Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Boehm
Vom Netzwerk:
Karlo um die Ecke. Er warf seine Lederjacke über den Schreibtischstuhl und grinste Marie an. „Moin. Du bist aber früh auf.“
    „Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich habe eine Kanne Kaffee gekocht. Möchtest du eine Tasse?“
    Ohne seine Antwort abzuwarten, ging Marie zur Kaffeeecke. Man konnte Karlo vieles vorwerfen, aber ein Morgenmuffel schien er wirklich nicht zu sein. Sie füllte eine Tasse. Als sie von hinten an Karlos Schreibtisch trat, sah sie gerade noch, wie er die Login-Seite von Liebesbrief.de wegklickte. Sie musste grinsen. Die Analysephase war längst vorbei, also nutzte er genau wie sie seine Probemitgliedschaft privat weiter.
    Marie tat so, als hätte sie nichts gesehen. „Hier kommt dein Kaffee. Mit einem Schuss Milch, ohne Zucker.“
    „Wie aufmerksam, dass du dir das gemerkt hast.“
    „Ist ja nicht so schwer. Ich bin übrigens gerade dabei, die Präse für morgen noch ein bisschen aufzuhübschen. Danach würde ich sie dir für den finalen Check geben, okay?“
    Karlo nickte und Marie machte sich an die Arbeit. Eine halbe Stunde später hatte sie eine neue Mail von Ole. Noch jemand, der vermutlich während der Arbeit private Mails schrieb.
     
    Liebe Hexe,
    danke für die neue Lieferung ehrlicher Worte. Ich weiß das zu schätzen. Das Zerwürfnis mit meinen Eltern ist sicher nicht endgültig. Ich benötige gerade nur etwas Abstand, um mich wieder zu „neutralisieren“. Meine Eltern meinten, genau zu wissen, was für mich das Richtige ist. Meine Mutter platzierte auf jeder Gartenparty eine charmante, gut aussehende Frau an meiner Seite. Sie gab ihrer Haushälterin meinen Zweitschlüssel und bat sie, für mich einzukaufen und mir Mahlzeiten vorzukochen. Mein Vater arrangierte einen neuen Job für mich. Als ich ihn annahm, hatte ich keine Ahnung, dass er dahintersteckte. Meine Frau und ich hatten uns auf der Arbeit kennengelernt und meine Eltern dachten, es wäre besser, wenn ich nicht jeden Tag an sie erinnert werden würde.
    Jetzt muss ich erst einmal mein Leben ordnen und herausfinden, was mir wichtig ist. Das kann ich aber nur alleine tun. Wenn mir das gelungen ist, werde ich in meinem Leben auch wieder einen Platz für meine Eltern finden. Kannst du das verstehen?
    Gruß
    Ole
     
    Marie überlegte. Konnte sie das verstehen? Nicht ganz. Ihre Familie mischte sich auch ununterbrochen in ihre Angelegenheiten ein. Verkupplungsversuche waren an der Tagesordnung. Das mit der Haushälterin und dem Job würde sie ihren Eltern ebenfalls zutrauen. Aber dafür gaben sie ihr so viele andere, wichtigere Dinge, dass sie ihnen schnell verzieh, wenn sie es mit ihrer Fürsorge mal wieder übertrieben. Marie sah Karlo an, der gedankenverloren seinen Kugelschreiber an der Wange auf- und zuklickte. Auch er hatte irgendein Problem mit seiner Familie. Tickten Männer da anders?
     
    Lieber Ole,
    so ganz kann ich dich nicht verstehen. Gerade als Single braucht man doch den Rückhalt und die Nähe der Familie. Freunde kannst du dir so aussuchen, dass sie zu dir passen. Die Familie lässt sich nicht mal eben austauschen. Das ist auch gut so, denn jeder hat seine Macken – und im Familienumfeld versteckt die auch keiner. Mal nerven die Eltern und mal nervt man selbst. Aber eine Familie bleibt man trotzdem. Und das setzt sich fort in der Familie, die man vielleicht irgendwann selbst gründet. Meine Schwester hat schon ihre eigene Familie, und ich beneide sie um die bedingungslose Liebe, die sie mit ihren Kindern teilt. Egal, was kommt, sie werden immer ihre Kinder sein. Dieses Band sollte man nicht einfach so zerschneiden – auch nicht vorübergehend und auch dann nicht, wenn es mal schwierig wird.
    Lieben Gruß
    Witchcraft
     
    Karlo las die Mail noch einmal. Die Frau, die sie geschrieben hatte, musste in einer liebevollen Familie aufgewachsen sein, in der sich alle sehr vertraut waren. Er selbst hatte nie ein so vertrautes Verhältnis zu seinen Eltern gehabt. Über Gefühle sprachen sie so gut wie nie. Seine Eltern liebten ihn, das wusste Karlo. Doch richtig zeigen konnten sie es nicht.
    Karlo beobachtete Marie, die an ihrer Unterlippe kaute, während sie auf den Bildschirm starrte. In ihrer Familie hatte er sich genauso wohl gefühlt wie in Tizianas italienischem Familienclan. Nur Tizianas Familie lebte in Italien, wodurch es schwer gewesen war, sich regelmäßig zu sehen. Marie pflegte auch als Erwachsene noch eine sehr enge Beziehung zu ihren Eltern und sie sahen sich oft. In einem war sich Karlo sicher:

Weitere Kostenlose Bücher