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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Verbundbriefes gäbe es in Köln keine Freischöffen mehr?»
    «Warum nicht?», fragte Reese. «So leicht lassen sich die Freischöffen nicht das Privileg nehmen, über Recht und Unrecht zu entscheiden.»
    Neklas stand nun ebenfalls auf und ging in dem Zimmerchen auf und ab. «Wenn die Feme für die beiden Morde verantwortlich wäre, würden sich die Freischöffen damit nicht zu weit aus dem Fenster lehnen? Sie würden damit schließlich das gerade erst neueingesetzte Hochgericht in Frage stellen.»
    «Und die Feme untersteht dem Erzbischof. Würde er nicht in diesem Fall auf einem öffentlichen Prozess bestehen?», hakte nun auch Adelina nach. «Immerhin hat er den Verbundbrief offiziell anerkannt. Wenn nun jemand versucht, ihn zu untergraben, müsste er doch offen Stellung beziehen und es nicht einem geheimen Femegericht überlassen, das Urteil zu fällen und zu vollstrecken, oder?»
    «Deshalb haben wir die Sektion veranlasst», erklärte Reese und nickte Neklas kurz zu. «Verzeiht, Magister Burka, dass ich Euch bis jetzt darüber im Unklaren gelassen habe. Es ist für Erzbischof Friedrich von Saarwerden von äußerster Wichtigkeit, diese Angelegenheit aufzuklären. Offiziell untersteht ihm zwar die Feme, aber in der Praxis ist es ihm kaum möglich, alle Handlungen und Urteile der Freigerichte zu kontrollieren. Vor allem, da die Freischöffen eifersüchtig über ihre Privilegien wachen und auf ihre Unabhängigkeit pochen. Wenn sich nun herausstellt, dass die Feme ohne sein Wissen gehandelt hat …»
    «… könnte ihn das in eine äußerst unangenehme Lage bringen», schloss Neklas. «Ein schöner Schlamassel.»
    «Und möglicherweise stände uns dann ein erneuter Machtkampf bevor», bestätigte Reese. «Vermutlich wird es daher nötig werden, dass Ihr mit einigen Schöffen zum Erzbischof nach Bonn reist, um ihm Eure Erkenntnisse der Sektion persönlich zu unterbreiten. Ich gebe Euch aber rechtzeitig Bescheid, sollte es dazu kommen.»
    Adelina und Neklas verabschiedeten sich, und Reese begleitete sie noch zum Ausgang. Dort wandte er sich noch einmal an Adelina: «Was ich Euch noch fragen wollte, wisst Ihr etwas von Marie? Sie wollte mich gesternbesuchen, ist aber nicht gekommen. War sie vielleicht bei Euch?»
    Adelina sah ihn überrascht an. «Ja, sie war gestern Mittag in meiner Apotheke. Ich bat sie zu warten, weil noch Kunden da waren, doch so lange hatte sie wohl nicht Zeit, denn sie ging sehr plötzlich wieder.» Sie zögerte. «Das war allerdings gerade, als uns die Nachricht erreichte, man habe einen Kölner Bürger ermordet vor dem Severinstor gefunden. Auf einmal hatte sie es sehr eilig. Glaubt Ihr, sie ist in Schwierigkeiten? Hat sie ebenfalls etwas mit den Edelsteinen zu tun?»
    «Auf keinen Fall, das ist nicht möglich!», rief Reese erschrocken. «Niemals würde sie so etwas tun. Ihr Vater ist gerade in das Schöffenamt gewählt worden. Sie würde sich nicht gegen den Gaffelrat wenden, das ist ausgeschlossen.»
    «So ausgeschlossen wie im Falle von Meister Vetscholder?», gab Neklas zu bedenken. «Bela war ihre Schwester. Gewiss hatte sie großen Einfluss auf Marie.»
    «Nein.» Reese schüttelte heftig den Kopf. «Nein, nicht Marie. Sie hat Bela geliebt, das weiß ich. Aber die beiden waren sehr verschieden. Marie würde so etwas nicht tun.»
    «Und wenn doch?», fragte Adelina und spürte ein tiefes Unbehagen in sich aufsteigen. Sie mochte Marie; hatte insgeheim gehofft, in ihr eine Freundin zu finden. Doch sie hatte sich schon zweimal in einem äußerlich freundlichen und liebenswürdigen Menschen geirrt. War ihr das nun womöglich schon wieder passiert?
    «Ich muss so bald wie möglich zu ihr gehen und mit ihr sprechen.» Reese war sehr blass geworden. «Ich suche sie noch heute auf. Ihr müsst mich nun entschuldigen.»Er ging mit steifen Bewegungen zurück ins Rathaus.
    Neklas nahm Adelinas Arm und führte sie aus der Judengasse hinaus zum Alter Markt. «Wenn Marie in Verdacht gerät, werden sie sie zu Turme bringen, bis Gewissheit besteht», sagte er.
    Adelina nickte stumm. Erinnerungen an eine winzige kalte Zelle mit einer alten Decke als Schlafstatt und einem stinkenden Fäkalieneimer kamen in ihr hoch.
    Neklas sah sie prüfend von der Seite an. «Es ist nicht sicher, dass sie etwas mit der Sache zu tun hat.»
    «Aber wahrscheinlich, nicht wahr?», antwortete Adelina und blickte finster zu Boden. Ein Windstoß fegte über den Marktplatz und wirbelte Staub und Abfall auf.
    Adelina fasste nach

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