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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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gemein!», brüllte der Junge nun aber noch lauter. «Fine, Fine, komm her!» Er ging in die Knie und krabbelte nun seinerseits unter den Tisch.
    In dem Moment kam Franziska mit der aufgeschnittenen Zwiebel herein. «Hier, Herrin, ich hoffe, die hilft. Es tut mir so leid, ich wusste doch nicht, dass da Bienen … Was ist denn hier passiert?» Erst jetzt bemerkte sie die Unordnung und sah sich mit großen Augen um.
    Adelina nahm ihr die Zwiebel ab und behandelte damit umgehend Colins Finger, der schon dick geschwollen war. Aus seinem Schreien war ein wehleidiges Greinen geworden, und sie hätschelte und koste ihn, um ihn von den Schmerzen abzulenken.
    «Vitus sollte mir das Blech mit den Zimtschnecken vom Regal holen», erklärte Magda und richtete sich stöhnend auf. Mit beiden Händen rieb sie sich den Rücken. «Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, dabei das Regal umzuwerfen.»
    Adelina sah sich seufzend um. «Das tut wohl auch nichts mehr zur Sache. Stellt das Regal wieder auf und macht hier Ordnung. Ich möchte nicht … Vater!»
    «Meister Albert, wohin wollt Ihr denn?», kam aus dem Flur Ludowigs Stimme. Im nächsten Augenblick stand Albert Merten, nur mit seinem langen Unterhemd bekleidet und schwer auf seinen Gehstock gestützt, in der Küchentür.
    «Vater, was machst du denn hier?» Adelina stieg erneut über das Regal und versuchte, ihren Vater zu stützen, was mit dem Säugling auf dem Arm gar nicht so einfach war. «Wartet, ich mache das schon», sagte Magda und wollte Albert hinausführen.
    Dieser wehrte sich jedoch. «Was is’ denn g’sche’en, Sssieglinde? War’n Einbrecher iiim Haus? Was is’ denn mit d’Rrreeegal?» Die Worte kamen schwerfällig und undeutlich über seine Lippen. Sein Blick war jedoch wachsam auf die Bescherung gerichtet.
    «Nein, Vater, das waren keine Einbrecher. Vitus hat versehentlich das Regal umgestoßen. Komm, geh wieder zu Bett.»
    «Viiitus?» Albert schüttelte verwirrt den Kopf. «Kann doch gaaar nich’ … Is’ viiiel z’ klein.» Er deutete auf Colin. «Wiiie sssoll er das denn?»
    Adelina verdrehte leicht verzweifelt die Augen. Offenbar hatten sich die Sinne ihres Vaters wieder vernebelt. «Dies ist doch nicht Vitus, Vater, sondern Colin, mein Sohn. Erinnerst du dich nicht? Vitus ist … Wo ist Vitus?» Sie blickte sich um und erkannte dann Vitus’ Hinterteil, das unter dem Tisch hervorragte. «Vitus ist dort, Vater.» Sie wies auf ihren Bruder, doch Albert sah sie nur verständnislos an.
    «Du has’ noch ein’ Sssohn, Sssieglinde? Waaarum has’ du nich’ g’sagt?»
    «Herrje, Vater, ich bin nicht Sieglinde! Ich bin Adelina, deine Tochter. Sieglinde ist schon lange tot!» So langsam gingen ihr die Nerven durch. «Und warum stellt nicht endlich jemand dieses verdammte Regal wieder auf?»
    «Aber ja doch, mach ich sofort.» Ludowig, der die ganze Zeit im Flur gestanden hatte, drängte sich nun auch noch in die Küche und packte gerade das Regal, um es wieder aufzurichten, als Griet und Mira hereinstürmten.
    «Frau Adelina, Frau Adelina!» Griets Wangen waren vor Aufregung gerötet. «Kommt mit, Frau Benedikta ist gekommen!»
    «Und Frau Feidgin, das ist ihre Schwester», fügte Mira hinzu.
    «Und Donatus», übernahm nun wieder Griet das Wort. «Wollt Ihr sie nicht begrüßen? Uii!!» Erst jetzt fiel den Mädchen das Durcheinander in der Küche auf, und sie sahen sich erschrocken um.
    «O nein!» Adelina fasste sich entsetzt an den Kopf.
    «Adelina?», ertönte Neklas’ Stimme aus dem Flur. «Wo steckt Ludowig? Er soll die Pferde ausspannen und versorgen. Bist du in der Küche?» Schritte wurden laut. «Mutter, komm doch erst einmal herein. Feidgin, die Magd wird sich um das Gepäck kümmern. Bestimmt ist Adelina noch mit dem Abendessen beschäftigt, aber sie wird sich freuen … Oh.» Wie angewurzelt blieb Neklas in der Küchentür stehen, sodass seine Mutter gegen ihn prallte.
    «Aber Junge, was ist denn? Bleib doch nicht einfach hier stehen, ich komme ja gar nicht an dir vorbei!», erklangFrau Benediktas Stimme, die von einem starken flämischen Akzent gefärbt war, hinter ihrem Sohn.
    Adelina blickte ihn unglücklich an. Langsam trat er zur Seite.
    «Na bitte. Also so was! Wo bleiben nur deine Manieren, Junge?» Benedikta trat ein, machte große Augen, blickte von Adelina zu den Mädchen und dann zu Albert, dann schlug sie plötzlich die Hand vor den Mund und gluckste. «Ach herrje!» Um ihre Augen bildeten sich eine Menge Fältchen, und sie

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