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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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Traurigkeit, wenn er sie anblickte.
»Den Umständen entsprechend? Ihr seht es selbst!«, seufzte er auf. »Der Tempel dürfte nicht mehr allzu weit sein. Wir müssen uns beeilen.«
Zögerlich legte der mit feuerroten Haaren überwucherte Zwerg seine Hand auf das Bein des einstigen Spions von Osgosai. »Wir schaffen es rechtzeitig. Sie wird wieder. Ich bin mir dessen sicher«, versuchte er zu trösten.  

    * * *  

    Durch die Bruchstellen des Mauerwerks drang der Wind mit pfeifendem Geräusch in die Eingangshalle des riesigen Tempels, der über Jahrhunderte hinweg allem Ungemach getrotzt hatte. Nur wenige Stellen waren in sich zusammengebrochen und bezeugten den langsam dahinschreitenden Verfall. Kälte hatte die Feuchtigkeit, die einst hier hineingekrochen war, zu glitzernde Kristalle werden lassen, die im brechenden Licht die Wände auffunkeln ließen. Nichtsdestotrotz sah man diesem Tempel die einst herrliche Pracht an. Bezeugt wurde dies von den vielen monströsen Säulen, die sich mit verzierten Geschnörkel herrschaftlich bis zur Decke hinauf erhoben.
Wie ein Fremdkörper stach die schwarzrote Rüstung Luteks aus dem Prunk heraus. Mit festen Schritten führte er die wenigen Hüter und Kampfgefährten an, die mit ihm in den Tempel getreten waren. Der größere Teil von Jeamys Schar verweilte auf Anweisung der Kommandantin vor dem Eingang, um ein wachsames Auge auf die unmittelbare Umgebung zu haben. Unliebsame Überraschungen von außen sollten nicht eindringen können, solange ihre Mission nicht beendet war.
Terzios schritt an der Seite Jeamys hinter Lutek her. Ihnen folgte der schnaufende und vor sich hinfluchende Thorgrim, der gemeinsam mit Kelthran die Trage trug. Der Assassinenelf war, seit Celena verletzt wurde, ungewöhnlich ruhig und hatte bis dahin kaum ein Wort gesprochen. Die wenigen Hüter folgten rückendeckend den Kampfgefährten.
Die Stille, die sie mittlerweile umgab, war eigenartig. Sie hatte nichts Besänftigendes und Drückendes an sich. Diese Ruhe fühlte sich düster und schwärend ungesund an. Ähnlich wie die Ruhe vor dem Sturm. Hier stimmte etwas nicht, das spürte Lutek. Er begriff jedoch nicht sofort. Sein Geist verweigerte fieberhaft die erschreckende Szene zu akzeptieren, die sich vor ihm ausbreitete. Leere Augenhöhlen eines Schädels starrten ihn bösartig an und gaben seinen Verstand frei.
Entsetzt blickte sich Lutek um. Überall lagen verstümmelte gefrorene Körperteile. Viele der Leiber waren aufgeschlitzt und angefressen, Gliedmaßen, denen wiederum Füße oder Hände fehlten, lagen zwischen zahllosen Leichenteilen herum.
»Beim Schöpfer«, stieß er kraftvoll hervor.
»Hier drüben«, bellte Jeamy. »Hier sind weitere Leichen.«
Sie drehte vorsichtig einen der Toten um und fluchte. »Das ist ein einfacher Bauer und seine Familie«, knurrte sie mit verbissenen Gesichtsausdruck.
»Hier ist ebenfalls eine Familie«, zischte Kelthran.
»Pilger? Es mussten Pilger sein«, flüsterte Lutek. »Celena hat den forschenden Bibliothekar des Schöpferhauses gewarnt. Wie dumm war ich, ihr Urteil hierüber infrage zustellen.«
»Es stellt sich angesichts dessen die Frage wer oder was sie getötet hat«, brummte der Blondschopfige Elf. Mit verdrießendem Gesicht bemühte er sich, nicht über einen der zerfressenen Teile zu stolpern.
»Ich kenne nur eine Art, die Wesen unsereins frisst. Horsocks!« mutmaßte Lutek.
»Die finsteren Tiefen sind weitläufig. Möglich das sie einen Durchbruch in einer verfallenen Ecke des Tempels gefunden haben«, gab sofort Thorgrim seine Überlegung dazu ab.
Sie erreichten einen Treppenaufgang, der sie ins Innere der Tempelanlage führte. Terzios schüttelte den Kopf, während er die ersten Stufen hinauf schritt.
»Horsocks oder meinetwegen die Anderen belagern ihre Eroberungsgebiete und würden sich hier aufhalten. In dieser Hinsicht sind sie uns ähnlich. Ich sehe weder eine Lagerstatt noch Spuren von ihnen.«
Lutek blieb plötzlich stehen. Er hatte etwas gehört. Ein kaum vernehmbares Schaben war an seine empfindlichen Ohren gedrungen.
»Still!«, ermahnte er die Nachfolgenden, die abrupt ihre Gespräche abbrachen. Das leise Geräusch ertönte wieder, welches Kelthrans Ohren nun auch vernahm. Kelthran senkte langsam sein Ende der Trage zu Boden, so das Thorgrim es ihm gezwungenermaßen gleichtat.
Es kam aus der Richtung hinter ihnen, wurde lauter und schien auf sie zuzukommen. Der Laut klang wie ein Tapsen, das je näher es kam, zu einem Schreiten von

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