Verplant verliebt
Marie fragend an und sagte zu Karlo: „Willst du mich nicht deiner Assistentin vorstellen?“
Hatte sie diese Trulla tatsächlich gerade als Karlos Assistentin bezeichnet? Atmen, lächeln, ignorieren. Atmen, lächeln ...
Ach, scheiß auf das Mantra! Marie stand auf und sagte zu Susann: „Was auch immer er erzählt hat, Herr Winterfeld hat keine Assistentin. Und selbst wenn er eine hätte, dann wäre das ganz sicher nicht ich.“
Marie atmete tief ein, diesmal allerdings nicht, um sich abzuregen, sondern um Luft für die nächste Attacke zu holen. „Und du, mein lieber Karlo, siehst lieber zu, dass du außerhalb dieses Büros auf Frauenjagd gehst. Wir anderen hier wollen nämlich in Ruhe arbeiten, ohne dass alle drei Sekunden jemand zu dir gestöckelt kommt, seinen Hintern auf deinen Schreibtisch pflanzt und ihr alle mit eurem Gesäusel stört.“
Maries Worte kamen lauter hervor als beabsichtigt und ihre Kollegen schauten auf.
Karlo entgegnete betont gelassen: „Meine liebe Marie, ich flirte nicht, ich bin einfach nur freundlich und versuche, mich hier einzufinden. Wenn du ein Problem damit hast, dann solltest du dir vielleicht einfach einen anderen Platz suchen.“ Er drehte sich um und zeigte auf den Tisch am anderen Ende des Großraumbüros, der noch leer stand.
In diesem Moment trat die Königin neben ihre Schreibtische und Marie und Karlo erstarrten. Sandra und Albert, die den Streit ebenfalls gebannt verfolgt hatten, wandten sich wieder ihrer Arbeit zu. Nur die Stille im Raum verriet, dass alle auf die Reaktion der Königin warteten.
„Herr Winterfeld, darf ich Sie in mein Büro bitten?“
Was sollte er der Königin denn jetzt sagen? „Ach, wissen Sie, Marie und ich waren miteinander im Bett und nun kann sie damit nicht umgehen.“ Wohl kaum. Angestrengt suchte er nach einer plausiblen Erklärung, während er seiner Chefin in den Glaskasten folgte.
Kaum hatte die Königin die Tür hinter ihm geschlossen, ging sie energisch um ihren Schreibtisch herum, blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Auch ihm bot sie keinen Platz an. Leise, aber bestimmt sagte sie: „Herr Winterfeld, ich muss mich doch sehr wundern, dass Sie innerhalb weniger Tage eine Kollegin so gegen sich aufgebracht haben. Eine Kollegin wohlgemerkt, die ich noch nie derart emotional erlebt habe.“
„Ich kann das erklären ...“, setzte Karlo an, obwohl er noch nicht wusste, wie er den Satz beenden sollte.
„Es interessiert mich nicht, wer den Streit aus welchem Grund angefangen hat.“ Die Chefin stützte sich mit den Händen auf den Tisch und beugte sich zu ihm vor. „Was mich aber sehr wohl interessiert, ist, ob Sie in der Lage sind, ein Team zu leiten und derartige Konflikte sachlich beizulegen.“
Die Königin machte eine Pause. Karlo holte Luft, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen: „Wenn ich das Gefühl habe, dass Sie dazu nicht in der Lage sind, kann ich Sie nicht guten Gewissens als meinen Nachfolger empfehlen. Da hätte ich auf meinem Weinberg keine ruhige Minute.“
Karlo setzte erneut zu einer Verteidigung an, doch die Königin hob abwehrend die Hand. „Reden Sie nicht mit mir, sondern mit Frau Rebmann. Klären Sie das!“ Die Königin blickte bestimmt zur Tür.
Karlo fühlte sich wie ein Schuljunge, der von seiner Lehrerin ausgescholten worden war. So etwas war ihm noch nie passiert. Und so etwas wäre ihm auch nie passiert, hätte ihn Marie Rebmann nicht provoziert.
Karlo setzte sich an seinen Schreibtisch und tat, als würde er konzentriert seine Mails überprüfen. Er musste zugeben, dass er Spaß daran gefunden hatte, unter Maries Beobachtung mit Kolleginnen zu flirten. Das Funkeln in ihren Augen, wenn sie sich über ihn aufregte, hatte ihn nur noch mehr angespornt. Ein kleiner Kugelschreiber-Tick, ein Plausch mit einer Studentin ... Er wollte sie nur ein wenig aufziehen. Aber dass sie vor versammelter Mannschaft derart explodieren würde, hatte er dann doch nicht erwartet. War das dieselbe Frau, deren größte Angst es war, ihre Kollegen könnten von ihrem Abenteuer mit dem Matrosen erfahren? Und warum um Himmels Willen hatte er sich so reizen lassen und zurückgeschossen? Hätte er sie nicht einfach zu einem Vier-Augen-Gespräch bitten können? Das wäre professionell gewesen, cool und besonnen. Stattdessen setzte er seine Karriere aufs Spiel.
Jetzt musste Karlo retten, was noch zu retten war. Er würde das klärende Gespräch mit Marie nachholen, am besten sofort. Er stand auf,
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