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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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begleiten.»
    «Adelina?»
    «Huhn wäre nicht schlecht. Ob auf dem Neumarkt wohl Safran zu bekommen ist?»
    «Safran ist teuer, Adelina. Was hast du denn vor? Bekommen wir Besuch?»
    «Griet braucht ein neues Kleid, in dem alten kann sie sich unmöglich länger zeigen.»
    «Adelina!» Neklas fasste sie am Arm und schüttelte sie leicht.
    Irritiert sah sie in sein amüsiertes Gesicht. «Was?»
    «Du bist ja ganz aufgeregt. Man könnte meinen, der Erzbischof persönlich würde uns beehren.»
    Sie zog ungehalten die Brauen zusammen. «Nicht der Erzbischof. Deine Mutter kommt zu Besuch.»

4
    «Ja, ja, Schwiegermütter.» Magda stellte einen großen Korb Bettlaken in der Küche ab und rieb sich den schmerzenden Rücken. Adelina saß auf der Ofenbank und nährte Colin. Magda lächelte ihr zu und sammelte die beiden schmutzigen Leinentücher ein, mit denen das Geschirr nach dem Abwasch trocken gerieben wurde. «Ich hab mal bei einer Familie gearbeitet, bei der auch eines Tages die Schwiegermutter zu Besuch kam», fuhr die Magd fröhlich fort. «Das war vielleicht ein Drachen, kann ich Euch sagen, Herrin. Bestimmt sind nicht alle Schwiegermütter so, aber diese … Dauernd hatte sie etwas am Haushalt auszusetzen. Meine damalige Herrin ist fast verrückt geworden. Die Tischtücher waren nicht weiß genug, das Fleisch nicht zart genug und die Federbetten nicht weich genug. Und dann mäkelte sie dauernd über die Kindererziehung. Ich sag Euch, das war vielleicht schlimm. Und dann hat sie meiner Herrin dauernd reingeredet, wenn es ums Essen ging. Die Alte meinte immer, besser zu wissen, was ihrem Sohn schmeckte und was besonders gut für ihn war. Und ständig gab es Streit zwischen dem Herrn und der Herrin. Wunderte mich auch nicht. Alle waren heilfroh, als die Alte wieder fort war.»
    Adelina hatte ihrer Magd schweigend zugehört und blickte ihr kurz nach, als sie mit dem Wäschekorb nach draußen verschwand. «Unsinn», sagte sie sich. «Soschlimm wird Frau Benedikta schon nicht sein. In ihren Briefen klingt sie immer sehr freundlich.» Sie blickte auf ihren Sohn nieder, der sie mit seinen strahlend blauen Augen eindringlich ansah. Vorsichtig stand sie auf und brachte ihn zu seinem Bettchen. «Morgen werde ich mit Griet zur Schneiderin gehen», beschloss sie. «Und Franziska muss unbedingt die Zinnbecher polieren.»
    ***
    «Diese tote Bela war schwanger.» Neklas goss sich Bier in seinen Becher und trank einen Schluck. Es war schon spät, das Abendessen abgetragen, und die Mädchen und das Gesinde hatten sich bereits zurückgezogen. Adelina wischte gerade mit einem feuchten Lappen über den Küchentisch, bei Neklas’ Bemerkung hielt sie aber inne und ließ sich ihm gegenüber auf die Bank sinken.
    «Sie war schwanger?»
    Neklas schwenkte das Bier im Becher, dann stellte er ihn ab. «Ich sollte sie mir doch heute Morgen ansehen. Der Vogt hat sie in sein Haus gebracht und dort vorläufig aufgebahrt. Übermorgen soll die Familie sie abholen und begraben lassen.»
    «Übermorgen erst? Bei dieser Hitze …» Adelina rümpfte die Nase.
    Neklas nickte. «Es war schon heute ausgesprochen unangenehm. Und damit meine ich nicht nur den Geruch. Sie haben sie auf einem Karren transportiert. Dabei klaffte aber die Wunde auseinander, sodass sie schließlich ihre Gedärme wieder zurück in ihren Leib quetschen mussten.»
    «O Gott!»
    «Stell es dir lieber nicht vor.» Auch Neklas schauderte. «Sie hätten sie vielleicht besser zugenäht. Allerdings hätte ich dann nicht gesehen, was ich gesehen habe.»
    «Dass sie schwanger war.»
    «Sie trug ein winziges Kindchen in sich, kaum so groß wie meine Hand. Das war vorher niemandem aufgefallen, weil auch keiner darauf geachtet hat.»
    «Dann muss ihr Tod Meister Vetscholder doppelt getroffen haben», vermutete Adelina.
    «Wenn er es wusste und der Vater war.»
    Adelina blickte ihn überrascht an. «Warum sollte er nicht?»
    Achselzuckend trank Neklas erneut einen Schluck Bier. «Hätte er Bela dann nicht schon längst heiraten müssen? Schon um Gerede zu vermeiden?»
    Adelina stützte das Kinn auf ihre Hand und blickte nachdenklich auf die Tischplatte.
    «Es besteht auch die Möglichkeit, dass Bela es selbst nicht wusste.»
    Überrascht hob Adelina den Kopf bei Neklas’ Bemerkung. Er nickte bekräftigend. «Immerhin war das Kind wirklich noch sehr klein. Wenn sie also nicht bemerkt haben sollte, dass sie schwanger war …»
    «Neklas, eine Frau weiß, wenn sie schwanger ist.» Adelina beugte

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