Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Maß hinaus verzweifelt trat er auf Celena zu und stieß sie mit beiden Händen vor ihre Brust. Von dem Stoß überrascht, taumelte Celena zurück.
»Wieso? Wieso sagst du so etwas«, herrschte er sie wütend an.
»Es ist die Wahrheit, Luk. Ich sage es nicht einfach so«, flüsterte sie.
Völlig überfordert von der Aussage Celenas stieß er ein zweites Mal zu, wobei seine Kraft schwächelte. Das Nervenkostüm Luteks drohte sich aufzulösen. »Nein«, schrie Lutek schwach auf und sank in Celenas Arme. »Unmöglich! Das kann nicht sein. Wieso?« flüsterte er aufgelöst.
Sein Haupt lehnte sich gegen die Schulter seiner Liebsten. Celena fuhr zärtlich durch sein fuchsrotes Haar.
»Weil er zu dir spricht. Weil er nur zu seiner Geliebten Karmaste spricht oder zu seinen Kindern. Du kannst seine Worte inzwischen wirklich und wahrhaftig hören.«
Luteks Körper rutschte völlig entkräftet zu Boden. Celena setzte sich sofort neben ihm und nahm seinen Kopf in ihren Schoß.
»Das ist also der Grund! Deswegen Malaines Verrat, weil sie mich an Morco verfüttern sollte. Er sucht sie alle, nicht wahr?«
»Malaine wollte dich nicht herausgeben. Sie wurde daraufhin erpresst und um sich zu retten, verriet sie dich schließlich. Die wollten dich. Für Morco sind all die Kinder eine Bedrohung.«
»Das hat mir Morco in seiner höhnischen Art erzählt. Er sagte, er braucht meine Seele und es wäre ihm egal, ob ich lebe oder dabei sterbe. Ich begreife nun wieso!«
Lutek richtete sich schwerfällig auf und sah direkt in Celenas Gesicht. »Wir müssen ihn finden?«
»Morco?« Ihre blauen Augen sahen ihn forschend an.
Lutek schüttelte leicht sein Haupt. »Nein. Ich meine den göttlichen Schöpfer. Er kann helfen. Wenn ihm etwas an mir, an seinen Sohn liegt, muss er helfen.«
»Können schon, aber will er? Und selbst wenn er helfen könnte. Wie?«
»Wir finden einen Weg. Er sandte mich zu dir mit der einen Vision. Und du wurdest zu mir gesandt.«
Celenas Gedanken waren kurzweilig in andere Bahnen gelenkt. Sie hatte Lutek bisher nichts darüber erzählt, das Terzios dies alles in die Wege geleitet hatte. Sollte der Alte es selbst ihm erzählen. Das war als Vater seine Pflicht.
»Er muss auf mich hören«, bekam Celena seine Worte mit.
Luteks Zuversicht war zurückgekehrt und sein Tatendrang war so groß wie noch nie. Sie lächelte.
»Du hast mich gerettet. Jetzt bin ich dran, dich zu retten«, sprach er weiter.
Die Kriegerin stoppte den Redefluss Luteks. Sie zog ihn einfach zu sich hin, die Wärme seines Körpers kostend.
»Ich habe vorher an nichts geglaubt, bis ich dich traf«, wisperte sie ihm wahrheitsgemäß zu.
»Und jetzt hast du angefangen zu glauben?«
Celena spürte Luteks Hände, die sie leicht tastend erkundete. Plötzlich krallte er sich sanft aber bestimmt in ihr Fleisch. Gemeinsam standen sie langsam auf. Celena strich ihrem Geliebten durchs rote Haar. Verspielt zwirbelte sie an einen der Strähnen und lächelte.
»So ist es. Ich fing an zu glauben … an dich!«
Luteks Augen strahlten augenblicklich sanfte Wärme aus. Fürsorge und Zuneigung ließen sich in ihnen erkennen. Sein Finger berührte Celenas Lippen. Perfekt umrundete die Kuppe die wohlgeformte Form nach. Mittig davon blieb er stehen. Zärtlich schmiegte Lutek seine Lippen auf die ihren, die den Kuss erwiderte. Sie fester an sich drückend, wurde er verspielter und fordernder.
Innerlich zerrissen, zwischen Bedauern und Herzenswärme beobachtete Belothar die Liebenden aus der Ferne von einem anderen Erker aus. Er beneidete, was sie einander hatten, gleichwohl gönnte er es ihnen.
Seine Beobachtung wurde von einer anderen Bewegung gestört, die sich oberhalb der beiden befand. Es war der Schemen eines schwarzen Vogels.
* * *
Monströse Schatten tanzten auf der steinernen Wand, als ein Luftzug die Flamme der einzigen Kerze in dem Raum in Bewegung setzte.
Belothar schlich auf Zehenspitzen durch das Reich der Köche auf der Jagd nach einem appetitlichen Stück Käse.
»Ihr sucht nicht etwa nach Käse? Der ist hier bei mir!«, murmelte leise eine Stimme, die zu einer Gestalt gehörte, die am äußersten Eck des massiven großen Eichentisches saß.
Belothar faste sich erschrocken an seine Brust in Höhe seines Herzens. Schuldbewusst wandte er seinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme herkam. Erleichtert atmete er auf. Still befahl er sein Herzschlag, sich zu beruhigen.
»Ihr seid es!«
Aus der dunklen Ecke glommen zwei blaue Augen im Licht der Kerze auf.
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