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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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kleines blitzblankes Auto, silbern, mit zwei Türen. Der Vorgarten war makellos, ein fröhlicher Tummelplatz für Bienen, Vögel und was sonst noch kreucht und fleucht. Sommerblumen blühten prächtig und in jeder Farbe, es duftete nach Honig, Jasmin und Lavendel. Das Gras war einheitlich zweieinhalb Zentimeter hoch, der Rasenrand so scharf, dass es aussah, als würde er ein Blatt, das herunterzufallen wagte, sofort entzweischneiden. Vor der Verandatür hing eine große Blumenampel mit Petunien und Geranien, dahinter sah man einen Schirmständer, Gummistiefel und Angelgerät. Neben der Tür versteckte sich ein Gartenzwerg unter einer Weide und hielt ein Schild mit der Aufschrift »Willkommen« in die Höhe. Jack seufzte erleichtert, und die Horrorphantasien, die er sich von verrammelten Fenstern, bellenden Hunden und ausgebrannten Autos ausgemalt hatte, lösten sich in Luft auf.
    Er öffnete das zitronengelbe Gartentor, das perfekt mit der Haustür und den Fensterrahmen des Knusperhäuschens harmonierte. Wie nicht anders zu erwarten, war das Tor gut geölt und gab keinen Laut von sich. Zwischen den Steinplatten des Gartenwegs lugte nicht das kleinste Unkrautblättchen hervor. Jack räusperte sich und drückte auf die Klingel. Auch das Klingeln war hell und freundlich. Kurz darauf hörte er Schritte, und sah, etwas verschwommen durch das gemusterte Glas, wie sich ein Schatten näherte. Dann erschien eine Frau – vermutlich Sandys Mutter –, die zwar freundlich wirkte, aber angesichts des wildfremden Besuchers die Schiebetür an der Veranda zunächst lieber geschlossen ließ.
    »Mrs. Shortt?«, fragte Jack, lächelte und versuchte ein möglichst vertrauenerweckendes Gesicht zu machen.
    Die Frau schien sich tatsächlich ein wenig zu entspannen und trat einen Schritt auf die Veranda, blieb allerdings immer noch hinter der Schiebetür. »Ja?«
    »Mein Name ist Jack Ruttle. Entschuldigen Sie die Störung, aber ich wollte fragen, ob Sandy da ist.«
    Sie musterte ihn mit einem schnellen Blick und schob dann langsam die Verandatür auf. »Sind Sie ein Freund von Sandy?«
    Da ihm ein Nein sicher nicht weitergeholfen hätte und er um jeden Preis verhindern wollte, dass die Tür wieder geschlossen wurde, antwortete er: »Ja. Ist sie da?«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Nein, leider nicht. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Vermutlich können Sie mir nicht sagen, wo Sandy ist, oder?« Ihm war klar, dass diese Frage das Potenzial in sich trug, die Situation zu verschärfen – welche Mutter lässt sich gern von einem Wildfremden bedrängen, den Verbleib ihrer Tochter zu offenbaren. Aber er lächelte tapfer weiter und hoffte das Beste.
    »Wo sie ist?«, wiederholte Mrs. Shortt nachdenklich. »Nein, das weiß ich nicht, Jack. Würde Sandy wollen, dass ich es Ihnen sage?«
    Sie lachten beide, und Jack trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Na ja, ich weiß nicht recht, wie ich Sie davon überzeugen könnte«, meinte er und machte eine Gebärde, die ihr zeigen sollte, dass er die Waffen von vornherein streckte. »Sehen Sie, ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, aber ich wollte es wenigstens versuchen. Es tut mir sehr leid, dass ich Sie gestört habe. Wären Sie vielleicht so nett, Sandy auszurichten, dass ich sie gesucht habe und dass …« Er unterbrach sich und überlegte, was Sandy wohl dazu bewegen könnte, aus ihrem Versteck zu kommen, falls sie sich in diesem Puppenhaus befand und ihn hörte. »Könnten Sie ihr sagen, dass ich ohne sie nicht weiterkomme. Sie wird wissen, was ich meine.«
    Mrs. Shortt nickte, ohne ihn eine Sekunde aus den Augen zu lassen. »Ich sage es ihr.«
    »Danke.« Dann schwiegen sie beide, und Jack machte sich bereit zu gehen.
    »Sie kommen nicht aus Leitrim, stimmt’s?«, fragte Sandys Mutter unvermittelt.
    »Nein, aus Limerick.«
    Sie ließ sich seine Antwort durch den Kopf gehen. »Sandy wollte Sie letzte Woche besuchen, richtig?«
    »Ja!« Er nickte heftig.
    »Das Einzige, was ich über meine Tochter weiß, ist, dass sie mich unterwegs nach Glin angerufen hat. Es war doch Glin, oder?« Sie lächelte, wurde aber gleich wieder ernst. »Hat Sandy jemanden für Sie gesucht?«
    Wieder nickte er und kam sich vor wie ein Teenager, der einen Türsteher davon überzeugen will, ihn gegen die Vorschriften in einen Nachtclub zu lassen.
    Mrs. Shortt überlegte schweigend, was sie tun wollte. Von gegenüber winkte ihr ein Nachbar zu, die Hand in einem Gartenhandschuh. Vielleicht

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