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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Morgen, vermute ich.»
    «Dann solltest du jetzt versuchen, ein bisschen zu schlafen, damit du morgen ausgeruht bist.»
    «Wenn ich überhaupt schlafen kann.»
    Neklas löschte das Licht neben dem Bett, rutschte zu ihr hinüber und nahm sie in den Arm. «Das wirst du schon. Denk einfach an etwas Schönes.»
    «Hm.» Adelina schloss die Augen wieder und konzentrierte sich auf Neklas’ ruhigen Atem und die leisen Schnaufer, die Colin im Schlaf ausstieß. Dann hörte sie das Tapsen von Pfoten auf dem Boden. Moses kam von seinem nächtlichen Rundgang durchs Haus und ließ sich mit einem zufriedenen Prusten neben dem Bett nieder.
    ***
    Als sie aufwachte, war der Morgen bereits angebrochen, und die ersten scheuen Sonnenstrahlen stahlen sich durch die Ritzen des Fensterladens. Neklas schlief noch fest, doch aus Colins Wiege kamen glucksende Geräusche.
    Rasch stand Adelina auf, zog sich an und nahm ihren Sohn auf den Arm. Er hatte sie in der Nacht nur einmal geweckt, weshalb sie sich recht ausgeruht fühlte.
    Leise verließ sie die Schlafkammer und traf auf Moses, der am Treppenabsatz gelegen hatte und nun gähnend zu ihr aufblickte. Er folgte ihr nach unten in die Küche, wo sie ihm einen Rest Knochen vom vergangenen Abend in seine Schüssel legte. Dann ließ sie Fine, Vitus’ schwarzweiße Katze, herein, die bereits vor dem verschlossenen Küchenfensterladen wartete. Auch sie bekam etwas zu fressen, danach setzte sich Adelina mit Colin auf die Ofenbank und gab ihm die Brust. Dabei ging sie in Gedanken die Aufgaben des heutigen Tages durch und lauschte dem Zwitschern der Vögel, die vor dem Fenster ihr Morgenkonzert abhielten. Im Haus erklangen Geräuscheund leise Stimmen, dann erkannte sie an den unregelmäßigen Schritten auf der Treppe, dass Ludowig, der hünenhafte Knecht, an seine Arbeit ging. Er hinkte ein wenig, weil sein rechtes Bein etwas kürzer war als das linke, doch das behinderte ihn so gut wie nicht.
    Adelina hörte die Hintertür gehen, wenig später das Poltern von Holz und das Gackern der Hühner, die Ludowig aus ihrem Stall gelassen hatte.
    Das alles waren Arbeiten, die sie noch vor nicht allzu langer Zeit selbst erledigt hatte. Um alles hatte sie sich allein gekümmert, es auch nicht anders gewollt.
    Doch sie fühlte sich inzwischen in ihrem neuen großen Haushalt viel zu wohl, als dass sie diese Zeiten zurückgewünscht hätte.
    «Bist du nun endlich satt?» Sie lächelte Colin liebevoll an. «Es wird Zeit, das Frühstück für die anderen zu bereiten, und dann muss ich die Bestände der Zutaten für Malerfarben durchsehen. Außerdem kommen heute die Sammelfrauen mit neuen Kräutern und …»
    In diesem Moment erschien Magda gutgelaunt in der Tür. «Guten Morgen, Herrin. Seid Ihr schon so früh in ein Gespräch mit Eurem Sohn vertieft?»
    «Guten Morgen, Magda. Mir fiel gerade ein, dass Griet neue Schuhe braucht. Du solltest mit ihr zum Schuhmacher gehen, wenn sie von ihrem Unterricht zurück ist.»
    «Ich kann sie auch gleich von den Beginen abholen, dann ist es ein Weg», schlug Magda vor.
    Adelina nickte zustimmend. «Gut. Ich möchte heute nicht fortgehen, falls Herr Reese kommt.»
    Magdas Miene verzog sich mitfühlend. «Ich hab’s schon von Franziska gehört. Schrecklich ist das! Und dass Ihr sie finden musstet …»
    «Psst.» Adelina wies mit dem Kinn auf die Tür, und Magda verstummte.
    Griet trat ein, beide Hände am Kopf, und bemühte sich, ihre ungebärdigen schwarzen Löckchen mit einem Haarband zu bändigen.
    «Komm her, ich helfe dir», lächelte Adelina und gab Colin an Magda weiter, die ihn in das Bettchen legte, das extra für ihn bereitstand.
    Mit geübten Händen flocht Adelina aus dem Lockengewirr eine hübsche Frisur. Dann musterte sie das neunjährige Mädchen eingehend. «Dein Kleid wird schon wieder zu kurz», stellte sie fest. «Noch einmal kann ich den Saum nicht auslassen.»
    «Das ist aber mein Lieblingskleid», sagte Griet mit ihrem leichten flämischen Akzent, der dem ihres Vaters glich, und blickte an sich hinab. «Ich möchte es nicht weggeben.»
    «Es ist aber nur noch gut genug für den Schellenknecht», meinte Adelina. Als sie den enttäuschten Blick ihrer Stieftochter sah, betrachtete sie den Saum noch einmal. «Vielleicht lässt sich ja ein Stück Stoff ansetzen», schlug sie vor.
    Die Miene des Mädchens hellte sich sogleich wieder auf. «Könnt Ihr mir zeigen, wie das geht, Frau Adelina?»
    «Natürlich. Aber ich dachte, die Beginen bringen euch auch das

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