Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
seines Schwertes auf dessen Brustharnisch. »Das sind Morcos Männer!« Er zeigte auf das Wappen. »Es ist sein Wappenschild!«, knurrte er erbost.
Neben dem Wahrzeichen, das einem Grypos darstellte, war ein kleines umgekehrtes Dreieck eingraviert. Irritiert darüber sah Celena mit ihren trüb wirkenden Augen fragend Jeamy an.
»Einige Einheiten der San-Hüter erlauben sich eine gewisse Heraldik untereinander. Es dient dem Zweck, sich untereinander von den einzelnen Einheiten zu unterscheiden. Somit erkennen wir, welcher der Männer zu wem gehört«, erklärte sie ihr und zeigte dabei auf ihr Wappen. Neben dem Ordenswappen prangerte ein kleineres links darunter. Es zeigte die Blüte einer weißen Lilie.
Jeamy richtete wieder ihre Aufmerksamkeit auf den Anführer Jascal.
»Also Morco hat euch den Unsinn erzählt und einige seiner Männer mitgegeben?«
»Kommandant Morco ist …«
»… der Verräter!«, unterbrach sie unwirsch Jascal. Sie erhob sich von dem Uneinsichtigen und schritt zu den beiden Magier ihrer Schar.
»Merella! Varus! Versorgt die verwundeten Kameraden und löscht ihre Erinnerungen«, gab sie ihnen leise ihre Anweisung.
Mit Besorgnis in den Augen, beobachtete Dagos das Werk der Magier.
»Was haben wir getan?« wandte er sich am Kinn kratzend zu Jeamy.
Das aufpeitschende Meer der Gefühle unterdrückend, suchte sie innerlich Ruhe zu finden.
»Wir haben Wesen in ihrer Not das Leben gerettet. Genau das ist unsere Aufgabe«, wisperte sie. »Und es ist mir gleich, ob die in Not geratenen von den Horsocks oder von unseren eigenen Männern bedroht wurden.«
»Meint ihr, ihnen die Erinnerungen zu löschen, klappt?«
Die alternde Hüterin strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht. »Sollten sie mit diesen Erinnerungen von dannen ziehen, ertönen vielleicht schon morgen die Kriegshörner.«
»Sie werden ihre Erinnerungen nach einer Weile wiedererlangen«, mahnte sie ihr Freund.
»Der Krieg wird mit Sicherheit kommen, mein Freund. Doch nicht Morgen und nicht in nächster Zeit. Hoffen wir bis dahin einen Weg gefunden zu haben. Und wenn er …« Sie deutete auf Jascal. »Wenn er nicht allzu verblendet und verblödet ist, wird er, sobald seine Erinnerung zurückkehren, es dabei belassen. Ein Krieg der San-Hüter wäre für alle nicht vorteilhaft. Nur wenn sie ihn haben wollen, dann soll es so sein.«
Ein durchaus beunruhigender Gedanke, der Krieg der San-Hüter.
Jeamy lehnte sich schwerfällig gegen einen Baumstamm.
Es war mit Sicherheit für sie keine Lösung, die sie vorzuziehen trachtete. Sollte sich jedoch der Rest des Ordens gegen sie stellen und ihnen weiterhin jegliche Möglichkeit ausräumen, an der Situation etwas zu ändern, wird es unweigerlich dazu kommen. Doch bis dahin galt es, den Schaden so gering wie möglich zu halten.
Sie blickte zu Celena, die einen Schritt weiter neben ihr lag. »Ihr seht nicht gut aus! Wie geht es euch?«, fragte sie die Totkranke besorgt.
Lutek sprang in diesem Augenblick zu ihr hin. Seine Dolche einsteckend, die er sich wiederbeschafft hatte, hockte er sich neben seiner Geliebten.
»Nicht!«, brummte er. »Nicht mehr reden! Du hast dich genug aufgeregt und überanstrengt.«
»Seht ihr«, flüsterte Celena. »So geht es einem, wenn man jemanden hat, der fortan über mein Leben bestimmt.«
Ihr Lächeln verschwand zwischen den schmerzverzerrten Furchen im Gesicht, als sie sich zurücklegte.
»Ihr scheint es trotzdem sehr zu genießen«, sagte Jeamy und zwinkerte Celena zu.
»Man hat sie mit einem Ernter verletzt«, klärte Lutek Jeamy auf. »In Rotstein konnten wir durch den Rest von heiliger Erde aus Karmastes Grab leider nur einen Aufschub erzwingen. Die Wirkung des dämonischen Gifts hat sich damit verlangsamt, nicht gestoppt.«
»Und ihr sucht nun den Karmaste-Tempel auf«, nickte die Hüterin bedächtig.
Lutek suchte nach Worten, mit denen er diese Mission erklären konnte.
»Wir hoffen dort …« Er hielt in seiner Erklärungsnot inne.
»Ihr sucht nach dem göttlichen Schöpfer. Ich bin gewiss, dass ihr ihn findet.« Ihr wissender Blick blieb kurz auf Lutek haften, bevor sie zu Terzios hinüber schritt.
* * *
Sie hatten die Ausläufer des Eisgebirges erreicht. Schnee und heftiger Wind peitschte zwischen den Felsen über sie hinweg. Mit der Kälte zusammen machte der Name der weitläufigen Gebirgskette diesem alle Ehre. Unter einem Ungetüm von vorhängendem Fels hatte man eines von mehreren Lagerfeuern zum Leben erweckt.
Nachdenklich starrte Lutek in die
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