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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Wort heraus.
    »Wenn das nämlich so ist, und wenn Sie immer noch erwarten, dass Ihr Bruder Sie anruft«, fuhr sie unbeirrt fort, »dann glaube ich nicht, dass Ihr Anruf bei mir ein Fehler war. Sie etwa?«
    Sein Herz hämmerte in seiner Brust. »Woher haben Sie meine Nummer?«
    »Nummernerkennung.«
    »Aber meine Nummer ist blockiert.«
    »Mein Job ist es, Leute zu finden, Jack. Und es besteht durchaus die Chance, dass ich auch Donal für Sie finde.«
    Da verabschiedete sich Jack von seinem Entschluss, die Suche aufzugeben. Nachdenklich betrachtete er die ganzen Fotos und Akten, die um ihn herumlagen, das freche Grinsen seines kleinen Bruders, der zu ihm aufblickte und ihn stumm dazu aufforderte, ihn zu suchen, wie er das schon als Kind so gern getan hatte.
    »Sind Sie also wieder dabei?«, fragte Sandy Shortt am Telefon, und er brauchte gar nicht mehr darüber nachzudenken.
    »Ja, ich bin dabei«, antwortete er und ging in die Küche, um sich als Vorbereitung für die lange Nacht, die vor ihm lag, einen Kaffee zu kochen.
     
    Um zwei Uhr in der folgenden Nacht lag Gloria im Bett und schlief, während Jack auf der Couch saß und mit Sandy telefonierte, um sich herum Hunderte von Seiten Polizeiberichte.
    »Ich nehme an, Sie haben schon ausführlich mit Donals Freunden gesprochen«, sagte Sandy, und Jack hörte, wie sie die Faxe durchblätterte, die er ihr im Lauf des Tages geschickt hatte.
    »Tausendmal mindestens«, antwortete er müde. »Wenn ich am Samstag in Tralee bin, will ich mich nochmal mit einem von ihnen treffen. Ich hab einen Termin beim Zahnarzt«, fügte er beiläufig hinzu und fragte sich sofort, warum er das getan hatte.
    »Zahnarzt, igitt, da lass ich mir lieber die Augen ausstechen«, murmelte sie.
    Jack lachte.
    »Gibt es in Foynes denn keinen Zahnarzt?«
    »Ich muss zu einem Spezialisten.«
    In ihrer Stimme hörte er das Lächeln, als sie weiterfragte: »Gibt es in Limerick denn keine Spezialisten?«
    »Okay, okay, ich wollte noch ein paar Sachen von Donals Freund wissen.«
    »Tralee, Tralee«, wiederholte sie, begleitet von raschelndem Papier. »Aha.« Das Rascheln hörte auf. »Andrew in Tralee, Freund aus dem College, arbeitet als Webdesigner.«
    »Genau der.«
    »Ich glaube nicht, dass Andrew noch was weiß, Jack.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Wegen dem, was er schon alles beim Verhör gesagt hat.«
    »Die Akte hab ich Ihnen aber gar nicht gegeben.« Jack setzte sich kerzengerade auf.
    »Ich war früher bei der Polizei, und praktischerweise war das der einzige Ort, an dem ich es geschafft habe, Freunde zu finden.«
    »Ich muss diese Akten unbedingt sehen.« Jacks Herz raste. Er war auf etwas Neues gestoßen, was er nachts analysieren konnte, statt zu schlafen.
    »Wir können uns gern bald mal treffen«, wimmelte sie ihn freundlich ab. »Ich denke, mit Andrew zu sprechen kann nicht schaden.« Dann hörte er sie wieder blättern und rascheln, und eine ganze Weile kehrte Schweigen ein.
    »Was sehen Sie sich gerade an?«, fragte Jack schließlich.
    »Das Foto von Donal.«
    Auch Jack holte sich das Bild von seinem Stapel und starrte es an. Allmählich wurde es ihm allzu vertraut; mit jedem Tag wurde es ein bisschen mehr zu einem x-beliebigen Foto und hatte immer weniger mit seinem Bruder zu tun.
    »Gut aussehender junger Mann«, bemerkte Sandy anerkennend. »Schöne Augen. Sehen Sie beide sich ähnlich?«
    »Die Frage möchte ich natürlich gern bejahen«, lachte Jack.
    Sie studierten weiter die Berichte.
    »Sie können nicht schlafen, oder?«
    »Ja, seit Donal weg ist. Und Sie?«
    »Ich hab noch nie viel geschlafen«, meinte sie leichthin.
    Er lachte.
    »Was ist?«, fragte sie abwehrend.
    »Nichts. Mir gefällt Ihre Antwort«, meinte er und ließ seine Papiere in den Schoß sinken. In der Totenstille des Cottages lauschte er auf Sandys Atem und ihre Stimme und versuchte sich vorzustellen, wie sie wohl aussah, wo sie wohnte und was sie dachte.
    Nach einer ganzen Weile sagte sie in deutlich sanfterem Ton: »Ich hab so viele verschwundene Menschen im Kopf. Wie soll man schlafen, wenn man nachdenken muss? Schließlich gibt es unendlich viele Stellen, wo man suchen kann, und im Traum kann man nichts und niemanden finden.«
    Jack war ganz ihrer Meinung. Verstohlen warf er einen Blick zu der geschlossenen Schlafzimmertür.
    »Aber warum ich Ihnen das erzähle, weiß ich auch nicht«, brummelte sie, während sie wieder in ihren Papieren wühlte.
    »Wie hoch ist eigentlich Ihre Erfolgsrate, Sandy?

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