Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
durchaus einflussreich waren.
Sie würden gewissenhaft seine Befehle erfüllen. Diese Befehle hatte er längst in gänzlich harmlos erscheinende Nachrichten an verschiedene Ministerialmitarbeiter eingestreut.
16
Ein mannshohes Rack, eines von siebenundachtzig aus dem aufgebrachten Pak-Schiff, stand genau in der Mitte des kleinen Arbeitsraums. Plastahl-Sparren und Befestigungsbügel hielten das Rack fest an Ort und Stelle. Messgeräte, Zähler und Analysatoren bedeckten zwei Arbeitsbänke. Eine dritte bog sich unter Kabeln und feinjustierbaren Anschlüssen zur Energiezufuhr. Kontinuierlich zeichneten die Kameras alles auf, was im Raum geschah. Wände, Luke, Decke und Deck waren mit Kupfer beschlagen, damit die Emissionen aus dem Arbeitsraum keinesfalls Störungen der Schiffssysteme verursachen könnten.
Louis hielt einen Transportregler der Puppenspieler fest umklammert in der Hand und bewunderte die Früchte seiner Arbeit. Nur eine kurze Berührung, und das vermeintliche Computerrack würde sich im Frachtraum rematerialisieren. Denn Louis hatte das Pak-Artefakt über einer Stepperscheibe aufgebaut. Besagter Frachtraum war leer, die künstliche Schwerkraft deaktiviert. Aus dem Hyperraum zurückkehren, die Luke öffnen, und das Rack würde einfach fortgerissen ...
Also warum zögerte Louis?
Er hatte diese Vielleicht-Datenbank, dieses ... Was-auch-immer gestohlen. Er hatte das Totenschiff zerstört, um seine Spuren zu verwischen. In die Archive der Pak einzubrechen war nicht nur der nächste logische Schritt, nein: Dieses Mal war es sogar seine eigne Idee gewesen.
Eine Erinnerung ließ ihn zögern: ein gefrorenes Gesicht, in ewiger Todesqual verzerrt, ein Visor, der über und über mit Blut bedeckt gewesen war.
Louis biss die Zähne zusammen und zog aufs Geratewohl ein Schaltmodul heraus.
Eine Untersuchung mit bloßem Auge erbrachte keine neuen Erkenntnisse. Scans ergaben strukturelle Details. Aber was der Sinn und Zweck dieses Bauteils war, ließ sich so offenkundig nicht ermitteln. Louis schob das Modul zurück und unterzog ein zweites einer Untersuchung, mit dem gleichen Mangel an Erkenntnisgewinn. Er versuchte es zunächst noch nach dem Zufallsprinzip mit einigen weiteren Modulen. Dann analysierte er die drei obersten Reihen systematisch. Jeden Scan und jede Messung speicherte er auf seinem Taschencomp ab.
Am häufigsten waren Komponenten, die eine dicht gepackte dreidimensionale Matrix bildeten. Höchstwahrscheinlich Speichermodule. Und es waren Festwert-Lesespeicher; die Bits waren dauerhaft in Form von Substitutionsatomen in anderweitig reinsten, defektfreien Gittern aus kristallinem Silicium gespeichert.
Ausfallers Gefangener hatte davon gesprochen, das Wissen der Großen Bibliothek bestünde aus Dokumenten und Werken, die auf Seiten aus Metall niedergeschrieben seien. Die Pak könnten sich selbst in die Steinzeit zurückbomben – und taten das wohl auch regelmäßig –, und die Bibliothek würde jeden dieser Kriege trotzdem überstehen. Natürlich war das gewesen, bevor die Pak vor der Explosion des galaktischen Zentrums geflohen waren. Die Ausrüstung, die Louis hier geborgen hatte, schien ähnlich auf Dauerhaftigkeit ausgelegt zu sein, war dabei aber deutlich leichter transportabel.
Das war schon mal ein Anfang. Louis verriegelte die Tür des Arbeitsraums hinter sich und beschloss, Feierabend zu machen.
Was war mit den Schaltungen, die keine Speicherzellen waren? Zugangsschaltungen, vermutete Louis. Oder Mechanismen zum Entpacken komprimierter Daten. Oder Fehlerkorrekturmechanismen. Denn nicht einmal die immense Ingenieurskunst der Pak vermochte zu verhindern, dass kosmische Strahlung zufällige Gitterfehler erzeugte. Oder Sicherheitsmechanismen. Oder ...
Wozu die ganze Spekuliererei! Louis betrat seine Kabine und übertrug sämtliche seiner Funde auf Voice’ Datenbanken. Auch Voice konnte daraus keine hilfreichen Schlussfolgerungen ziehen. Louis kehrte wieder in den Arbeitsraum zurück.
Drei dicke Kabel aus isoliertem Kupfer, deren Enden schimmerten wie Spiegel, ragten aus dem Boden des Racks heraus. Der Rest der Kabel war abgetrennt worden, als das Rack von dem Pak-Schiff zur Aegis transferiert worden war. Für Louis sahen diese Drähte ganz nach einem Energieanschluss aus. Mit einem Isolierhandschuh löste er die Kabelreste ab. Auch die Kupferanschlüsse, die dann zum Vorschein kamen, sahen ganz danach aus, als dienten sie der Energieversorgung.
»Zeit für den Rauchtest«, murmelte er
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