Verrat im Zunfthaus
versuchte vergeblich, das Lachen zu unterdrücken. «Was für ein Durcheinander! Feidgin, sieh dir das an!»
Hinter ihr schob sich eine weitere Person herein, wie Neklas’ Mutter trug sie ein graues Reisekleid. Beide Frauen sahen sich mit ihren schwarzen Locken, die mit feinen Spitzenhauben bedeckt waren, sehr ähnlich.
«Du liebes Bisschen, was ist hier geschehen?»
Einen Moment lang sahen sich alle betreten an. Erst als Ludowig mit einem Ruck das Regal anhob und an seinen Platz zurückstellte, brach Neklas das Schweigen. «Also, Mutter, was auch immer hier geschehen sein mag, ich möchte dir nun endlich meine liebe Adelina vorstellen. Adelina, dies sind meine Mutter und ihre Schwester, Frau Feidgin.»
«Und das ist der kleine Colin?» Benedikta trat auf Adelina zu und beäugte den Säugling, der sich inzwischen beruhigt hatte und vor Erschöpfung eingeschlafen war. «Schau, Feidgin, ist das nicht ein herziger Kleiner?»
Nun trat auch Neklas’ Tante näher und betrachtete das schlafende Kind. «Aber ja, was für ein hübscher! Aber was ist denn mit seinem Händchen passiert?»
«Eine Biene hat ihn gestochen», erklärte Adelina.
«Ach, so was aber auch. Schlimm!» Mitleidig streichelte Benedikta Colin über die Wange. «Hast du ihm Kamillensud darauf getan? Das hilft immer.»
«Ich habe den Stich mit Zwiebelsaft behandelt», beeilte sich Adelina zu sagen. Es schien ihr, als müsse sie sich verteidigen, wenn schon ihre Küche im Chaos versank und der von ihr so schön geplante Empfang derart verpatzt worden war.
«Ah ja, Zwiebelsaft ist nicht schlecht. Aber, meine Liebe, nimm trotzdem noch Kamillensud. Ich schwöre darauf!»
«Ich möchte ihn jetzt nicht aufwecken», wehrte Adelina ab. «Später kann ich …»
«Ach, je früher man so einen Stich behandelt, desto besser, nicht wahr, Feidgin?»
«Aber ja!» Feidgin nickte.
«Mutter.» Neklas sah zwischen Adelina und Benedikta hin und her und befand, er müsse seiner Gemahlin beistehen. «Adelina weiß schon, was sie tut. Und schau, Colin schläft doch jetzt so schön. Lasst uns lieber endlich etwas essen. Das heißt, falls noch etwas zu essen übrig ist?» Fragend blickte er Magda an, die sich verlegen über die Schürze strich. «Na ja, Herr Magister, also von der Soße ist kaum was übrig, und Moses hat ein ganzes Hühnchen verdrückt. Für alle wird es nicht mehr reichen.»
«Moses?», fragte Benedikta erstaunt.
«Der Hund», erklärte Magda.
«Dann werden wir wohl noch einmal etwas aus der Garküche holen müssen», beschloss Neklas. «Setzt euch derweil hin und trinkt einen Schluck Wein. Griet, Mira, kommt mit mir!» Er nahm die beiden Mädchen jeweils an einer Hand und zog sie mit sich.
«Sssieglinde, wer is’ das? Wills’ du unsss nich’ vorstell’?» Albert wankte näher, doch sofort war Ludowig neben ihm und stützte ihn.
«Ach, Vater, dies sind Frau Benedikta, Neklas’ Mutter, und Frau Feidgin, ihre Schwester. Sie besuchen uns für eine Weile. Frau Benedikta, dies ist mein Vater, Meister Albert Merten.»
«Wer is’ Nnneklas?», nuschelte Albert verwundert.
«Wer ist Sieglinde, und warum nennt er dich so?», wollte Benedikta wissen und musterte Albert neugierig.
Adelina verdrehte erneut die Augen. «Setzt Euch erst einmal, Frau Benedikta. Frau Feidgin, Ihr auch. Vitus!» Sie zog ihren Bruder heftig am Wams. «Komm endlich unter dem Tisch heraus!»
«Aber Fine ist hier und hat ganz viel Angst», kam es dumpf unter dem Tisch hervor.
Adelina biss die Zähne zusammen und schloss für einen Moment die Augen. Dann zog sie erneut an Vitus Kleidern. «Komm jetzt, du kannst die Katze ja mitnehmen. Bring sie in deine Kammer.»
«Ja, Vitus, wir bringen sie hinaus, damit sie sich beruhigt», sagte nun auch Franziska und ging neben dem Jungen in die Hocke. «Du kannst doch nicht den ganzen Tag unter dem Tisch sitzen bleiben.»
«Na gut.» Umständlich rutschte Vitus unter dem Tisch hervor und richtete sich auf. In seinen Armen hielt er Fine, der es dort offenbar gut gefiel. Etwas ungehalten blickte sie in die Runde und schloss dann die Augen.
«Komm, wir gehen raus.» Franziska nahm Vitus am Ellenbogen und schob ihn aus der Küche.
Benedikta und Feidgin hatten alles mit Interesse beobachtet, sagten jedoch nichts.
«Die Kleine hat ein Talent mit dem Jungen», brummte Ludowig anerkennend.
Magda schmunzelte. «Kein Wunder. Vitus ist ja auch ganz vernarrt in sie.»
«Was?» Sofort wurde Ludowigs Miene gewittrig. «So ein Blödsinn. Die
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