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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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zerfurchte Fratze.
»Niemals erwähne diesen Namen wieder in meiner Gegenwart«, knurrte er laut donnernd durch den Saal.
Für einen Moment brach unheilvolle Dunkelheit herein, die alles bis auf den Giganten selbst zu verschlingen drohte.
»Karmaste! Die Karmaste, die ich liebte, gibt es nicht mehr. Sie hat sich von mir abgewandt, als sie mich verriet. Und das … war meine Schuld!«  

    * * *  

    Den Ort, auf dessen Boden Celena aufschlug, kannte sie nur zu gut. Wie oft hatte sie als Kind, dort wo sie jetzt stand, gesessen und gespielt. Verwundert blickte sie sich um. Es war alles so, wie es sein sollte in dem Eingangsbereich des Schlosses Küstenbruch, ihrem Zuhause.
Am Kamin, indem das Feuer loderte, stand eine ihr vertraute Gestalt. Er drehte sich um und lächelte sie an.
»Vater?« Sie lief auf ihn zu. Dabei bemerkte sie, dass ihre Schritte von keinem Schmerz behindert wurden. Und ihr fiel auf, Lutek war nicht an ihrer Seite. Panikartig hielt sie inne und blickte hinter sich. Er war nicht da. Krampfhaft zog sich ihr Herz zusammen.
»Warum bist du hier, mein Kind? Deine Zeit ist noch nicht gekommen«, hörte Celena ihren alten Herrn fragen.
»Wir kamen, um jemanden zu sehen und zu sprechen», bekannte sie.
»Das weiß ich sehr wohl.«
Der alte Tousard wog sein Haupt leicht hin und her.
»Sage mir, wer du bist? Und erzähle mir, was du willst?«
Verständnislos das Gesicht verziehend, starrte Celena zu ihrem Vater hinüber. Er sah aus wie jener Mann, der von seinem besten Freund verraten und ermordet wurde. War er es wirklich? Konnte sie ihm trauen? Immerhin war sie im Jenseits. Hier waren die Dinge anders.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir trauen kann«, sagte sie nach ihrer Überlegung.
»Du denkst, ich könnte ein Dämon sein? Es ist schwer im Jenseits davon zu überzeugen, das dem nicht so ist. Da gebe ich dir recht.«
Der alte Tousard schritt zu seiner Tochter hin.
»Du kannst hier bei mir und deiner Mutter bleiben und alles hinter dir lassen. Wenn du es möchtest! Oder gehe zurück, denn es liegen Aufgaben vor dir. Es liegt an dir, mein Mädchen.«
Was war sie es leid, eine Entscheidung nach der anderen treffen zu sollen. Sie seufzte. Sollte sie bei der Familie bleiben, die sie kannte und liebte? Oder sollte sie zurück zu denen, die ihre neue Familie waren. Ein Mann, der wie ein Bruder für sie war und ein anderer, der ihr mehr als alles andere bedeutete. Was also tun? Hierbleiben und man ist tot. Es war einfach, denn im Leben hieß es ständig kämpfen und der Preis dafür? Was war der Lohn? Celena verlor sich in ihren Gedanken und achtete nicht auf die Umgebung. Schwere Schritte, von klirrender Rüstung begleitet, ertönten. Sie sah unvermittelt auf.
Ihr Vater war verschwunden und sie befand sich nicht mehr im Empfangsraum des Familienschlosses. Stattdessen stand sie plötzlich auf einem Tempelhof. Vor ihr der Beitrittsaltar der San-Hüter.
»Was willst du?«, sagte eine männlicher Stimme.
Verwirrt blickte Celena zu dem Mann, der auf sie zu trat. Sie erkannte ihn. Es war der Rekrut, der von Nacud ermordet wurde, nur weil er sich weigerte und sein Schwert gegen den Kommandanten erhob. Er hatte die vom Wahnsinn gekennzeichneten Augen zuerst gesehen. Das und seine Furcht vor dem Bevorstehendem, hatten ihn dazu bewogen. Und doch hatte dieser Mann vor allen anderen den Mut besessen, dagegen aufzubegehren. Denn er wagte sich, sich gegen Nacud zu widersetzen. Ihr hatte der Mut gefehlt. Sie war allein aus der Angst heraus, gewillt zu leben. Und wenn es bedeutete, den schweren Weg anzutreten.
Ein trauriges Lächeln umspielte, die Mundwinkel des Mannes, der in Rotstein eine Familie hinterließ.
»Lohnt es sich für etwas zu leben?«, fragte der junge Krieger frei heraus.
»Ich …« Celena stockte im Ansatz. Die Worte, die sie sagen wollte, waren Nacuds Worte. Sie wollte sie nicht aussprechen. Nicht hier noch anderswo. »Ich hätte dagegen etwas unternehmen müssen«, sagte sie stattdessen.
Der Mann hob fragend seine Brauen hoch. Seine Miene hatte in diesem Moment etwas von kindlicher Neugier an sich.
»Ich war feige«, gestand sie ehrlich und kämpfte gegen die aufkommenden Tränen an. Tränen hier im jenseitigen Nichts? Tränen, die den Weg zu dem Soldaten ebnen sollte. Augenblicklich begann sie, ihren Geliebten schmerzlich zu vermissen.
»Warum?« kam es von dem Rekruten.
»Wenn ich eingegriffen hätte, hätte er mich ebenfalls getötet«, gab sie zu.
    »Und deshalb wähltet ihr lieber das

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