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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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hast. Neue Kleider sind doch herrlich! Ich will mein blaues gleich anziehen.»
    «Nichts dergleichen wirst du tun», widersprach Adelina streng. «Das blaue Kleid ist für Sonn- und Feiertage gedacht.»
    «Aber das braune …»
    «Steht dir ebenso gut. Zusammen mit der neuen Schürze wirst du ganz reizend aussehen», fügte Franziska hinzu, die ebenfalls mit einem Kleiderpaket beladen war.
    Adelina nickte ihr zu. «Ganz recht.»
    «Aber was ist mit meinem schönen alten Kleid?», quengelte Griet erneut.
    Adelina, die zwei Körbe mit Beinlingen und Unterwäsche trug, verzog unwillig das Gesicht. «Griet, das Kleid taugt nicht mehr zum Ausgehen. Natürlich können wir noch ein Stück ansetzen, aber selbst dann eignet es sich höchstens noch für die Gartenarbeit. Solange Frau Benedikta bei uns wohnt, will ich es nicht an dir sehen.»
    «Ich finde es aber noch so schön!»
    «Das neue gelbe ist ebenso schön.»
    «Aber ich würde viel lieber …» Plötzlich stockte Griet und blieb wie angewurzelt stehen. Beinahe hätte Franziska sie umgerempelt. Auch Adelina konnte ihr gerade noch ausweichen.
    «Mädchen, pass doch auf!» Franziska versuchte vergeblich, ihr Paket festzuhalten, doch es rutschte ihr zwischen den Armen durch. Sie machte noch einige hektische Verrenkungen, doch umsonst. Die Kleider fielen zu Boden. Leise fluchend raffte die Magd alles wieder auf. «Was bleibst du denn mitten auf dem Weg stehen?»
    Doch Griet hatte das Missgeschick offenbar gar nicht bemerkt. Noch immer stand sie wie erstarrt da und blickte geradeaus.
    «Griet?» Besorgt trat Adelina auf ihre Stieftochter zu. «Griet, geht es dir nicht gut?»
    Als das Mädchen noch immer nicht reagierte, stellte sie ihre Körbe ab und fasste das Mädchen am Arm. «Griet!»
    «Was?» Endlich hob Griet den Kopf. In ihren Augen stand das pure Entsetzen. «Oh, Frau Adelina! Ich … Da war er wieder!»
    Alarmiert sah Adelina sich um. «Wer war da wieder? Wen hast du gesehen? Bruder Thomasius?»
    «Nein, nein, den Geist!»
    «Geister gibt es doch gar nicht!», mischte Mira sich ein und bedachte Griet mit einem altklugen Blick. «Und wenn doch, kann man sie nicht sehen. Stimmt doch, Meisterin?»
    «Natürlich gibt es keine Geister», bestätigte Adelina mit fester Stimme. «Griet, wen hast du gesehen?»
    Griet blickte sich ebenfalls noch einmal um und schiensich dann zu entspannen. «Verzeiht, Frau Adelina. Jetzt ist er weg … der Geist. Vielleicht war er auch gar nicht da. Ihr habt mir ja gesagt, es gibt keine Geister. Bestimmt habe ich mich getäuscht.»
    Zweifelnd sah Adelina auf das Mädchen hinab, das sich wieder gefangen zu haben schien. So ganz wollte ihr die Sache nicht gefallen. «Bist du sicher, dass du dich nicht vor Bruder Thomasius erschreckt hast? Wenn ja, musst du es mir sagen.»
    Doch Griet schüttelte nur heftig den Kopf, packte ihr Kleiderbündel fester und setzte sich wieder in Bewegung. Mira schob sich an ihre Seite, und Adelina und Franziska folgten den beiden in einigen Schritten Abstand.
    «Was hast du denn jetzt schon wieder?», hörten sie Mira wispern. «Du spinnst ja. Geister!»
    Was Griet darauf antwortete, war nicht zu verstehen.
    Franziska sah Adelina neugierig an. «Geister?»
    «Ich weiß auch nicht», antwortete Adelina ratlos. «Sie fing neulich damit an, als wir Thomasius begegneten. Ich fürchte, er hat ihr einmal irgendwo aufgelauert und sie mit seinem Gerede verängstigt.»
    «Blöder Pfaffe», brummelte Franziska. «Jetzt hetzt er also schon kleine Kinder auf?»
    «Es scheint so.» Adelina seufzte und beschloss, mit Neklas darüber zu sprechen. «Wir sind gleich da. Bring die Kleider nach oben, dann hilf Magda mit dem Abendessen. Es kann sein, dass Frau Benedikta schon heute eintrifft.»
    «Ihr wollt, dass dann alles sauber und in Ordnung ist, nicht wahr? Kann ich verstehen. Magda sagt, die meisten Schwiegermütter sind gemeine Drachen.»
    «Franziska!»
    «Ich mein ja bloß. Magda ist doch schon alt und kennt sich aus. Und ich an Eurer Stelle hätte das Haus auch zweimal putzen lassen und das Zinn poliert und die Bettwäsche gebleicht und …»
    «Geh an deine Arbeit, Franziska!»
    ***
    Ganz unrecht hatte die Magd mit ihrer Vermutung nicht. Adelina war tatsächlich darauf bedacht, alles zu Frau Benediktas Zufriedenheit zu richten. Das Haus war blitzblank, Kinder und Gesinde mit neuen Kleidern ausgestattet, alle Schuhe geflickt oder durch neue ersetzt.
    Für Colins Wiege hatte sie einen neuen Himmel anfertigen lassen, und

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