Vermisst: Thriller (German Edition)
bekommen. Ich wand mich und krallte mich in das Kabel. Wo zum Teufel steckte Jax?
Und dann war das Gewicht auf meinem Rücken plötzlich verschwunden. Das Kabel wurde schlaff. Ich riss es mir vom Hals, rollte mich auf den Rücken und sah gerade noch, wie die Blonde gegen den Nachttisch geschleudert wurde. Benommen schüttelte sie den Kopf, funkelte Jax wütend an und duckte sich zum Sprung.
Jax packte ihren Laptop und drosch ihn der Blonden mit der Ecke voran gegen den Schädel.
Ein hässliches Knacksen begleitete den Aufprall. Die Blonde sackte auf die Knie, ihre Arme fielen schlaff herab.
Schwer atmend holte Jax noch einmal aus und ließ den Laptop herabsausen wie einen Vorschlaghammer. Diesmal klang das Knacksen dumpfer – fast feucht. Die Blonde kippte gegen den Nachttisch. Ihr Kopf hing lose zur Seite. Ich hielt mich am Schreibtischstuhl fest und hievte mich hoch.
»Jax.«
Wieder holte sie weit aus und schlug den Laptop der Blonden mitten ins Gesicht, die nun endgültig zusammenbrach. Ihre Augen wurden blicklos, und ihr Körper sank in sich zusammen wie der einer Lumpenpuppe. Aus der hässlichen Delle oben an ihrem Kopf rann das Blut.
Ich stolperte durch den Raum. »Jax, hör auf.«
Sie pfefferte den Laptop auf das Bett. Der Rechner war mit Blut und einer ekelhaften Masse verschmiert. Schwankend starrte sie auf die Blonde herab.
Dann holte Jax mit einem Fluch aus und trat ihr mit dem schweren Stiefel ins Gesicht. Als sie sie am Kinn traf, entleerten sich die Gedärme der Blonden. Ich presste mir den Handrücken vor den Mund, um mich nicht zu übergeben. Jax holte schon wieder aus.
Ich schob sie zur Seite. »Hör auf.«
Sie deutete mit zitternden Fingern auf die Blonde. »Durchsuch ihre Taschen.«
Ich dachte nicht daran, sie anzufassen. Sie war eindeutig tot, und der Gestank war unerträglich. Jax packte mich an der Schulter und schubste mich auf die Leiche zu.
Ich schlug ihren Arm weg. »Nein.«
In Jax’ Haar klebte Blut, und auf ihrer Stirn perlte der Schweiß. Ihre Schultern zitterten, als hätte man sie soeben aus eisigem Wasser gefischt. Aufgebracht funkelte sie mich an. Dann huschte ihr Blick über den Fußboden.
»Wo ist die Nadel? Sie hat mich mit irgendwas gestochen. Es ist …« Jax berührte die Stelle an ihrem Nacken und musterte dann ihre ausgestreckten Hände. Sie zitterten.
»Setz dich besser hin«, warnte ich beunruhigt.
Sie schloss die Augen, führte eine Hand ans Ohr und mahlte mit den Kiefern, als wollte sie ein störendes Geräusch loswerden. »Mir klingen die Ohren.«
»Schnell, setz dich hin.«
Doch bevor ich sie auffangen konnte, fiel sie in sich zusammen wie ein Haufen nasser Wäsche.
Das Bild flackerte erneut. Jesse warf sein Telefon zu Boden und presste die Finger an die Stirn. Was ging da vor? Die Blonde lag schwer verletzt, möglicherweise tot, am Boden. Vor dem Bett war Jax umgekippt. Evan beugte sich über sie und versuchte, sie so zu positionieren, dass die Atemwege frei waren. Unwillkürlich lächelte er. Stabile Seitenlage, genau wie Evan es von ihm gelernt hatte.
Und Farelli setzte sich gerade mit dem FBI in Verbindung, das wiederum Kontakt mit der thailändischen Polizei und dem Sicherheitsdienst der Botschaft aufnehmen würde.
»Jax, lieg still. Kannst du mich hören?« Trotz des statischen Knisterns und des starken Hintergrundrauschens hatte er das verstanden.
Ein Stöhnen. Jax hob eine Hand und griff nach Evans Arm. Dann schien sie etwas zu lallen.
»Was?« Evan legte das Ohr an Jax’ Lippen.
Im Hintergrund veränderte sich das Licht. Jesses Lächeln erstarb. Trotz des verzerrten Bildes wusste er genau, was das bedeutete: Die Zimmertür wurde geöffnet.
Jemand betrat das Zimmer. Und Evan beugte sich auf der falschen Seite des Bettes über Jax. Selbst wenn sie den Kopf drehte, würde sie nichts merken.
»Evan!« Aber er wusste, dass seine Warnung vergeblich war. Der Fernseher plärrte, und der Eindringling bewegte sich völlig lautlos. Evan konnte ihn gar nicht hören. Er schnappte sich das Telefon und wählte die Nummer, die sie ihm gegeben hatte.
Nun wurde im Hintergrund eine Gestalt sichtbar. Unwillkürlich wich er zurück. Ein zweiter Kobold. Und das Wesen starrte Evan direkt an.
22. Kapitel
Über Jax gebeugt, kämpfte ich darum, sie nicht in die Bewusstlosigkeit abdriften zu lassen. Sie durfte nicht aufhören zu atmen. Am liebsten hätte ich geweint und geschrien. Ich wollte nur noch weg. Jax zitterte; sie war
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