Verplant verliebt
würde. Es war lange her, dass sie jemand „zum Essen ausgeführt“ hatte. Das klang so schön altmodisch und nicht einfach nach einem schnöden „Date“. Doch dann zögerte sie. Warum hatte er den Auftrag erwähnt? War der vom Abendessen abhängig?
„Nach Vergabe des Auftrags?“, hakte Marie nach.
Herr von Bornheim riss überrascht die Augen auf und sprach schneller als sonst. „Frau Rebmann, da habe ich mich äußerst ungeschickt ausgedrückt. Der Auftrag ist JCN längst sicher. Ihr Konzept hat mich inhaltlich überzeugt.“ Er stockte und suchte nach Worten. „Ich habe bisher nur nicht gefragt, ob Sie mit mir ausgehen wollen, weil ich Sie nicht in eine missliche Lage bringen wollte. Es tut mir leid, wenn ...“
Er hielt inne, als Marie anfing zu lachen. Dann stimmte er in das Lachen ein.
„Ich würde sehr gerne mit Ihnen essen gehen“, sagte Marie. Von Bornheims Augen strahlten.
Dann sah Marie, wie Karlo die Tür zur Herrentoilette hinter sich schloss. Auch von Bornheim erblickte ihn. Als Karlo nah genug war, um ihn zu hören, fragte von Bornheim verschwörerisch „Montagabend?“. Er schien seine Selbstsicherheit wiedererlangt zu haben.
Marie nickte.
Karlo runzelte die Stirn.
„Dann machen wir uns mal auf zum Teamwochenende“, sagte Marie und reichte von Bornheim zur Verabschiedung förmlich die Hand.
29
Karlo ahnte, was dieses „Montagabend?“ zu bedeuten hatte. Marie und von Borniertheim hatten bei der Verabschiedung nicht wie Geschäftspartner, sondern wie zwei schüchterne Teenies gewirkt. Wie der sie angehimmelt hatte! War ja auch kein Wunder, so wie Marie heute aussah. Sie trug ihre Haare offen, was er im Büro noch nie erlebt hatte, und der kurze Rock ihres Kostüms zeigte viel von ihren langen Beinen.
„Was ist denn mit Montagabend?“, fragte Karlo betont beiläufig, als er mit Marie zum Parkhaus ging.
„Da gehe ich mit Herrn von Bornheim abendessen.“ Sie sagte das mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte sie sich mit ihrer Mutter zum Kaffee verabredet.
Also hatte er richtig gelegen, dachte Karlo. Marie konnte diesen Schnösel doch nicht wirklich gut finden!
„Du musst das nicht machen, wir bekommen den Auftrag doch auch so.“
„Stimmt, muss ich nicht.“ Marie grinste vielsagend. „Den Auftrag haben wir auf jeden Fall, von Bornheim hat mir das eben gesagt.“
„Gut.“ Mehr fiel Karlo dazu nicht ein. Er war sich sicher gewesen, dass sie den Auftrag bekommen würden. Deshalb stellte sich nicht mehr als ein laues Erfolgsgefühl ein. Ihn beschäftigte etwas ganz anderes: „Dann gibt es doch gar keinen Grund für einen weiteren Geschäftstermin am Montag?“ Karlo stellte sich absichtlich dumm, um das Gespräch wieder in die Richtung zu lenken, die ihn eigentlich interessierte.
Marie blieb mitten auf dem Parkdeck stehen und stemmte die Hände in die Hüften. „Karlo, wir wissen beide, dass das kein Geschäftstermin ist. Ist das ein Problem?“ Der Spott in ihren Augen verriet Karlo, dass sie Spaß daran hatte, ihm diese Tatsache aufs Brot zu schmieren.
Klar hatte er ein Problem damit, genau genommen mehrere. „Marie, ich bitte dich, mit einem Kunden?“ Zu der Kombination „Mitarbeiterin und Kunde“ konnte er sich als ihr Kollege und künftiger Chef ein Urteil erlauben. Seinen Unmut über die viel schlimmere Kombination „Marie und Richy Rich“ durfte er dagegen nicht laut äußern.
Marie lief weiter und drückte den Knopf ihres Autoschlüssels. Ihr roter Fiat 500 klickte und ließ seine Scheinwerfer zur Begrüßung aufleuchten. „Ja, mit einem Kunden. Es kann doch nur nützlich sein, wenn wir uns mit ihm verstehen. Außerdem scheint sich Herr von Bornheim wirklich für meine Ansichten zu interessieren.“
Wohl eher für deinen hübschen Hintern, korrigierte Karlo sie in Gedanken, sagte aber nichts mehr. Marie schien fest entschlossen. Jetzt musste er abwarten. Er würde sie schon noch von ihrem Vorhaben abbringen. Marie wollte ihn nicht in ihre Karten schauen lassen? Das brauchte sie auch nicht. Er kannte ihre Karten, oder besser gesagt die von Witchcraft, und mit diesem Wissensvorsprung sollte er den Schnösel doch aus Maries Gedanken vertreiben können. Er würde in den kommenden Tagen einfach offensiver angreifen.
Doch jetzt musste er erst einmal eine andere Sache in Angriff nehmen. Karlo atmete tief ein und zog die eigens für diese Situation gekaufte Zigarettenschachtel aus seiner Jackett-Tasche. „Wir haben doch noch drei Minuten,
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