Verplant verliebt
Dinge. Er mochte ihren Sinn für Familie und ihren trockenen Humor, der seinem sehr ähnlich war. Er erinnerte sich zwar auch an Momente, in denen Marie an die Decke gegangen war, aber meistens war sie ausgeglichen. Karlo mochte ihre roten Locken, die alles andere als ausgeglichen waren, ihren blassen Teint und ihre Größe. Endlich musste er sich nicht mehr bücken beim Küssen. Marie fühlte sich richtig an.
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„Marie! Schön, dich wiederzusehen.“ Richard begrüßte Marie mit einem freudigen Lächeln. Dabei strich seine Hand über ihren Oberarm, wo sie für einige Sekunden verharrte, bevor sie in Karlos Hand weiterwanderte. Karlo musste sich zusammenreißen, Borniertheims Hand nicht zu zerquetschen.
„Du siehst ganz bezaubernd aus“, flötete Borniertheim. Karlo begutachtete Maries Outfit. Sie sah wirklich gut aus, wie immer. Einen schlichten schwarzen Rock mit weißer Bluse würde Karlo allerdings nicht als „bezaubernd“ bezeichnen. Wobei er mit dem Wort wohl gänzlich sparsamer umging. Zumindest beruhigte es Karlo, dass Marie nicht auf sein Gegurre einging und mit einem zurückhaltenden „Danke“ antwortete.
„Lass mich das machen.“ Borniertheim kam Marie zu Hilfe, als sie sich aus ihrer dünnen Sommerjacke schälte. Karlo stöhnte innerlich auf. Was für ein Schleimer.
„Ich habe mir Ihre Präsentation bereits angesehen und bin sehr angetan.“ Er adressierte zwar sie beide, blickte aber nur Marie an, als er sprach. Karlo fand dieses Schauspiel schon fast lustig.
Marie gab ihr Bestes, Borniertheims Blicken auszuweichen. Zuerst starrte sie verlegen den Gummibaum in der Ecke an, dann sah sie auf ihre Uhr. „Frau König wird sicher gleich eintreffen“, sagte Marie. Selbst wenn sie mit Karlo sprach, sah sie ihm nicht ins Gesicht. So verlegen kannte er sie gar nicht.
„Wollen wir im Anschluss einen Happen essen gehen? Hier gegenüber gibt es ein ganz ausgezeichnetes Entenbrust-Carpaccio“, brachte Borniertheim enthusiastisch hervor.
Karlo vermutete, dass er nicht eingeladen war. Er wollte sich gerade den Spaß erlauben, trotzdem zuzusagen, als ihm Marie zuvorkam: „Leider geht das nicht. Herr Winterfeld und ich haben im Anschluss an diesen Termin schon eine Essensverabredung mit einem anderen Kunden.“
Huch, da konnte jemand auf einmal richtig souverän lügen.
„Im YoSH“, warf Karlo noch ein. Borniertheim brachte nur ein schwaches „Ach“ hervor.
Karlo hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. Schach, mein Lieber.
In dem Moment kam die Königin hektisch in den Raum gefegt und entschuldigte sich mehrfach für ihr Zuspätkommen. Borniertheim, sichtlich dankbar für die Ablenkung, wechselte augenblicklich wieder in den Gastgebermodus. Er bat seine Sekretärin, den Champagner zu bringen, um auf die Vertragsunterschrift anzustoßen. Dann überreichte er der Königin feierlich mit beiden Händen das Original des Vertrages und deutete eine Verbeugung an. In Japan wäre diese Geste angemessen gewesen, im Schwabenland sah sie einfach nur affig aus, befand Karlo.
Als Karlo und Marie eine Stunde später den Bürokomplex verließen, rauschte die Königin ebenso hektisch von dannen, wie sie erschienen war. Beim Vorbeifahren hupte sie den beiden zu. Sie wurde von Tag zu Tag unbekümmerter, jetzt wo sie sich ihrer Rente mit großen Schritten näherte.
„Und du führst mich jetzt ins YoSH aus?“, fragte Marie mit einem neckischen Lächeln, als er sie zu ihrem Auto begleitete. Wie gern hätte er sie jetzt vernascht. Aus dem Augenwinkel heraus sah Karlo, wie Borniertheim das Gebäude verließ. Warum eigentlich nicht? Karlo zog Marie an sich und gab ihr einen Kuss, der länger dauerte als zunächst beabsichtigt.
Marie löste sich vorsichtig von ihm und sah ihn irritiert an. Dann wanderte ihr Blick zur Seite, wo Borniertheim stehen geblieben war und die Szene beobachtete. Als er merkte, dass Marie ihn ansah, drehte er sich um und ging schnellen Schrittes davon.
Schach matt. Karlo war äußerst zufrieden mit sich.
„Was sollte das jetzt bitte?“, fragte Marie. Ihre zusammengekniffenen Augen blickten vorwurfsvoll.
„Ich habe mein Revier abgesteckt.“ Leugnen wäre zwecklos gewesen.
Marie knuffte ihn in die Rippen, konnte sich ein Lächeln aber nicht verkneifen.
Karlo legte ihr einen Arm um die Schulter und grinste selbstzufrieden.
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Marie saß im Schneidersitz im Korbsessel auf ihrem Balkon und beobachtete, wie sich Simba in der Kuhle zwischen ihren Oberschenkeln ein
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