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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Hirzelin und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Magda blieb wartend an der Tür stehen. «Meister Leuer hat mir erzählt, dass Ihr gestern deswegen hier wart und … Nun ja.» Sein Lächeln erreichte nicht seine runden Eulenaugen. Sein dünnes braunes Haar sah aus, als habe er es sich eben noch heftig gerauft. «Ich bedaure sehr, dass Ihr diesen schrecklichen Fund machen musstet. Die Zünfte sind in Aufruhr. So etwas hat es noch nie gegeben!» Er führte sie in seine Schreibstube und öffnete das bereitliegende Register. «Würdet Ihr mir Euer Siegel für einen Abdruck geben?» Er streckte die Hand aus. Adelina holte ein mit Wachstuch ausgeschlagenes Kästchen aus dem Beutel, in dem sich das Siegel befand.
    Hirzelin nahm es und legte es neben das Register. «Ich kann nicht begreifen, wer Bela das angetan hat!» Er entzündete eine Kerze und erwärmte das Siegelwachs an der Flamme. «Sie war so eine liebenswerte Person, und nun das!» Er machte einen Abdruck im Register und einen weiteren auf einer bereits ausgefertigten Urkunde, diedanebenlag. «Hier, bitte sehr.» Er gab ihr das Siegel zurück. «Wenn Ihr nun so freundlich sein wollt, Urkunde und Registereintrag zu unterzeichnen.» Zuvorkommend reichte er ihr eine Schreibfeder und rückte das Tintenfässchen näher.
    Adelina setzte auf beide Dokumente ihre Unterschrift, Hirzelin tat es ihr gleich und legte dann beides zum Trocknen beiseite.
    Adelina lächelte ihm zu. «Ich bin sicher, der Schuldige wird bald gefunden.» Ihr Gesicht wurde wieder ernst. «Aber sagt, wie hat es Meister Vetscholder aufgenommen? Für ihn muss es doch ein ungeheurer Verlust sein.»
    Hirzelins Eulenaugen nahmen einen besorgten Ausdruck an. «Das ist es in der Tat. Aber fast noch schlimmer ist, dass er bislang noch gar nichts davon erfahren konnte. Er ist seit vorgestern geschäftlich unterwegs und konnte noch nicht ausfindig gemacht werden.»
    «Er ist noch immer nicht hier?» Adelina zog überrascht die Augenbrauen hoch. «Weiß denn niemand, wo er sich aufhält?»
    «Nein, niemand», kam es von der Tür. Dort stand Georg Reese in Begleitung einer jungen Frau, deren hellblondes Haar, das nur mit einem Schapel und einem luftigen, dunkelblauen Schleier bedeckt war, beinahe weiß wirkte. Auch ihre Haut war sehr hell, jedoch nicht, wie bei manchen Damen, dank Reispuder. Ihre hellblauen Augen blickten freundlich und aufgeschlossen in die Welt. Lediglich die dunklen Ringe unter den Augen verrieten, dass sie Kummer hatte.
    «Guten Tag, Frau Adelina.» Der Gewaltrichter trat näher und stellte dann seine Begleiterin vor. «Dies istMarie Elfge, die Schwester der verstorbenen Bela, und auch eine entfernte Verwandte von mir. Marie, dies ist Meisterin Adelina Burka, die Apothekerin vom Alter Markt. Meister Hirzelin kennst du ja.»
    «Natürlich. Guten Tag, Meisterin Burka, Meister Hirzelin.» Maries Stimme klang angenehm dunkel. «Onkel Georg hat mir bereits einiges von Euch erzählt, Meisterin Burka.»
    «Tatsächlich?» Adelina schmunzelte. «Sicherlich nicht immer nur Gutes, oder?» Sie wandte sich Reese zu. «Habt Ihr Meister Vetscholders Gesinde und seine Lehrlinge befragt?»
    «Das haben wir», bestätigte Reese. «Leider wissen sie auch nicht, wohin er geritten ist. Nur, dass er vorgestern die Stadt verlassen hat, jedoch am Abend wieder zurück sein wollte.»
    «Und als er nicht zurückkam, hat sich niemand Sorgen gemacht?», wunderte sich Adelina.
    Reese schüttelte den Kopf. «Avarus Vetscholder ist ein erwachsener Mann. Wenn er einmal eine Nacht nicht zu Hause verbringt, ist das für seine Leute noch kein Grund zur Beunruhigung.»
    «Benötigt Ihr mich, Herr Gewaltrichter?», fragte Meister Hirzelin dazwischen. «Falls nicht, würde ich mich gerne wieder meinen Geschäften zuwenden. Ihr könnt Euch in dieser Schreibstube aufhalten, wenn Ihr wollt.»
    «Das ist sehr freundlich, Meister Hirzelin. Ich müsste noch einige der Gaffelmitglieder befragen. Dieser Raum würde sich sehr gut dafür eignen.»
    Hirzelin nickte und verließ dann den Raum.
    Reese sah ihm kurz nach. «Er ist kein Freund Vetscholders»,sagte er. «Die beiden scheinen in einem ständigen Konkurrenzkampf zu stecken.»
    «Avarus hat ihm einige Winzer vom Oberrhein abspenstig gemacht», erklärte Marie. «Dafür hat Hirzelin versucht, ihm mit Wasser verlängerten Wein unterzujubeln.»
    «Ach?» Adelina sah die junge Frau erstaunt an. Marie nickte bekräftigend. «Ich kenne Avarus schon eine Weile. Ihr wisst doch, dass Bela und er

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