Verplant verliebt
sich gelöst hatte. Dann schien dieser von und zu Bornheim irgendetwas Witziges zu sagen, denn sie legte ihren Kopf in den Nacken und lachte laut. Freitag war offensichtlich gewesen, dass Herr von Bornheim Gefallen an Marie gefunden hatte. Maries Körpersprache zeigte ganz deutlich, dass sie seine Aufmerksamkeit genoss. Sie verhielt sich absolut nicht professionell, das musste sie doch erkennen.
Flirtete sie etwa? Sah ganz so aus. Sie sollte sich zusammenreißen, dies war schließlich ein Geschäftstelefonat. Marie ließ die Locke, die sie sich um den Zeigefinger gewickelt hatte, fallen, setzte sich gerade hin und legte einen neutral-interessierten Gesichtsausdruck auf. Das Gespräch war sowieso gleich vorbei, Herr von Bornheim wollte ihr nur noch die Eckdaten für den nächsten Präsentationstermin nennen. Marie schrieb mit und wiederholte dabei, was er ihr diktierte. „Mittwochabend, 20 Uhr, Restaurant Breitenbach ...“
Marie stockte. „Ich dachte ...“
Herr von Bornheim unterbrach sie lachend: „Keine Angst. Ich habe nur Spaß gemacht. Mittwoch um 14 Uhr bei uns im Business-Park am Flughafen. Aber den Abend beim Sternekoch holen wir nach.“
Marie fand es angenehm, mit einem interessanten Mann zu flirten, doch sie wollte umworben, nicht überrumpelt werden.
Als Marie den Hörer auflegte, sah Karlo sie grimmig an. Er machte keine Anstalten, sie über das Gespräch zu befragen. Marie gab ihm trotzdem eine kurze Zusammenfassung: „Herr von Bornheim hat nun auch das Konzept unserer Konkurrenz gesehen und mir im Vertrauen verraten, dass wir bisher die Nase vorne haben. Mittwoch, 14 Uhr, sollen wir das Detailkonzept präsentieren.“
Karlo nickte. Nach einigen Sekunden setzte er nach: „Im Vertrauen, ja? Und was war so lustig?“
Marie hatte nicht vor, Herrn von Bornheims Komplimente wiederzugeben.
„Ach, nichts, was dich betrifft.“ Sie setzte absichtlich ihr „Ich weiß was, was du nicht weißt“-Lächeln auf.
Karlo antwortete mit einem verächtlichen Schnauben.
War er etwa eifersüchtig? Das konnte doch nicht sein. Marie musste es genauer wissen. „Ein interessanter Mann, dieser von Bornheim“, sagte sie wie zu sich selbst.
Karlo verdrehte die Augen und grummelte etwas vor sich hin, das Marie nicht verstand.
Also doch. Marie freute sich. Das letzte Mal, dass jemand wegen ihr eifersüchtig gewesen war, lag viele Jahre zurück. Die Episode hatte mit einer Rauferei auf dem Schulhof geendet. Wer wohl aus einer Prügelei zwischen Karlo und von Bornheim als Gewinner hervorgehen würde?
„Ganz klar Karlo“, antwortete eine innere Stimme. Wo die herkam, war Marie schleierhaft.
Sie erwiderte im Stillen: „Selbst wenn! Dann werde ich von Bornheim eben trösten.“
Die Stimme gab immer noch keine Ruhe. „Eine solche Niederlage würde Herrn von Bornheims Ego gut tun.“
Schscht!, rief Marie die Stimme zur Ordnung.
Herr von Bornheim war galant, gutaussehend, intelligent, wohlhabend und nach Projektabschluss würde er aus ihrem beruflichen Alltag verschwinden, womit einer privaten Verbindung nichts mehr im Wege stünde. Karlo hingegen würde für lange Zeit bei JCN an ihrer Seite kleben. Überhaupt: Karlo passte auch sonst nicht zu ihr. Er war einfach kein Familienmensch. Gestern, als sie auf seine Familie zu sprechen gekommen war, hatte er seltsam reagiert. Auf eine enge Bindung deutete das jedenfalls nicht hin. Außerdem rauchte Karlo, oder tat zumindest so, wenn er mit kleinen Studentinnen flirtete. Er war tätowiert. Marie hätte noch unendlich viele Gründe nennen können. Aber sie hatte ihre innere Stimme bereits zum Schweigen gebracht.
Marie ging in die Kaffeeecke, um nachzusehen, ob von der letzten Konferenz noch Kundenkekse übrig waren. Obwohl sie mit dem Rücken zur Raummitte stand, hörte sie am Klappern der Schuhe, dass sich Bernadette näherte. Sie baute sich neben Marie auf, die Hände in die Hüften gestemmt.
„Du und Karlo also.“ Bernadettes Stimme war tiefer als sonst und hatte etwas Bedrohliches.
„Ich und Karlo?“
Bernadette kniff die Augen zusammen. „Ich weiß, welches Spiel du hier spielst.“
Marie musste sich ein lautes Lachen verkneifen. Was für eine Drama Queen! Stattdessen lächelte sie Bernadette nur müde an, schob sich einen Keks in den Mund und ging ohne ein weiteres Wort zurück an ihren Platz. Doch auch wenn sie die Überlegene gab, ärgerte sich Marie insgeheim. Warum nur hatte sie sich von Bernadette provozieren lassen und hinausposaunt, dass sie
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