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Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Titel: Vermächtnis des Schweigens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Gudenkauf
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Teil erledigt, und wir dürfen uns an ihm erfreuen.“
    „Wie alt ist er noch mal?“ Meine Stimme klingt etwas schrill, wie ich entsetzt bemerke.
    „Er ist letzten Monat fünf geworden“, sagt Claire stolz. „Wir sind nicht sicher, an welchem Tag genau er geboren wurde, aber wir glauben, dass er nicht älter als einen Monat gewesen sein kann, als man ihn an der Feuerwache abgegeben hat.“
    „Feuerwache? Er ist auf der Feuerwache ausgesetzt worden?“ Meine Stimme klingt immer noch fremd. Ich räuspere mich und nehme einen Schluck von meiner Limo. Das ergibt keinen Sinn. So hat es sich nicht abgespielt.
    „Seine Mutter hat ihn mitten in der Nacht auf der Feuerwache drüben in der Oak Street ausgesetzt. Einer der Feuerwehrmänner hat das Jugendamt gerufen, und die Beamten haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Am nächsten Tag haben sie uns angerufen, und wir haben Joshua mit nach Hause genommen.“
    „Haben sie je herausgefunden, wer sie war? Die Mutter, meine ich?“ Mein Herz rast. Sie kann es nicht wissen, sage ich mir. Nur vier Menschen auf der Welt kennen die Wahrheit – dass Joshua mein Sohn ist.
    Claire schüttelt den Kopf. „Nein. Wir haben keine Ahnung. Wir nehmen an, es war ein junges Mädchen von außerhalb, das nur hergekommen ist, um ihn abzugeben, und dann wieder verschwand.“
    „Was ist mit dem Vater?“, hake ich nach.
    Claire zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Jonathan und ich haben eine ganze Zeit den Atem angehalten, waren zutiefstverunsichert. Wir dachten, dass irgendjemand kommen und den Kleinen für sich beanspruchen würde. Aber es kam nie jemand. Sechs Monate nachdem wir ihn mit nach Hause genommen hatten, konnten wir ihn offiziell adoptieren.“ Claire schiebt ihren Teller von sich. „Puh, das war gut, aber jetzt bin ich satt. Wir sollten wieder zurückgehen.“
    Plötzlich fällt mir auf, dass ich überhaupt kein Geld habe, um mein Essen zu bezahlen. Das Geld, das mein Vater mir gegeben hat, habe ich im Gertrude House gelassen. Claire muss die Panik in meinem Blick erkennen, denn sie streckt den Arm aus und berührt meine Hand.
    „Das geht auf mich“, sagt sie. „Du kannst nächstes Mal bezahlen.“
    „Okay, danke“, sage ich erleichtert. Wir gehen in den Laden zurück, und den restlichen Nachmittag haben wir einen regen Zulauf von Kunden. Erst als Joshua durch die Tür stürmt und ich ihn zum zweiten Mal sehe, bin ich mir sicher. Er sieht genauso aus wie Christopher, die gleichen scharfen Gesichtszüge, die gleichen wunderschönen braunen Augen. Nur sein Haar – sein Haar ist wie meins, weißblond und ganz glatt.
    „Hi, Mom. Hi …“ Joshua kneift konzentriert die Augen zusammen. Ich weiß, dass er versucht, sich an meinen Namen zu erinnern.
    „Allison“, hilft Claire ihm.
    „Hi, Allison“, sagt er. Ich betrachte ihn genau und frage mich, ob er mich auf irgendeiner Ebene wiedererkennt. Vielleicht wenn er mich sehr lange anschaut und meine Stimme hört. Ich weiß, es ist lächerlich zu glauben, dass er sich mir in die Arme werfen und flüstern wird: „Endlich bist du zurückgekommen, ich wusste, dass das eines Tages passieren würde.“ Aber ein Teil von mir hofft, dass es irgendein Anzeichen des Erkennens gibt, wie das Licht eines Glühwürmchens in einer warmen Sommernacht. Hofft auf einen besonderen Blick, der nur zwischen uns beiden gewechselt wird.
    Aber er schaut mich kaum an und ist auch schon wieder fort.„Kann ich einen Snack haben?“, ruft er von hinten.
    Er kennt mich nicht. Ich bin ein Niemand für ihn. Ich sollte mich erleichtert fühlen, doch das tue ich nicht. Im Gegenteil – es macht mich sogar ein wenig traurig.
    „Weiß er es?“, frage ich Claire, als Joshua außer Hörweite ist. „Weiß er, dass er adoptiert wurde?“
    „Ja, das weiß er“, sagt sie. „Wir haben es nie vor ihm verheimlicht. Jedes Jahr feiern wir seinen Geburtstag und den Tag seiner Adoption.“
    „Fragt er nach ihr? Nach seiner Mutter?“ Ich fürchte mich ein wenig vor der Antwort.
    „Nicht wirklich“, antwortet Claire. „Aber wir sagen ihm, dass sie etwas sehr Gutes getan hat. Sie wollte ein besseres Leben für ihn, und sie muss ihn sehr geliebt haben, um ihn aufzugeben.“
    „Oh“, sage ich. „Das ist nett.“
    „Also“, wechselt Claire das Thema und zeigt auf den Kalender. „Wie sieht es bei dir mit Donnerstag, Samstag und Sonntag aus?“
    Ich versuche, mich auf die Daten zu konzentrieren, aber es handelt sich um einen dieser personalisierten Kalender.

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