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Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Boehm
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„Du hättest mich wiedersehen wollen?“
    Karlo lächelte, zögerte aber mit einer Antwort. Marie hätte sich ohrfeigen können. Das war wohl die naivste, dümmste, hypothetischste Frage, die man einem Typen stellen konnte: Hättest du dich denn nach unserem One-Night-Stand auch brav gemeldet?
    „Du brauchst nicht zu antworten. Sorry. Ich meine, ist ja eh egal ...“, stammelte Marie.
    Karlo lächelte immer noch. „Ja, ich denke, ich hätte dich angerufen.“
    „Das brauchst du jetzt nicht zu sagen. Ich meine ...“
    Weiter kam Marie nicht. Karlo legte ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen. Dann strich er mit der Hand sanft über ihre rechte Wange, bevor er seine Finger in ihr Haar schob. Maries Kopf befahl, sich ihm zu entziehen. Doch ihr Körper reagierte nicht. Seine grauen Augen hielten sie gefangen. Warum nur war er so unglaublich sexy? Dann zog Karlo Marie zu sich heran und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, zögernd noch, als warte er auf ihr Einverständnis. Als sie ihren Mund fordernd nach mehr öffnete, verschmolzen sie in einem Kuss, bei dem Marie nicht wusste, wo ihr Mund begann und seiner aufhörte. Marie strich mit ihrer Hand über seine raspelkurzen Haare und ließ sie seitlich an seinem Hals zur Ruhe kommen. Sie spürte Karlos Puls, kräftig und schnell. Seine Hand wanderte an ihrer Wirbelsäule nach unten und übte dabei leichten Druck aus. Marie gab dem Druck nur zu gerne nach. Auch sie wollte Karlo näher sein. Sie erinnerte sich wieder genau daran, wie sich die Haut auf seinen nackten Oberarmen anfühlte, wie sie seine Berührungen genossen hatte. Diese Erinnerung hatte sie im Büro erfolgreich verdrängt. Jetzt war alles wieder da. Sexy Karlo und Kollege Karlo waren ein und derselbe Mann. Marie hörte es in ihrem Kopf widerhallen: Kollege Karlo! Kollege Karlo!
    Verdammt, was tat sie hier? Die House-Musik und das Stimmengewirr kehrten in Maries Bewusstsein zurück. Sie versteifte sich in Karlos Umarmung und wandte ihren Kopf zur Seite. Karlo löste sich widerstrebend von Marie und sah sie fragend an.
    „Ich ... das ... ich muss gehen.“ Marie stand so hastig auf, dass sie ihren Stuhl fast umkippte.
    Karlo runzelte die Stirn und erhob sich ebenfalls. „Warte, Marie, wir sollten ...“
    Doch Marie ließ ihn nicht ausreden. Sie stolperte zur Bar, um ihren Cocktail zu bezahlen. Als sie ihre Geldbörse öffnete, verteilten sich sämtliche Münzen über den Tresen. Marie begann hastig, das Geld einzusammeln. Da spürte sie, wie Karlo hinter sie trat. Er reichte dem Kellner zwanzig Euro und sagte: „Lass mich das machen. Bitte.“
    Marie hauchte ein „Danke“ in seine Richtung, ohne seinem Blick zu begegnen, nahm die letzte Münze vom Tresen und flüchtete zum Ausgang.
     
    Als Karlo das Ciba Mato verließ, sah er Paula und Gregor ineinander verschlungen auf einem der Rattansofas liegen. Karlo ging unbemerkt an ihnen vorbei und grübelte. Was zum Teufel war da in ihn gefahren? Normalerweise hatte er sich besser im Griff. Doch heute Abend war Marie wieder diese schüchterne Meerjungfrau gewesen, die ihn schon einmal verzaubert hatte. Er dachte an ihre feuerroten Locken und ihre leuchtend grünen Augen. Vielleicht war „verhext“ das passendere Wort für das, was schon zum zweiten Mal mit ihm geschehen war. Beim ersten Mal hatte er sich noch mit seiner Ahnungslosigkeit herausreden können. Doch jetzt wusste er, wer Marie war und dass sie nicht damit umgehen konnte, sowohl Bett als auch Schreibtisch mit ihm zu teilen. Er hätte sie nicht küssen dürfen.
    Karlo hoffte inständig, dass das ganze Theater nun nicht wieder von vorne beginnen würde. Die Präsentation morgen durften sie nicht in den Sand setzen. Doch Marie trug genauso viel Verantwortung für diesen Kuss wie er. Sie wollte ihn, das hatte Karlo gespürt. Karlo musste grinsen. Er hatte es gewusst! Marie war doch nicht so unempfänglich für ihn, wie sie immer vorgab. Im Büro war sie sehr darauf bedacht, sich ihm gegenüber so gleichgültig wie möglich zu geben.
    Überhaupt war Marie ein wandelnder Widerspruch, was ihn ebenso irritierte wie anzog. Gerade noch ignorierte sie ihn betont gleichgültig, im nächsten Moment war sie einfühlsam und strahlte vertraute Wärme aus. Rational im Job, aber vollkommen unberechenbar, wenn es um ihre Gefühle ging. In einem Moment noch unsicher, im nächsten sprühte sie nur so vor Sexappeal. Karlo dachte an ihren kurzen schwarzen Rock, der ihre schlanken Beine betonte, und an ihre lockig

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