Verplant verliebt
einen Tag erlebe ich gerade auch! Ich habe eben erfahren, dass ich einen neuen Chef bekomme, einen Frauenhelden hoch zehn. Weißt du wie er und sein bester Freund ihre Männer-WG nennen? Habichthorst! Sie fühlen sich wie zwei Habichte, die über der Stadt kreisen und Frauen jagen! Der Typ gibt sich nach außen charmant und wickelt die weibliche Belegschaft, inklusive unserer Chefin, um den Finger. Gleichzeitig lügt er einem wie gedruckt ins Gesicht. Ich konnte ihn schon am ersten Arbeitstag nicht riechen. Und der soll nun mein Chef werden? Ich werde gleich morgen meine erste Bewerbung schreiben.
Sorry, dass ich dich so überrolle, aber das musste jetzt mal raus. Was ist denn bei dir los?
Lieber Gruß
Witchcraft
Karlo saß im Büro der Königin und besprach mit ihr die Übergabe. Da waren so viele Dinge, die sie zu bedenken hatten. Ihm rauchte der Kopf. Als die Chefin kurz den Raum verließ, überlegte Karlo, ob er zu Marie gehen sollte, ließ es dann aber doch bleiben. So wütend, wie sie ihn vorhin angefunkelt hatte, würde sie ihm vielleicht wieder eine Szene machen. Aber wahrscheinlich sah er unnötig schwarz. Er war jetzt ihr Chef – na und? Das änderte doch nichts daran, dass sie sich gut verstanden. Als Team arbeiteten sie perfekt zusammen, wie das Projekt für Edelpartner bewies, und auch privat waren sie auf einer Wellenlänge. Karlo dachte an ihren gemeinsamen Besuch bei Maries Eltern und musste schmunzeln. Dann fiel ihm der Kuss wieder ein. So richtig wusste Karlo nicht, was da in ihn gefahren war. Er hatte einfach nicht anders gekonnt in dem Moment. Rückblickend war das natürlich dumm gewesen. Er kannte Maries Einstellung und als ihr künftiger Chef war sein Verhalten sowieso völlig unangemessen gewesen. Marie hatte der Kuss anscheinend sehr nervös gemacht. Jedenfalls war sie ihm seitdem konsequent ausgewichen. Zumindest konnte Marie wohl kaum behaupten, Karlo habe nicht versucht, sie über seine neue Rolle aufzuklären. Er hatte sie angerufen und vor dem Personalmeeting um ein Gespräch gebeten. Aber sie war ja zu beschäftigt gewesen, um ihm auch nur fünf Minuten ihrer Zeit zu opfern.
Morgen auf der Autofahrt würden sie hingegen genug Zeit haben, miteinander zu sprechen. Auf der Autofahrt. Karlo brach der Angstschweiß aus, wenn er nur daran dachte. In Hamburg wusste jeder, dass er in kein Auto mehr stieg, und alle akzeptierten das. Da war er nur bei Fremden in solche Situationen geraten und denen konnte er leicht Ausreden auftischen.
Doch jetzt saß er wirklich in der Klemme. Er würde ums Autofahren nur herumkommen, wenn er sich krank meldete, aber das war definitiv nicht seine Art. Karlo hatte immer gewusst, dass er sich irgendwann seiner Angst würde stellen müssen. Jetzt war es soweit. Dass eine schmollende Kollegin am Steuer sitzen würde, bot jedoch nicht gerade die beste Voraussetzung, sich möglichst entspannt und behutsam wieder ans Autofahren zu gewöhnen.
Und dann gab es da noch Stressfaktor Nummer zwei: Maries Familie. Warum hatte Marie ihm nicht eher gesagt, dass sie in der Pension ihrer Eltern unterkommen würden? Karlo mochte Familie Rebmann, schätzte sie aber nicht als diskret ein. Unter diesen Umständen hätte sie auf jeden Fall aufklären sollen, dass sie kein Paar waren. Auch das musste er dringend mit Marie besprechen. Wenn sie denn wieder mit ihm sprach.
25
Weil Karlo länger arbeiten musste, hatte sich Gregor schon ohne ihn den Stuttgarter Kessel hochgekämpft. Das war Karlo nur recht so, denn nun konnte er seine Lieblingsroute nach Hause nehmen, ohne Rücksicht auf Mister „Ich kremple mein Leben um“. Karlo wollte ungestört sein und den Kopf frei bekommen, da war die Route durch den weitläufigen Rosensteinpark mit einem Schlenker am Wilhelma Zoo vorbei genau das Richtige. Die Lamas guckten genauso dumm wie er sich fühlte. Als er um acht Uhr die Wohnung betrat, roch es nach gebratenem Fleisch. Verwundert ging Karlo in die Küche. Dort stand Gregor am Herd und stocherte mit einer Gabel in der Pfanne herum, um die Hüfte trug er eine Schürze.
„Alter, ich habe uns zwei Steaks in die Pfanne gehauen“, begrüßte er Karlo.
Karlo sah Gregor irritiert an. Gregor konnte nicht kochen. Ein Blick in die Pfanne bestätigte das. Das Stadium „gut durch“ war längst überschritten.
Karlo schüttelte den Kopf und sagte: „Vielleicht haust du deine Steaks künftig pro Seite nur eine Minute in die Pfanne und lässt sie im Ofen nachgaren, dann esse ich
Weitere Kostenlose Bücher