Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
sah Adelina ihre Besucherin an.
    Marie nickte. «Er wurde, wie viele andere Patrizier, aus Köln verbannt und wohnt nun in einem seiner Häuser in Siegburg.»
    Diese Information musste Adelina erst einmal verarbeiten. «Ihr habt familiäre Verbindungen zu den Patriziern? Und dennoch ist Euer Vater ins Schöffenamt gewählt worden?»
    «Also …» Verlegen rieb Marie ihre Hände aneinander. «Genau genommen hatte Bela diese familiäre Verbindung. Es ist zwar ein offenes Geheimnis, aber wir sprechen nie darüber. Um Gerede zu vermeiden, Ihr wisst schon.»
    «Gerede worüber?»
    «Bela ist nicht Walters Nichte. Sie nennt ihn zwar Oheim, doch in Wahrheit ist er ihr Vater.»
    In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen, sodass beide Frauen erschrocken zurückprallten.
    «Oha.» Meister Jupp sah sich verdattert um. «Verzeiht, Meisterin Burka, ich sah Euch zu spät. Und auch Euch,edle Jungfer.» Er musterte Marie kurz und lächelte entschuldigend. «Keinesfalls wollte ich Euch über den Haufen rennen.»
    «Es ist ja nichts passiert», sagte Marie. «Ich denke, ich werde nun wirklich gehen. Aber ich besuche Euch so bald wie möglich wieder, Meisterin Burka.»
    «Ich freue mich schon darauf», wiederholte Adelina herzlich.
    Marie trat an Meister Jupp vorbei auf den Marktplatz und sah sich um. «Verzeiht, Herr», wandte sie sich dann noch einmal an ihn. «Habt Ihr zufällig meine Magd gesehen? Sie sollte hier vor der Tür auf mich warten.»
    Meister Jupp verneinte. «Es sei denn, es handelt sich bei Eurer Magd um ein schwatzhaftes junges Ding mit einer Vorliebe für süße Pasteten.» Er wies auf die Bude eines Pastetenbäckers ganz in der Nähe, vor der ein leicht pummeliges Mädchen saß und, während es offensichtlich dem Bäcker schöne Augen machte, an einer der heißen Leckereien kaute.
    «Da soll mich doch!» Maries Miene verzog sich ärgerlich. «Woher hat sie denn das Geld? Mechthild!», rief sie mit überraschend lauter Stimme.
    Meister Jupp gluckste. «Vermutlich hat sie ihn mit ihrem Lächeln bestochen.»
    «Umso schlimmer!» Mit energischen Schritten eilte Marie auf ihre pflichtvergessene Magd zu. Meister Jupp und Adelina beobachteten, wie sie Mechthild am Arm fasste und zur Rede stellte. Augenblicke später huschte die Magd ihr voran mit eingezogenem Kopf über den Alter Markt davon.
    «Eine Kundin?», fragte Meister Jupp, und an seiner Stimme erkannte Adelina seine Belustigung.
    «Die Schwester der Toten, die im Gaffelhaus gefunden wurde», antwortete sie.
    «Ach?» Der Chirurg hob neugierig die Brauen. «Die Tote, die Ihr gefunden habt, wie ich hörte. Kennt Ihr sie schon länger?»
    «Nein, wir trafen uns erst kürzlich zum ersten Mal. Sie interessiert sich für die Apotheke und bat mich, sie ein wenig herumzuführen.»
    «Ein ungewöhnlicher Zeitpunkt, findet Ihr nicht?» Der Chirurg ging wieder in die Apotheke. «Der Verlust ihrer Schwester …»
    «Sollte sie ans Haus fesseln, meint Ihr? Vielleicht fühlte sie sich dort nicht sehr nützlich. So sagte sie mir jedenfalls.»
    Meister Jupp dachte darüber nach. «Ja, manchmal kann einen zu viel Trauer aus dem Hause treiben. Nun ja, aber weshalb ich überhaupt hier bin …»
    «Wolltet Ihr nicht nach Bonn fahren und Eure Familie herholen?»
    «So ist es, und ich bin auch schon so gut wie fort. Allerdings wollte ich Euch fragen, ob mir Ludowig kurz zur Hand gehen könnte. Ich habe ein paar schwere Kisten, die ich vorher noch in die Behandlungsräume tragen muss, und meine Gesellen sind ja leider noch nicht hier.»
    «Aber sicher doch. Ludowig müsste draußen hinter dem Haus sein. Geht nur zu ihm.»
    Meister Jupp bedankte sich und machte sich sogleich auf die Suche nach dem Knecht. Adelina schloss die Apothekentür und begab sich dann ins Hinterzimmer, um sich endlich wieder Mira und der Destille zu widmen. Dabei ging ihr das Gespräch mit Marie jedoch nicht ausdem Kopf. Sie dachte über den verschwundenen Meister Vetscholder und Maries Befürchtungen nach, es könne ihm ebenfalls etwas zugestoßen sein, und kam dabei zu dem Schluss, dass die junge Frau vielleicht mehr wusste, als sie zugab.

8
    «Warum darf ich mein altes Kleid nicht anziehen? Ihr habt gesagt, man kann noch ein Stück Stoff am Saum ansetzen», beklagte sich Griet auf dem Heimweg vom Schneider. Sie trug ein großes Bündel, in dem sich ihre neuen Kleidungsstücke befanden. Neben ihr schleppte Mira ein noch größeres Paket, strahlte jedoch übers ganze Gesicht. «Ich weiß gar nicht, was du

Weitere Kostenlose Bücher