Verplant verliebt
entschied sich für die sanierte Gründerzeitvilla.
Gregor blickte ihm über die Schulter. „Hey, Alter, willst du ausziehen?“
„Es geht hier um Wünsche, nicht um die Realität.“
„Aber wenn du jetzt eine alte Gründerirgendwasvilla finden würdest, dann würdest du ausziehen?“ Gregor blickte Karlo beleidigt an.
Karlo versuchte, ihn zu ignorieren. Als er dann aber sah, wie sein Kumpel mehrmals zwischen den Optionen „Loft“ und „Villa“ wechselte, konnte er nicht an sich halten: „Gregor, anders als früher in der Uni bringt es dir hier überhaupt nichts, wenn du abschreibst. Du musst schon danach gehen, was dir selbst wichtig ist.“
„Naja, Frauen, was sonst? Und wenn ich sehe, dass deine Villa die Weiber anlockt, ziehe ich vielleicht bei dir ein. Habichthorst auf Schickimicki.“
„Kann es kaum erwarten.“ Karlo beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Gregor sich doch für seinen heißgeliebten Loft entschied. Dann rückte er an die andere Tischseite, um weiteren Diskussionen vorzubeugen.
Gregor guckte böse. „Soso, kaum wohnen wir in einer noblen Villa, schon gehen wir auf Abstand.“
Das Ausfüllen des Profils beschäftigte Karlo den Rest des Nachmittags. Während er eine Frage nach der anderen beantwortete und die Freitexte ausfüllte, fragte er sich die ganze Zeit, wie die Zielgruppe ihres Auftraggebers auf so einen Profilerstellungsmarathon reagieren würde. Er stellte sich Frau Abernacher vor, eine reiche Witwe aus dem vornehmen Hamburg-Blankenese. Er hatte sie in seinem alten Job betreut und es gab kaum etwas, was sie nicht delegierte. Vor seinem geistigen Auge beauftragte Frau Abermacher ihren Butler Thomas mit dem Ausfüllen des Profils. Karlo musste grinsen.
10
An diesem Morgen war Marie mal nicht übermüdet oder mit Restalkohol beschäftigt. Dafür hatte sie schlecht geträumt. Naja, nicht richtig schlecht, nur unpassend. Sie war extra früh schlafen gegangen und dann hatte sich Karlo in ihre Träume geschlichen. Wie hatte das nur passieren können? Sie wollte sich am liebsten ohrfeigen.
Jetzt saß ihr Karlo gegenüber und spielte gedankenverloren mit seinem Kugelschreiber. Klick, klick. Marie betrachtete seine Hand. Er hatte lange, schlanke Finger und einen sehnigen Handrücken. Für einen Moment blitzten die Bilder des Traumes auf und ein Schauer durchlief ihren Körper. Seine Finger waren langsam ihren Rücken entlanggefahren. So wie Samstagnacht. Nur waren sie dieses Mal im Büro gewesen, im kleinen Druckerraum. Er hatte sie an die Eingangstür gepresst und mit diesen Händen ... oh diese Hände ...
Klick, klick. Marie rief sich zur Ordnung. Atmen, lächeln, ignorieren. Atmen, lächeln, ignorieren. Sie musste das Wochenende vergessen. Soweit durfte es nie wieder kommen. Würde es auch nicht! Inzwischen kannte sie Karlo besser. Den Frauenhelden, der mit allem flirtete, was an seinem Schreibtisch vorbeilief. Außer mit ihr, sie hatte er ja bereits als Eroberung verbucht.
Klick, klick. Langsam ging ihr dieses Geräusch gehörig auf die Nerven. Sie versuchte, Karlo mit einem eindringlichen Blick zum Aufhören zu bewegen. Hexen hatten doch normalerweise auch telepathische Kräfte. Doch vergebens, er beachtete sie gar nicht. Klick, klick. Argh!
Ihr Handy klingelte. Sie griff nach ihrer Handtasche und fischte zwischen Lippenstift, Taschentüchern und Schlüssel das Telefon hervor. Kurz bevor ihre Mobilbox anspringen konnte, drückte sie auf die grüne Taste.
„Hallo?“
„Hallo mei Schätzle, i bin's.“
Marie zog die Augenbrauen zusammen. Ihre Mutter rief sie nie auf dem Handy an. War etwas passiert?
„Du glaubsch es net! I hen grad mit deiner Scheffin telefoniert. A nette Frau.“
Marie ahnte Schlimmes. „Und was wollte meine Chefin?“
„Sie hat zehn Zimmer für das übernäschde Wocheende reserviert. Nun müsset mir selbscht dei Mädlezimmer no herrichte, um se alle unterzubringe. I hen ihr aber versichert, mir werdet älles gebe. Sie isch ja dei Scheffin, da han i ja nix andres sage könne.“
Doch hättest du, dachte Marie.
„Nu lerne mir älle deine Kollegen kenne, des isch so aufregend! I hen mi eh immer gfragt, mit was für Mensche du dei Lebe verbringsch."
Marie unterdrückte ein Stöhnen.
„Apropos Lebe verbringe. I wollt au no frage, ob Karlo und du Sonntag zum Kaffee kommt.“
Marie stand auf und trat in den Gang, damit Karlo auf keinen Fall etwas mitbekam.
„Ich komme gerne, aber alleine. Karlo ist am Wochenende nicht da.“
„Wo geht
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