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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Vater, weißt du nicht mehr? Er ist Medicus.»
    «Umpf.» Albert ließ den Kopf hängen. Doch plötzlich strahlte er sie an. «Dein Junge … Co … lin?»
    Adelina lächelte ihren Vater liebevoll an und kämpfte gleichzeitig mit Tränen der Rührung. Er erinnerte sich an seinen Enkel! «Ich kann dir Colin später bringenlassen, wenn du ihn sehen möchtest. Er ist schon recht kräftig und hat immer Hunger. Aber nur, wenn du heute aufstehst.»
    Albert nickte glücklich. «Colin, ja. Was … essen?»
    «Oh, sicher, Meister Albert!», rief Franziska, die gerade aus der Küche kam und einen Krug und einen Korb mit Brot dabeihatte. «Hier kommt schon Euer Frühstück.» Sie stellte Korb und Krug schwungvoll ab und brach Albert dann ein Stück Brot ab.
    Adelina stand auf und ging zur Tür. «Ich muss jetzt ins Gaffelhaus, Franziska. Sei so gut und geh mit den Schuhen, die ich in die Küche gestellt habe, zum Flickschuster. Ach ja, nimm Ludowig mit, auf dem Rückweg könnt ihr zwei Fässchen Bier mitbringen.»
    «Mit Ludowig?» Franziska sah sie erschrocken an. «Muss ich?»
    Adelina hob überrascht die Brauen. «Ja, sicher, allein wirst du doch mit den Fässern nicht fertig, oder?»
    Franziskas Miene verfinsterte sich. «Aber könnte nicht Magda? Ich erledige auch alle ihre Aufgaben …»
    «Franziska, was ist los? Warum willst du plötzlich nicht mit Ludowig gehen? Habt ihr euch gestritten?»
    «Na … ja, also ich …»
    «Also wirklich.» Verärgert schüttelte Adelina den Kopf. «Ich will hier im Haus keinen Unfrieden, ist das klar? Wenn ihr euch gestritten habt, seht zu, dass ihr die Sache aus der Welt schafft.»
    «Ja, Herrin.» Franziska zog den Kopf zwischen die Schultern. «Ich dachte ja nur … Ich glaube, Ludowig kann mich nicht ausstehen. Er ist immer so grob und unfreundlich zu mir.»
    «Hast du ihm einen Grund dafür gegeben?»
    «Bestimmt nicht, Herrin.» Franziska schüttelte heftig den Kopf.
    «Dann werde ich ihn anweisen, dich etwas freundlicher zu behandeln.»
    «Nein, Herrin, bitte nicht.» Entsetzt schaute die junge Magd sie an. «Das will ich nicht.»
    Adelina kniff die Augen zusammen. «Also, was denn nun? Du sagtest doch, er ist unfreundlich zu dir, aber ich soll ihn trotzdem nicht zur Rede stellen?»
    «Ich mach das schon selbst», meinte Franziska und senkte den Kopf. «Sonst hält er mich erst recht für eine dumme Kuh.»
    «Hat er das zu dir gesagt?»
    «Er hat gesagt, er hat mit Frauenzimmern wie mir nichts am Hut, und ich soll mich von ihm fernhalten. Das war, als ich ihm mit dem kaputten Zaun helfen wollte.»
    Adelina blickte verwundert auf ihre Magd, die fahrig ein Eckchen Brot zerkrümelte. «Vielleicht ist ihm nur eine Laus über die Leber gelaufen, Franziska. Wenn es jedoch etwas Ernstes ist, müsst ihr diese Angelegenheit irgendwie aus der Welt schaffen. Ich wünsche jedenfalls, dass ihr heute gemeinsam zum Schuster und zum Brauer geht. Kümmere dich jetzt um meinen Vater, ich muss gehen.»
    ***
    Auf dem Weg zum Gaffelhaus wurde Adelina von Magda begleitet, die jedoch von Unfrieden zwischen Franziska und dem Knecht nichts wusste.
    «Gezankt werden sie sich haben», vermutete sie. «Sindja beide richtige Dickschädel, und die Franzi hat manchmal ein ganz schön freches Mundwerk. Hat sich halt jahrelang in den Gassen herumgetrieben als Kind. Und der Ludowig ist auch manchmal so ein sturer Klotz.»
    «Tatsächlich?»
    Magda nickte. «Schon. Aber nicht zu Euch oder dem Herrn Magister. Das würd er sich nie trauen. Er arbeitet ja gern für Euch, müsst Ihr wissen. Aber er ist halt ein Mann und meint, er muss immer alles selbst machen. Kann ich mir schon vorstellen, dass er das Mädchen angeblafft hat, als sie ihm helfen wollte. Zäune reparieren ist schließlich keine Frauensache.»
    «Aha.» Adelina ließ es dabei bewenden, wunderte sich insgeheim jedoch sehr. Offenbar hatte sie sich in letzter Zeit so sehr um Colin und die Apotheke gekümmert, dass ihr die Befindlichkeiten ihres Gesindes entgangen waren. Das würde sich ab sofort wieder ändern, beschloss sie. Es fehlte noch, dass sie nicht wusste, was in ihrem eigenen Haushalt vor sich ging. Vor allem, da Frau Benediktas Besuch so kurz bevorstand.

5
    «Guten Tag, Meister Hirzelin», grüßte Adelina den großgewachsenen, schlaksigen Zunftmeister, der sie an der Tür des Gaffelhauses empfing. Hinter ihm stand der Wachmann und nickte ihr freundlich zu. «Schön, dass ich Euch heute antreffe.»
    «Ihr kommt wegen Eures neuen Siegels», sagte

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