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Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Titel: Vermächtnis des Schweigens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Gudenkauf
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kehrte er mit einer Tüte voller Sachen wieder, die sie brauchen würden, um sich um ein Neugeborenes zu kümmern.
    „Sieh dir all die Sachen an“, sagte Charm erstaunt und reichteGus das schlafende Kind. „Ich wusste nicht, dass ein Baby so viel braucht.“ Sie griff in eine Tüte und holte zwei Decken heraus, Feuchttücher, Fläschchen, Milchpulver und einen winzigen blauen Pyjama mit einem aufgestickten Bären auf der Brust. Sie legte alles auf die Arbeitsplatte in der Küche. Als Letztes holte sie eine blaurote Baseballkappe der Cubs hervor. „Gus?“ Charm sah ihren Stiefvater erstaunt an. „Eine Baseballkappe?“
    Er zuckte mit den Schultern und lächelte verlegen. „Man kann nicht früh genug damit anfangen.“
    In dieser ersten Nacht saßen sie beide zusammen und wechselten sich damit ab, das Baby zu füttern und zu halten. Beide begannen sie, sich in den Kleinen zu verlieben, aber sie wussten, dass es nicht für länger wäre. Sie wussten, wenn Christopher und Allison nicht zurückkämen, würden sie etwas unternehmen müssen.
    „Sei tapfer“, flüsterte Charm dem Baby ins Ohr. „Alles wird gut.“
    Jetzt macht Charm sich auf den Weg zu Bookends , weil sie den fünf Jahre alten Joshua und Claire sehen will. Noch im Auto sitzend sieht sie Joshua durch die Bleiglasfenster des Ladens. Er tanzt im Kreis herum und wedelt lachend mit einem Leckerchen über Trumans Kopf. Du bist tapfer, denkt Charm. So tapfer. Claire nähert sich Joshua von hinten und nimmt ihm das Leckerchen aus der Hand. Dann beugt sie sich vor, um es Truman zu geben. Charm lächelt. Es geht ihnen gut. Hinter dem Fenster tritt ein hochgewachsenes Mädchen mit kinnlangen blonden Haaren in ihr Sichtfeld. Auch wenn sie ihr Gesicht nicht erkennen kann, kommt irgendetwas an ihr Charm sehr bekannt vor, aber sie kann nicht sagen, was. Irgendwas an der Art, wie sie sich hält, wie sie den Kopf neigt. Erst auf dem Weg nach Hause fällt Charm ein, an wen das Mädchen sie erinnert hat: Allison Glenn.
    Charm lacht laut auf und schüttelt den Kopf. Unmöglich, auf gar keinen Fall. Es würde noch Jahre dauern, bis Allison aus dem Gefängnis käme. Sie schien langsam wirklich verrückt zu werden.

BRYNN
    Nachdem die Polizei Allison mitgenommen hatte, versuchte ich, wieder einzuschlafen, da klingelte plötzlich das Telefon. Ich schluckte die Tränen hinunter und ging ran, weil ich wider besseres Wissen hoffte, dass es Allison war. Sie war es nicht.
    „Ich rufe wegen des Babys an“, sagte ein Mann. Ich wusste erst nicht, wer er war, dann dämmerte es mir. Es war der Mann, zu dessen Haus Allison uns in jener Nacht geführt hatte. Wo sie das Baby gelassen hatte.
    Er sagte mir, dass Christopher weggegangen sei und nicht wiederkommen würde – nie mehr. Und dass Allison das Baby wieder abholen müsse.
    „Sie kann nicht“, schluchzte ich. „Sie ist weg. Sie müssen das Baby von ihr fernhalten“, sagte ich verzweifelt und dachte daran, was meine Eltern tun würden, sollten sie herausfinden, dass Allison irgendwo da draußen noch ein Kind hatte. Egoistischerweise dachte ich auch an mich. Auf gar keinen Fall würden meine Eltern glauben, dass Allison allein mit einem Neugeborenen zu Christopher gefahren war. Sie würden schnell dahinterkommen, dass ich ihr geholfen hatte, aber allein konnte ich mich ihrem Zorn nicht stellen. „Sie müssen sich um ihn kümmern. Bitte“, flehte ich. Er bestand darauf, dass ich ihm erklärte, wo Allison hingegangen war, und nachdem ich ihm eine Weile lang ausgewichen war, kam ich dann doch irgendwann mit der Wahrheit heraus: „Sie ist im Gefängnis. Sie haben sie abgeholt.“
    „Warum?“, fragte er, offensichtlich völlig überrascht.
    „Schalten Sie einfach den Fernseher ein.“ Erneut versagte mir die Stimme. „Aber halten Sie das Baby von ihr fern. Meine Eltern … Hier kann sich niemand um ihn kümmern. Es ist besser für ihn, wenn er zu jemand anderem kommt. Sorgen Sie dafür, dass er in Sicherheit ist. Bitte.“
    Wenn ich es am wenigsten erwarte, schleicht sich der Gedanke an den kleinen Jungen in meinen Kopf. Ich frage mich, wo er gelandet ist. Ich weiß, dass Charm Tullia und ihr Stiefvater ihnnicht mehr haben. Als im nächsten Herbst die Schule wieder anfing, habe ich Charm auf dem Korridor gesehen. Zwei Jahre lang haben wir uns gegenseitig aus dem Augenwinkel beobachtet, aber wir haben nie über den kleinen Jungen gesprochen. Außer einem einzigen Mal.
    Nachdem Allison verhaftet worden war, flüsterten die

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