Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Um ihre Mundwinkel zuckte ein bitteres Lächeln.
»Was?«
»Sie werden gereinigt, Zwerg. Man kann es auch Entgiften nennen.«
Mit dem letzten Aufflackern des unerträglichen Schmerzes spie Celena einen großen Schwall Blut in den Schnee. Es war wie der Moment des Erwachens. Sie fühlte sich Gesund, wie neugeboren. Tief die eisige Bergluft einatmend, richtete sie sich auf. Erst taumelnd, dann immer kraftvoller stand sie wieder aufrecht. Belothar kam hustend neben ihr zu stehen und Lutek rollte sich schwer atmend auf die Seite. Sein Auswurf war lange nicht so heftig, trotzdem hatte er dieselben Schmerzen erlitten.
Deirdre warf ihre Haare zurück und blickte forschend in die drei Gesichter. »Dass was eben passierte, war die Reinigung eures Körpers von dem Gift der Boshaftigkeit. Wie fühlt ihr euch?«
Celena rieb sich unsicher die Stirn. Sie blickte zu ihrem Geliebten, dann zu Belothar, um sicherzugehen, wie es ihnen erging.
»Besser! Besser, als je zuvor«, murmelte sie.
»Fühlt ihr euch kräftiger, vielleicht sogar stärker als vorher?«
Die Drei nickten bestätigend.
»Dann wirkt er, der Fluch«, flüsterte die Magierin.
»Ich hatte so etwas schon geahnt, das der Göttliche den einen Fluch gegen einen ander tauscht. Wäre es anders, wäret ihr nur vollständig geheilt. So jedoch …« Sie hielt inne und sprach nicht weiter.
Belothar sah Celena mit zusammengekniffenen Augen an.
»Was heißt das? Erklärt euch!«
»Wir haben einen Fluch gegen einen anderen eingetauscht«, gab sie die Worte langsam aussprechend, eher widerstrebend zur Antwort.
»Er sagte uns, dass wir viel länger leben werden, als je ein Mensch lebte. Ich verstehe allerdings nicht, wieso ihr es in euch tragt?«
Die Miene des Königs wechselte von Verblüffung zu Ärger, um abschließend dem Ausdruck von Resignation zu verleihen.
»Das ist ja großartig!«, knurrte Belothar sarkastisch werdend. »Schön zu wissen. Heißt das etwa … auch ich?«
Deirdre, die lächelnd das Mimikspiel des Königs beobachtet hatte, hob eine Braue an.
»Ihr hattet Celenas Hand gehalten. Deshalb ging der Fluch auf euch über«, erklärte sie.
Belothars Augen verengten sich erneut. »Es gibt anscheinend bei uns immer nur die Wahl zwischen zwei großen Übel«, stellte er in einem bissigen Ton fest. »Und niemand fragt, ob man es will.«
»Wurde ich etwa vor dem Beitritt gefragt?« zischte Celena leise ihm zu.
Lutek, der bis dahin geschwiegen hatte, richtete sich zur vollen Größe auf. Er blickte zu seiner Gefährtin und seufzte verhalten.
»Ihr beide seid nicht alleine verflucht. Als ich von deinem Blut zu mir nahm, hatte ich vermutlich ebenso das Gift in mir. Und nun … nun bin ich wie ihr.«
»Du hast was?« In Celena flammte Wut auf, die sich jedoch mehr gegen sich selbst richtete. Wie konntest du so töricht sein. Es hätte dich umbringen können.«
Lutek verzog sein Gesicht angesichts Celenas wütenden Ausdrucks.
»Ich wollte, falls … ich wollte bei dir sein.«
»Du Narr!« Ihre aufblitzenden Augen straften der zornigen Miene Lügen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich verärgert oder froh darüber sein soll«, knurrte sie nachfolgend hinzu. Doch in ihren Mundwinkeln zuckte ein Lächeln. Luteks Blick zeigte milde Züge.
»Es hat sich sozusagen ausgeglichen? Immerhin hattest du mich gehen lassen. Ich sage dir. Mach es nie wieder.«
Seine Worte hatten an Lautstärke zugelegt und klangen voller Herzschmerz. Sie schüttelte betroffen ihr Haupt. »Nein«, meinte sie, gleichwohl zeigte sich in ihren Augen der Schalk. »Das werde ich nicht. Ich lasse dich von König Ehrenmann …«, sie nickte zu Belothar hin. »In ein nettes gemütliches Gemach sperren. Ab und an komme ich dich besuchen.«
Belothar schüttelte verständnislos sein Haupt.
»Wozu das denn?« Die schweren Schritte seiner Stiefel stoben den Schnee auf, als er mit diesen Worten die Runde verließ.
»Ihr solltet beide aufhören … bitte«, bellte er nach hinten weg, drehte sich aber dann doch wieder um. »Was gedenkt ihr, jetzt zu tun? «
Jeamy, die bisher die Gespräche kommentarlos verfolgt hatte, meldete sich zu Wort.
»Was gibt es da großartig zu tun? Ihr seid zu Feinden geworden.«
»Muss ich das jetzt verstehen?« Belothar trat wieder heran.
»Es gibt nichts zu verstehen. Es ist so, wie ich es sagte. Ihr seid Feinde der San-Hüter geworden. Ihr habt mit dem neuen Fluch den Orden hinter euch gelassen. Ihr seid für sie eine Gefahr. Und nicht nur für die Hüter, sondern für alle. Für die Elfen,
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