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Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Boehm
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er denn hin? Nu habe mir ihn kenneglernt, jetz wirscht du ihn uns nimmer vorenthalten könne.“
    Marie wusste, dass ihre Mutter sich nicht so leicht geschlagen geben würde. Sie suchte angestrengt nach einer Antwort. „Er fährt seine Eltern besuchen. Dafür habt ihr doch sicher Verständnis.“
    „Aber warum gehscht du da net mit?“
    Ihre Mutter schien wirklich verwundert. Marie überlegte, wie sie aus dieser Sache je wieder herauskommen sollte. Für ihre Familie schien diese angebliche Beziehung schon sehr weit fortgeschritten zu sein. Sie musste sobald wie möglich eine plausible Trennung inszenieren, am besten noch vor dem Teamwochenende. Oh Gott, daran wollte sie gar nicht denken. Ihre diskrete Familie mit ihrem vermeintlichen Ex vor allen Kollegen. Was konnte es Schlimmeres geben?
    „Mama, lass uns heute Abend weitersprechen, ich habe viel zu tun.“ Sie musste Zeit schinden, um in Ruhe das Trennungsszenario zu entwickeln.
    „Des passt super. I bin heut zufällig in dr Stadt, neue Bettwäsche im Breuningerland eikaufe. Wann machsch du denn Schluss? Dann hol i di nach der Arbeit einfach ab.“
    Marie suchte nach einer Ausrede, doch dann beschloss sie, ein Treffen am Abend sei die richtige Gelegenheit, ihre Mutter schonend mit ihrem Rückfall ins Singledasein vertraut zu machen. „Um sechs Uhr sollte ich hier fertig sein.“
    „Schön. I freu mich, alles über meinen hoffentlich künftigen Schwiegersohn zu erfahre. Bis später dann.“ Und schon hatte sie aufgelegt.
    Auf dem Weg zurück an ihren Schreibtisch lief Marie im Gang an Sandra und Albert vorbei, die sich im Flüsterton angifteten. Das schien mal wieder keine berufliche Auseinandersetzung zu sein. Marie wusste, was das bedeutete: Die Zwei würden sich den ganzen Tag über böse Blicke zuwerfen und im Büro schlechte Laune verbreiten.
    Als Marie wieder an ihrem Platz saß, versuchte sie, möglichst beschäftigt auszusehen. Was sie ja auch war, nur nicht mit ihren eigentlichen Aufgaben. Stattdessen dachte sie über eine plausible Trennungsgeschichte nach, die sie ihren Eltern auftischen konnte.
    Der böse Karlo geht mit der Arbeitsschlampe Bernadette fremd. Schändlich betrügen wird er sie. Im Druckerraum. Nein, das würde nicht funktionieren. So wie sie ihre Mutter kannte, würde sie nach einer solchen Geschichte am Wochenende vor aller Augen auf Karlo einprügeln. Besser war es, Marie machte Schluss. Weil er ... ja warum eigentlich? Zu perfekt war? Sie dachte an Paulas fantasievolle Gründe, mit einem Mann Schluss zu machen, da musste doch etwas dabei sein. Weil Karlo beim Sex komische Geräusche machte? Sie stellte sich lebhaft das Gesicht ihrer Mutter vor. Nein, das war wohl eher nicht geeignet.
    Was wäre schlimm genug, um eine Trennung zu rechtfertigen, aber würde gleichzeitig ausschließen, dass ihre Mutter auf ihn losging. Irgendetwas Prekäres, worauf selbst ihre Mutter ihn nicht ansprechen würde. Impotenz! Das war's. Sie würde ihre Mutter ins Vertrauen ziehen und darauf setzen, dass sie diskret genug sein würde. Keine kleinen Enkelchen – das würde ausreichen, um das Verständnis ihrer Mutter zu gewinnen.
    Marie setzte sich auf ihren Stuhl und grinste Karlo breit an. Wenn der wüsste. Klick, klick. Oh Mann, konnte der das nicht mal sein lassen?
    Sie stierte so lange auf den Kugelschreiber, dass ihm das einfach auffallen musste. Tatsächlich hob er seinen Blick, sah sie direkt an, grinste und – klick, klick. Marie war sich sicher, dass er sie absichtlich provozierte. Sie ermahnte sich: Atmen, lächeln, ignorieren.
    „Karlo?“, piepste eine Stimme neben Marie. Ein etwa 20-jähriges Mädchen, mit rundem Gesicht und ebenso runden Augen, trat auf Karlo zu und blinzelte ihn an. Das war sicher die neue studentische Aushilfskraft aus der Rechnungslegung.
    „Ah, hallo Susann.“ Karlo schaute sie freundlich an.
    „Ich wollte rauchen gehen. Möchtest du mitkommen?“
    Marie traute ihren Ohren nicht. Er und diese Piepsmaus waren per Du? Und er rauchte? War das jetzt seine neue Masche?
    „Ich begleite dich gerne nach draußen. Ein wenig frische Luft kann nicht schaden.“
    Meine Güte, zählte das nicht als Verführung Minderjähriger? Marie kochte. Sie hätte wetten können, dass Karlo im Verlauf dieser Woche auch das übrige Dutzend Frauen von JCN kennenlernen würde, falls er das nicht schon erledigt hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so viele Kolleginnen in ihrem Büro ein- und ausgehen gesehen zu haben.
    Susann schaute

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