welches ihr im Herzen des Liebsten findet. Ihr seid nicht nur Geliebte und Geliebter, nicht nur Kinder eures Schöpfers, sondern auch Geschwister in euren Seelen. Ihr werdet Jahrzehnte, Jahrhunderte und Zeitalter verstreichen sehen, bis die letzte Entscheidung herbeigeführt wurde. Das ist mein Geschenk an euch. Ein Fluch für einen Fluch. Wenn ihr es denn wollt.«
Luteks Lippen bebten, als Celena ihrem Geliebten fest in die Augen blickte. In ihnen erkannte sie, was sie wissen wollte. Sie nickte leicht.
»Also gut!«, flüsterte die geborene Tousard.
Im gleichen Moment brandete über sie eine Lichtwoge hinweg, steigerte sich in Intensität und spülte das Jenseits beiseite.
Ihre Augen von dem grellen Licht geblendet, erwachten sie. Verschwommen erkannte Celena die Grabstätte der Karmaste, denn das Licht war nicht verschwunden. Es durchströmte ihre beiden Körper. Es pulsierte schmerzhaft in jeden ihrer Muskeln und jeden Nerv. Es erfasste ebenso Belothars Hand, der noch Celenas Hand festhielt. Und wie seine beiden Kampfgefährten, die am Boden lagen, wurde er unverhofft von dem Licht geflutet. Das Leuchten dauerte nicht ewig an. Nach einer Weile war es restlos verschwunden.
Celenas Schmerz in der Seite kehrte mit Heftigkeit zurück. Blut nässte den Verband und tropfte auf den Boden. Leise stöhnte sie auf.
Eine Bewegung neben der Treppe machte auf sich aufmerksam.
Sie schaute genauer hin und erkannte den Wächter dieser Grabstätte. Seine Gestalt war nur zum Teil sichtbar. Mit jeder seiner Bewegung schien er wie Wasser dahinzufließen, um sich gleich darauf sofort wieder zu erneuern.
»Stets ruhten meine Blicke mit Wachsamkeit auf diesen Ort. Diese Zeit als Wächter ist vorüber. Eines muss jedoch vollbracht werden.«
Er nahm seinen Helm, dass die Haare darunter verbarg, von seinem Haupt. Lang wogte der Schopf herab. Sein Bart war urplötzlich länger und das Gesicht entsprach dem Antlitz des Göttlichen. Die Rüstung leuchtete in dem ihm umgebenen Licht, während seine hellblauen Augen auf die Umstehenden hinab blitzten. Traurigkeit erfüllte seinen Blick, als

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