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Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Boehm
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holte tief Luft und ging zu Marie hinüber. Dabei spürte er die Blicke der Kollegen in seinem Rücken. Karlo schaute auf seine Armbanduhr, es war kurz nach 12. Dann sagte er zu Marie: „Lass uns in die Kantine gehen. Wir müssen reden.“
    Marie sah ihn mürrisch an, stand wortlos auf und folgte ihm. Ihre Miene verriet nicht, was sie dachte.
     
    Karlo ging voran und setzte sich an einen der kleinen Tische am Fenster. Marie nahm ihm gegenüber Platz und schob dabei mit ihrem Tablett Karlos Tablett ein paar Zentimeter vom Tisch. Sein Kartoffeleintopf schwappte fast über den Rand der Schüssel, doch davon würde er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
    Karlo sah Marie fest in die Augen. „Wir sollten versuchen, diesen Konflikt beizulegen.“
    „Deiner Meinung nach oder nach Meinung der Königin?“
    Marie schien weiter auf Konfrontationskurs zu sein. Sie kratzte mit dem Messer laut über den Tellerboden, als sie die Salatblätter neben ihrem Putenfilet in Streifen schnitt.
    Karlo setzte erneut an: „Findest du nicht auch, dass wir das, was zwischen uns ist – oder war – beilegen sollten?“
    „Oh, du meinst unseren Beischlaf beilegen? Das fällt einem vielleicht leichter, wenn man das jedes Wochenende mit einer anderen macht.“
    Diese Frau trieb ihn noch in den Wahnsinn. „Wir sind nicht die einzigen Kollegen, die mal etwas miteinander hatten, und sich danach tagtäglich bei der Arbeit in die Augen sehen müssen.“
    „Müssen wir ja gar nicht“, entgegnete Marie achselzuckend. „Drüben bei Albert ist noch ein wunderschöner Schreibtisch frei. Da kannst du dich hinsetzen und das Problem mit dem Augenkontakt ist gelöst.“
    „Als ich davon sprach, den Konflikt zu lösen, meinte ich nicht, ihm einfach aus dem Weg zu gehen.“
    „Also meinen Konflikt würde das ganz wunderbar lösen – und du könntest dann mit allen Frauen dieser Firma so viel flirten wie du willst.“
    Marie schob ihr Tablett ein Stück weiter auf den Tisch. Karlo stöhnte innerlich, während er die Schüssel mit dem Eintopf und das Wasserglas auf den Tisch räumte und das Tablett auf den Boden legte. Er hatte nicht vor, in dieser verdammten Firma herumzuflirten. Er hatte vor, seinen Job zu machen und das Projekt sauber über die Bühne zu bringen. Doch dafür brauchte er Marie, auch wenn ihm das nicht gefiel. Er überlegte, wie er an sie herankommen konnte. Das Geklapper von Geschirr und die Stimmen, die in dem großen mit Linoleum ausgelegten Raum widerhallten, ließen ihn keinen klaren Gedanken fassen.
    „Warum gehen wir zwei nicht nach Feierabend gemeinsam einen Wein trinken und besprechen das Ganze in Ruhe?“
    Sobald Karlo diesen Vorschlag gemacht hatte, bemerkte er seinen Fehler.
    Marie reagierte wie erwartet: „Wir zwei auf ein Weinchen? Dass du deine Konflikte so löst, hätte ich mir denken können.“
    „Hör zu, Marie. Ich bemühe mich wirklich, unseren Streit beizulegen – aber das geht nur, wenn wir beide einen Schritt aufeinander zugehen.“
    „Was hat die Chefin dir bloß gesagt, dass du plötzlich so erpicht darauf bist, hier irgendeinen Konflikt zu lösen? Mal zur Info: Ich muss keinen Schritt auf dich zugehen. Die Königin kennt und schätzt mich seit Jahren. Sie weiß, dass solche Ausraster sonst nicht meine Art sind.“
    Karlo fühlte sich ertappt, was ihn noch mehr ärgerte. Marie hatte recht: Er würde sich wohl kaum so anbiedern, wenn die Chefin ihm nicht die Pistole auf die Brust gesetzt hätte. Aber was genug war, war genug. Er würde Marie ganz sicher nicht auf Knien anflehen, mit ihm zu kooperieren. Ihm würde eine andere Lösung einfallen.
    „Ich denke, so kommen wir nicht weiter.“ Obwohl er mit seinem Eintopf noch nicht fertig war, hob Karlo sein Tablett auf, belud es und stand auf. „Du entschuldigst mich bitte?“
     
    So ein dreister Mistkerl, dachte Marie, als sie ihre Kaffeetasse auf den Schreibtisch knallte. Sie konnte nicht fassen, dass er sie wirklich gefragt hatte, ob sie mit ihm etwas trinken gehen wollte. Sie würde sich nicht wie der Rest der weiblichen JCN-Belegschaft von ihm um den Finger wickeln lassen. Sollte er doch Bernadette zu einem Wein einladen. Die würde sicher ja sagen. Aber in einem Punkt hatte er recht: So einen Ausbruch durfte es nie wieder geben. Ihr wurde flau im Magen, als sie daran dachte, dass tatsächlich alle Kollegen diese Szene mitbekommen hatten. Was die jetzt wohl glaubten? Sie hoffte nur, dass sich niemand einen Reim auf ihr seltsames Verhalten machen

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