Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
sich selbst für einen ganz akzeptablen Mechaniker: Er verstand ziemlich rasch, was welche Dinge zu tun in der Lage waren. Aber wie sie das taten? Um das herauszufinden, benötigte er Hilfe, und in den weitaus meisten Fällen war Voice für ihn tabu. Nessus hatte von Technik noch weniger Ahnung als Louis. Damit blieb ihm nur, sich an Achilles zu wenden.
Und Achilles war brillant.
Louis hatte aufs Geratewohl im Pak-Archiv herumgestochert und darauf gehofft, auf Datenformate zu stoßen, die irgendwie reagierten. Er war noch weit davon entfernt, eine Theorie zu entwickeln, welche der evozierten Reaktionen was, nämlich Abfrage oder etwa Antwort, bedeutete.
Achilles brütete über den Antworten, verglich Input und Output und stieß in den Antworten hin und wieder auf lange, identische Datenblöcke. Das war für ihn ein hinreichender Hinweis, daraus das Adressierungssystem im Datenformat der Großen Bibliothek abzuleiten – und damit auch die Darstellung der einzelnen Ziffern.
Sie hatten ihren ersten Binärcode der Pak übersetzt.
Die neu entdeckten numerischen Zeichen nutzte Achilles dazu, einige fundamentale, dimensionslose Konstanten zu definieren, physikalische Parameter, die unabhängig von den jeweils verwendeten Maßeinheiten waren. (Einige davon – wie das Verhältnis der Ruhemassen der Elementarteilchen – verstand sogar Louis. Die meisten – wie zum Beispiel die Gravitationskopplungskonstante – sagten Louis nicht das Geringste.) Diese numerischen Werte verwendete Achilles nun, um Einträge zu finden, in denen es um spezifische Themen der Physik gehen musste. Was die Bürger über derartige physikalische Konstanten wussten, gestattete dann Mutmaßungen über den Inhalt des zugehörigen Pak-Textes. Mathematische Beziehungen implizierten zusätzliche Informationsinhalte. Die Übersetzungssoftware der Bürger, die bislang noch ohne jeden Ansatzpunkt gewesen war, konnte allmählich das ihre beitragen.
»Ich benötige weitere Daten«, beklagte sich Achilles, an diesem Punkt angelangt.
Louis holte einen Frachtschweber und brachte zwei weitere Computerracks in den abgeschirmten Arbeitsraum. Als Louis die neuen Racks endlich aufgestellt und an die Stromversorgung angeschlossen hatte, war Achilles schon wieder einen Schritt weiter: Er identifizierte mittlerweile die ersten physikalischen Fachtermini. Selbst schon unter den ersten, vereinzelten Informationsbrocken über das naturwissenschaftliche Wissen der Pak befanden sich Dinge, die Achilles dazu bewogen, begeistert zu trällern. Für Louis hingegen blieb Kauderwelsch nun einmal Kauderwelsch.
Die Wissenschaftler der Pak und der Puppenspieler hatten anscheinend genügend ähnliche Schlussfolgerungen über das Universum im Ganzen gezogen, um das zum Stein von Rosette werden zu lassen. Auf die meisten Begriffe stieß Achilles immer und immer wieder. Denn in der Großen Bibliothek wurden die Entdeckungen aller Clans verzeichnet, auch im Zuge zahlloser Zyklen von Zusammenbruch, Wissensverlust und Wissenswiederentdeckung.
Manche wissenschaftlichen Theorien, die Achilles für thematisch eng verwandt mit denen ansah, die sich in der Bibliothek bereits hatten lokalisieren lassen, fanden sich einfach nicht. Über diese Widersinnigkeit dachte er einige Zeit nach. Dabei sang er leise vor sich hin. »Ah«, sagte er schließlich, »aktive Links!« In herablassendem Ton stellte er es Louis anheim, die Befehlsformate herauszufinden, die zu derartigen Hyperlinks gehörten.
Während Louis experimentierte, isolierte Achilles einfache zwei-, drei- und vierdimensionale Datenstrukturen in den Datenströmen. Dann erklärte er, es könne sich hierbei um nichts anderes als zweidimensionales oder holographisches Bildmaterial sowie um Animationen handeln. Häufig hatte er tatsächlich recht. Beschriftungen innerhalb des Bildmaterials ließen ihn einige weitere physikalische Fachbegriffe identifizieren.
Achilles war immer noch mit diesen halb verstandenen, nur mangelhaft definierten Ausdrücken beschäftigt, die über einen ganzen Ozean unübersetzter Daten verstreut waren. Da hatte Louis seinen Heureka -Moment.
17
Die Warterei war das Schlimmste.
Nessus hockte zusammengekauert in seiner Kabine, tief in ein Nest aus weichen Kissen vergraben. Währenddessen hüpfte die Aegis in der zweifelhaften Sicherheit des Hyperraums zwischen den Schiffen der Bibliotheksflotte hin und her. Wieder einmal. Nessus war in seine Kabine gegangen, um zu schlafen. Doch schon seit Tagen war ihm
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