Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
Vom Netzwerk:
lodernden Flammen. Er schlug Thiamets Buch zu, in dem er zum wiederholten Male gelesen hatte.
Grübelnd, die Stirn in Falten gelegt, tippte er mit den Fingerspitzen auf die Schwarzlederne Schutzhülle. Das Weltbild, das er sich im Laufe seines Lebens angeeignet hatte, bröckelte mit jeder neuen Erkenntnis. Je mehr er darüber nachdachte, desto seltsamer und widersprüchlicher kam ihm alles vor. Nichts stimmte mehr und nichts passte zueinander.
»Ihr wirkt geistesabwesend. Ist alles in Ordnung?« fragte Jeamy, eine Schüssel dampfenden Essens in der Hand haltend.
Sie setzte sich neben ihm und betrachtete skeptisch den Inhalt ihres Gefäßes. Kurz schielte sie zu Thorgrim hinüber, der sich angeboten hatte für alle etwas Nahrhaftes zuzubereiten.
»Ich weiß nicht«, begann Lutek. »Terzios sagt stets, und auch ich bin seiner Meinung, dass das Gift der Boshaftigkeit nutzen, um die Horsock zu bekämpfen, nicht im Sinn des Schöpfers sei.«
Er stockte und fuhr mit der Zunge über seine trockenen Lippen.
»Ihr fragt euch, wie es sich mit einem Kind verhält, das die Seele eines erklärten Feindes in sich trägt. Das ist es was euch beschäftigt, nicht wahr?«
Mit derart deutlichen Worten hatte Lutek nicht gerechnet. Doch genau das war eines der Punkte, die nicht stimmten und zusammenpassten.
»Als Celena aufbrach und sich von mir trennte, hatte sie bereits nach Heilung gesucht. Sie hatte schon seit geraumer Zeit das Verhalten des gesamten Ordens angezweifelt. Wieso hat Belothar …? Ich meine … Belothar ist nicht Morenas Typ gewesen und umgekehrt erst recht nicht.«
Jeamy rümpfte angewidert die Nase nach den ersten beiden Happen von Thorgrims Kochkunst. Grollend stellte sie das Gefäß neben sich.
»Wie ihr wisst bin auch ich Kommandantin und ich muss manchmal mangels Zeit schnelle Entscheidungen treffen. Die ersten unseres Ordens standen damals unter immensen Druck und sie entschieden sich für das Blut. In all den Jahrhunderten herrschte seitdem Stillstand, als würde das Gezücht der Horsocks uns daran hindern sich zu verändern. Celena stand unter Druck, es blieb ihr nicht viel Zeit sich zu entscheiden. Letztendlich hatte sie dadurch eine Veränderung hervorgerufen.
Die Hüterin nahm die Schüssel mit der sogenannten Speise an sich und stand schwerfällig auf.
»Eines sollte gesagt werden«, fügte sie mit leuchtenden Augen und vollkommender Überzeugung hinzu. »Wenn Celena und Belothar im Kampf mit dem Erzalten getötet worden wären, dann wäre es mit Sicherheit nicht im Sinne des göttlichen Schöpfers gewesen.«
Da war er wieder, der wissende Blick Jeamys, während sie Lutek zuzwinkerte. Mit gekräuselter Stirn wechselte er von ihr zu dem Buch auf seinem Schoß. »Im Lied des Lichts heißt es: Wer ein Leben rettet, rettet die Welt«, murmelte der Rotfuchs.
In der Miene Jeamys zuckte es einen kurzen Moment.
»Und Belothar rettete Celena, indem er mit Morena ein Kind zeugte«, flüsterte sie, drehte sich abrupt vom Lagerfeuer und schritt auf den kochenden Zwerg zu.
»Thorgrim«, brüllte sie, »nennt ihr die Brühe etwa Essen. Selbst ein Horsock kann besser kochen«, schimpfte sie den Zwerg.
Der Wind, der zeitweise einen Weg durch die schützenden Felsen fand, zerrte leicht an Luteks Haaren, der das Buch Thiamets anstarrte.
All die Abfassungen in dem Foliant waren von unschätzbaren Wissen. Sie waren von der alten Hexe jedoch nicht in Details aufgeführt, sondern nur von Andeutungen geprägt. Es reichte allerdings aus, um Fragen aufwerfen zu lassen. Fragen über das Verborgene, welches sich zwischen den Zeilen versteckt hielt.
Thorgrim plumpste neben ihm auf den Hosenboden, indem er seine kurzen Beine einfach in die Luft warf. »Perfekt gelandet«, meinte er schnaufend. »Was ein verwöhntes Weibsbild, diese Kommandantin. Nächstes Mal soll sie selbst ihr Süppchen köcheln. Habt ihr versucht mit vier vorhandenen Nahrungsmitteln …« Er zählte an seinen wurstigen Fingern ab. »Speck, Bohnen, Weinbrand und Fett! Genau! Damit sollten zwei Dutzend hungrige Mäuler gestopft werden«, wetterte er. Der Zwerg grummelte eine Weile vor sich hin und richtete die beiden Zöpfe seines flammenroten Bartes zurecht.
»Wie macht sie sich«, wollte er nach einer Weile wissen. In seinem rollenden zwergischen Akzent hört man deutlich die Sorge mitschwingen. Er deutete auf Celena, die trotz des nahen wärmenden Feuers vor sich hin zitterte.
Es war ein jämmerlicher Zustand, indem sich Celena befand. Wie so oft umfing ihn

Weitere Kostenlose Bücher