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Verplant verliebt

Verplant verliebt

Titel: Verplant verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Boehm
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machte sich auf die Suche nach ihrem Liebling. Sie entdeckte Simba im Wohnzimmer, wo sie leise mauzend auf der Couch kauerte. Marie setzte sich daneben.
    „Och, Mauz. Was hast du denn?“
    Als sie Simba hochhob, wand sich die Katze aus ihren Händen, sprang von der Couch und verkroch sich unter einem Stuhl. Kein Hunger und kein Interesse an Schmuseeinheiten – Simba schien tatsächlich krank zu sein. Marie griff zum Hörer, um bei Doktor Maurer kurz vor Praxisschluss noch einen Notfalltermin zu erbetteln.
    Als Marie eine Stunde später vom Tierarzt zurückkam, war sie erleichtert. Simba blickte zwar noch immer wehleidig aus ihrem Katzenkörbchen, doch inzwischen wusste Marie, dass ihr Liebling nur eine Wurmkur brauchte. Jetzt tat sich allerdings ein neues Problem auf. Eigentlich hatte sie Simba während des Teamwochenendes von Paula hüten lassen wollen, doch weder mochte Marie ihre Katze jetzt, wo sie besondere Fürsorge brauchte, weggeben, noch konnte sie Paula zumuten, Katzenkotze von ihrem hellen Teppich wischen zu müssen. Normalerweise halfen die Medikamente schnell, aber sicher war das nie. Marie fiel nur eine Lösung ein: Sie musste Simba mit zu ihren Eltern nehmen.   
    Als sich Marie am späten Abend mit einem Apfeltee auf die Couch setzte, fiel ihr die Mail an Ole wieder ein. Inzwischen hatte sie sich etwas abgeregt. Die Sorge um Simba hatte sie abgelenkt. Marie schaute in ihren Posteingang. Keine Antwort. Enttäuscht öffnete sie ihre letzte Mail und las die Hasstirade, die sie vor ein paar Stunden wütend in die Tastatur gehackt hatte. Ganz schön aggressiv, befand Marie. Da wusste der arme Ole wahrscheinlich gar nicht, wie er reagieren sollte. Marie beschloss, eine weitere Nachricht hinterherzuschicken.

27
     
    Karlo las die Mails von Witchcraft ungefähr zum zwanzigsten Mal und ihn beschlich ein mulmiges Gefühl. Er wusste nun, wer Witchcraft war. Er konnte die Erlebnisse, Gefühle und Sehnsüchte, die sie ihm anvertraut hatte, Marie zuordnen. Sie konnte das mit Karlo und Ole nicht tun – noch nicht.
    Als Karlo gerade beschlossen hatte, den Computer auszuschalten und seine Entdeckung erst einmal sacken zu lassen, trudelte eine neue Nachricht von Witchcraft ein. Nach kurzem Zögern öffnete er sie. Auf die eine Mail mehr oder weniger kam es nun auch nicht an.
     
    Hallo lieber Ole,
    ich muss mich für meinen Wutanfall vorhin entschuldigen. Ist sonst nicht meine Art, meinem Ärger dermaßen Luft zu machen. Ich war in dem Moment nur so wütend und da hat es dich getroffen. Sorry! Wie geht es dir denn? Was ist bei dir schief gelaufen?
    Ich würde mich freuen, bald wieder von dir zu lesen.
    Lieben Gruß
    Marie (das ist übrigens mein richtiger Name)
     
    „Na, das hätte sie auch früher sagen können“, murmelte Karlo. Dann hätte er vielleicht eher geschaltet und es wäre nie zu diesem geständnisreichen Mailwechsel gekommen. Wenigstens schien sie sich abgeregt zu haben. Vielleicht konnte er morgen auf einen einigermaßen ruhigen Arbeitstag hoffen, ohne Standpauke.
    Stopp! Er musste aufhören, Maries Mails zu lesen. Überhaupt musste er aufhören, ihr zu schreiben. Karlo überlegte, ob er Marie erzählen sollte, dass er Ole war. Doch der Gedanke daran, dass sie auf einen Schlag so viel von ihm wissen würde, behagte ihm gar nicht. Karl-Ole, der verkorkste Witwer mit der Autophobie. Ganz großes Kino. Nein, Karlo wollte sich nicht die Blöße geben, Marie diesen Einblick zu gewähren. Jetzt noch nicht. Er wollte Marie für sich gewinnen, ohne dass seine Vergangenheit eine Rolle spielte. Er wollte ihr zeigen, was er für sie empfand, ohne ihr das Gefühl zu geben, sie könne sowieso nie an seine verstorbene Frau heranreichen. Marie hatte in ihrer Mail treffend analysiert, dass sein Traumbild immer noch Tiziana glich. Doch inzwischen hatte sich das Bild einer anderen Frau dazugesellt, das Bild einer großen Frau, mit lockigen roten Haaren, tausenden von Sommersprossen und einem messerscharfen Verstand, der nur zu gerne vom irrationalen Teil ihrer Persönlichkeit außer Gefecht gesetzt wurde. Karlo hatte seinen Plan gefasst. Er musste sich erst einmal im realen Leben wieder mit Marie verstehen, jetzt, wo er ihr Chef war. Das würde schon schwer genug werden. Später war dann immer noch Zeit, ihr in einem passenden Moment alles zu erzählen, ganz behutsam. Vorausgesetzt, sie würde ihn noch einmal an sich heranlassen. Sollten sie beide tatsächlich eine Chance als Paar haben, würde er früher oder

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