Verplant verliebt
weiche Mähne, von der er einfach nicht die Finger lassen konnte. Hätte Marie nicht die Notbremse gezogen, hätte er für nichts garantieren können.
Vielleicht war es besser so.
21
Marie sah den Flugzeugen beim Starten und Landen zu. Das Bürogebäude von Edelpartner befand sich in einem klobigen Glaskasten direkt neben dem Stuttgarter Flughafen. Sie rieb sich unauffällig die Arme, um ihre Gänsehaut zu vertreiben. Im ersten Moment hatte sie es als sehr angenehm empfunden, aus der 32 Grad schwülen Hitze in den klimatisierten Konferenzraum zu treten. Doch der Stoff ihres marineblauen Kostüms war eindeutig zu dünn für zwei Stunden bei Kühlschranktemperatur.
Marie beobachtete Karlo, der gerade das letzte Chart mit der Zusammenfassung präsentierte. Sie hatte ihm am Morgen per SMS geschrieben, dass sie direkt zum Kundenmeeting kommen würde. Es war ohnehin alles vorbereitet und für eine Stunde ins Büro zu fahren, hätte sich nicht gelohnt. Als sich Karlo und Marie dann am Empfang von Edelpartner trafen, konnten sie nicht über den Vorabend sprechen. Marie war das auch lieber so. Sie hätte sowieso nicht gewusst, was sie sagen sollte. Doch der Kuss schwebte zwischen ihnen. Der kollegiale Umgang, den sie sich Stück für Stück erarbeitet hatten, war dahin. Sie fanden noch nicht einmal Themen für einen Small Talk, als sie von der Empfangsdame in den Konferenzraum geführt wurden. Ihr Blickkontakt war auf ein Minimum beschränkt und wenn sich ihre Augen doch begegneten, zeigte keiner von ihnen eine Gefühlsregung. Umso erstaunter lauschte Marie nun Karlos Schlussplädoyer, das er nicht lebendiger und enthusiastischer hätte vortragen können. Karlo erzählte kleine Anekdoten, sprach mit den Händen, bewegte sich im Raum und hielt stetigen Augenkontakt mit von Bornheim. Am Schluss sagte er: „Ich hoffe, Herr von Bornheim, dass wir für Sie diejenigen mit der höchsten Matching-Punktzahl sind. Vielen Dank.“
Herr von Bornheim nickte anerkennend. Dann stand er auf und schenkte Marie ein Lächeln. „Frau Rebmann, da haben Sie beide außerordentlich gute Arbeit geleistet.“
„Danke, Herr von Bornheim. Sie haben sicherlich an der äußerst lebendigen Präsentation von Herrn Winterfeld gemerkt, wie viel Herzblut in unseren Ideen steckt.“
Marie merkte, dass ihre eigene Begeisterung zu wünschen übrig ließ. Ihr war nach allem, aber nicht nach Leidenschaft, selbst beim charmanten Richard von Bornheim nicht.
Ihr Gegenüber schien ihre Veränderung zu bemerken. Er legte seine Hand auf ihren Oberarm und fragte: „Ist Ihnen wohl, Frau Rebmann? Sie sehen ein wenig erschöpft aus.“
Kein Wunder. Sie hatte die ganze Nacht kaum geschlafen und am Morgen keinen Bissen herunterbekommen.
Marie bemühte sich, möglichst unbeschwert zu lächeln. „Alles in bester Ordnung, Herr von Bornheim. Nur der Kreislauf. Es ist so schwül heute.“
„Ja, dieses Wetter ist grauenhaft. Darf ich anbieten, dass mein Chauffeur Sie nach Hause fährt?“
Marie wurde warm ums Herz. Es tat gut, von jemandem umsorgt zu werden. „Danke für das sehr freundliche Angebot, Herr von Bornheim, aber das ist nicht nötig.“ Sie lächelte ihn dankbar an.
Karlo, der bis eben wortlos neben ihnen gestanden und die Szene beobachtet hatte, meldete sich zu Wort: „Herr von Bornheim, darf ich Sie noch fragen, wie Ihre weitere Zeitplanung bezüglich der Angebotsvergabe aussieht?“
Während von Bornheim antwortete, war sein Blick weiterhin auf Marie gerichtet. „Ich werde mir noch die Abschlusspräsentation der Mitbewerber ansehen. Wenn Sie Freitagnachmittag eventuell noch Zeit für etwaige Fragen hätten? Die Entscheidung werde ich am Wochenende fällen und Sie dann unverzüglich informieren.“
Nachdem sich alle verabschiedet hatten, erkundigte sich von Bornheim noch einmal nach Maries Befinden.
Karlo legte seine Hand auf Maries Rücken und sagte: „Ich werde sicherstellen, dass Frau Rebmann wohlbehalten nach Hause kommt.“
Von Bornheim nickte Karlo zu und Marie meinte, einen Hauch von Angriffslust im Blickwechsel der zwei Männer bemerkt zu haben. Doch damit wollte sie sich im Augenblick nicht beschäftigen, sie wollte einfach nur heim.
Als Marie aus dem Konferenzraum in den Flur trat, schlug ihr die Hitze entgegen und ihr Kreislauf, den sie eben noch als Ausrede benutzt hatte, meldete sich tatsächlich. Sie drehte sich zu Karlo um. „Ich werde den Rest des Tages freinehmen. Ich denke, die Königin wird nichts dagegen haben. Der
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