Verrat im Zunfthaus
konnten sie nicht. Vielmehr, er konnte es nicht. Damals reiste Bela nur mit einem bewaffneten Wächter, der gleichzeitig die Kutsche lenkte. Die Söldner schlugen ihn nieder. Erst als sie fort waren, kam er wieder zu sich.»
«Liebes Bisschen!» Adelina schüttelte sich entsetzt. «Ein Wunder, dass Eurer Schwester damals nicht noch mehr passiert ist.»
Nun lächelte Marie wieder. «Sie konnte sich ihrer Haut wehren. Sie erzählte mir, sie habe um sich getreten und einige empfindliche Körperteile der Männer getroffen.» Sie wurde rot. «Nun ja, und einem von ihnen hat sie mit einem Stein die Nase gebrochen. Da suchten sie das Weite.»
«Eure Schwester war offensichtlich eine mutige Frau.»
«Das war sie», bestätigte Marie.
«Und die Wachen, die sie diesmal nach Siegburg begleiteten? Hat man die bereits befragt?»
«Natürlich. Onkel Georg hat mit ihnen gesprochen. Sie haben Bela nach Siegburg gebracht und dort bei ihrem Oheim zurückgelassen.»
«Hat man ihn ebenfalls schon befragt?»
«Das weiß ich nicht.» Marie wurde unruhig. «Warum fragt Ihr das alles?»
Adelina ging um den Tresen herum und auf Marie zu. «Es interessiert mich einfach. Die Umstände des Todes Eurer Schwester sind schließlich mehr als ungewöhnlich», wählte sie vorsichtige Worte.
Dennoch zuckte Marie zusammen. «Sie sind einfach schrecklich! Und, ja, ich vergaß, Ihr fandet sie ja. Wie schlimm muss das für Euch gewesen sein, Meisterin Burka.» Sie stockte und sah Adelina neugierig ins Gesicht. «Onkel Georg erzählte mir, dass Ihr ihm schon einmal bei der Aufklärung eines Mordes geholfen habt. Fragt Ihr deshalb? Werdet Ihr ihm auch jetzt wieder helfen?»
Adelina zögerte. «Genau genommen habe ich mit Herrn Reese schon zweimal einen Mörder überführt. Nun ja», sie lächelte schief. «Beide Male bin ich eher durch Zufall in die Angelegenheiten hineingeraten, und ehrlich gesagt habe ich meinem Gemahl versprochen, mich diesmal aus der Sache herauszuhalten.»
«Was Euch aber schwerfällt?» In Maries Frage schwang Verständnis mit. «Eure Fragen sind sehr klug, will ich meinen. Habt Ihr noch mehr davon?»
Adelina konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. «Möglicherweise habe ich die tatsächlich. Aber wäre es nicht sinnvoller, diese zusammen mit Herrn Reese zu erörtern?»
«Ihr habt recht.» Marie nickte. «Ich werde ihn bitten, mich noch einmal zu Euch zu begleiten.»
«Hoffen wir, dass Meister Vetscholder bis dahin auch wieder aufgetaucht ist.»
«Ja, hoffentlich», stimmte Marie zu. «Nun habt Ihr mich aber noch immer nicht in Eurer Apotheke herumgeführt. Und meine Magd wartet draußen schon recht lange.»
«Bittet sie doch herein», schlug Adelina vor, doch Marie schüttelte den Kopf.
«Mechthild ist nicht die Hellste und sehr geschwätzig. Ich weiß sie lieber draußen vor der Tür.» Sie lächelte. «Ein wenig Zeit habe ich noch. Und ehrlich gesagt bin ich froh, eine Weile von zu Hause fort zu sein. Ich kann dort nichts tun, um den Kummer meiner Eltern zu lindern.»
Also begann Adelina mit einer Führung durch den Apothekenraum, zeigte Marie etliche Tiegel, Fläschchen und Dosen mit zum Teil recht wundersamen Inhalten und erläuterte ihr, wozu diese jeweils dienten. Sie erklärte ihr die Waage und ließ sie auch einen Blick ins Hinterzimmer werfen. Zum Schluss bot sie ihr noch ein Stück ihres begehrten und sehr teuren Zuckerkonfekts an.
Marie schloss genießerisch die Augen, während sie kaute. «Himmlisch», sagte sie und leckte sich über die Lippen. «Ich habe bestimmt noch nie so eine Köstlichkeit gegessen.»
Adelina dankte ihr für das Lob und packte ein weiteres Stück zusammen mit einigen kandierten Kirschen ein. «Als Wegzehrung», meinte sie lächelnd.
«Ihr verführt mich!» Marie lächelte zurück. «Vermutlich hofft Ihr, in mir zukünftig eine neue Kundin zu haben.» Sie schob sich eine Kirsche in den Mund undverdrehte verzückt die Augen. «So sei es. Bei meinem nächsten Besuch bringe ich meine Geldbörse mit.» Sie schob das Päckchen mit den Süßigkeiten in ihre Gürteltasche und wandte sich zur Tür. «Nun muss ich aber wirklich gehen. Aber wenn ich darf, komme ich in den nächsten Tagen noch einmal vorbei.»
«Selbstverständlich, ich freue mich darauf.» Adelina trat neben sie und wollte ihr die Tür öffnen, als ihr noch etwas einfiel. «Wer ist eigentlich Euer Oheim, den Bela immer besuchte?»
Marie hüstelte. «Walter von der Weiden.»
«Der Patrizier?» Mit großen Augen
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